The Lodge

Zu Weihnachten naht der Horror


FilmClicks:
„The Lodge“: Jaeden Martell, Lia McHugh, Richard Armitage und Riley Keough © SquareOne
GESAMTEINDRUCK: „The Lodge“ ist wunderbarer Arthaus-Horror von Veronika Franz & Severin Fiala („Ich Seh Ich Seh“). Ein Film, bei dem man nie weiß, was als nächstes passieren wird. 
 
DIE STORY: Richard (Richard Armitage) will einen Neuanfang. Nach dem Tod seiner Frau möchte er mit den Kindern Mia und Aiden sowie seiner neuen Lebensgefährtin Grace (Riley Keough) Weihnachten in einer kleinen Hütte in den Bergen verbringen. Grace soll die Kinder besser kennenlernen. Aber dann muss Richard nochmal in die Stadt. Grace bleibt mit den Kids (Lia McHugh und Jaeden Martell) allein im Haus zurück. Es beginnt stark zu schneien und irgendetwas oder -jemand treibt sein Unwesen. Sachen verschwinden, Uhr- und Tageszeit stimmen nicht mehr. Und Grace hört immer häufiger die Stimme ihres Vaters, der vor vielen Jahren als Sekten-Guru für einen Massen-Suizid verantwortlich war.
 
Eine verstörte Frau, die gern Mutter wäre: Riley Keough als Grace in „The Lodge“ © SquareOne

DIE STARS: Schon bei ihrem Horror-Hit „Ich seh Ich seh“ war es sehr interessant zu betrachten, wie die Wiener Filmemacher Veronika Franz und Severin Fiala ihre Schauspieler einsetzten. Nicht von ohne sprach man damals von den besten „Horrorkindern“ ever.
Den Trend zu einem starken Cast setzen Franz & Fiala nun fort. Sie haben mit Richard Armitage einen Star, den man seit den „Hobbit“-Filmen kennt. Mit Alicia Silverstone eine Ikone des 90er-Jahre-Kinos. Mit Riley Keough sogar eine Elvis-Enkelin.
Doch an wen wird man sich nach dem Kinobesuch erinnern? Frau Silverstone ist so schnell verschwunden, dass man besser im Abspann nachliest, ob sie es wirklich zu sehen war. Richard Armitage hat wenige, wenngleich bemerkenswerte Szenen als Vater. Riley Keough hinterlässt einen tiefen Eindruck; besonders in der letzten, verstörenden Szene. Aber es sind erneut die Kinder, die in diesem Horrordrama die stärkste Wirkung erzeugen. Ein Kompliment an die Newcomerin Lia McHugh und an Jaeden Martell, der unter dem Namen Jaeden Lieberher schon in Filmen wie „St. Vincent“ oder „Es“ sein Talent zeigte.

Eine einsame Hütte in den Bergen ist der Schauplatz von „The Lodge“ © SquareOne

DIE KRITIK: Die englischen Hammer-Filmstudios hatten in den 1960er Jahren ihre stärkste Zeit. Mit Filmen, in denen es um Horror im weitesten Sinn ging. Aber nicht so sehr um den Horror, der vordergründig auf Blut und Gewalt setzt. Es war immer eine ordentliche Portion Erschrecken und Ungewissheit im Spiel. Und da „The Lodge“ ganz herrlich auf dieser Klaviatur der Gefühle spielt, ist der Film nun beim Neustart der Hammer-Studios sehr gut aufgehoben.
Um es gleich vorwegzunehmen: Das Niveau des Grauens, das die Filmemacher Veronika Franz & Severin Fiala mit „Ich seh Ich seh“ erreicht haben, gelingt ihnen dieses Mal nicht ganz. Was einige Kinogänger vielleicht etwas enttäuschen könnte. Auf der anderen Seite: Wie wollte man den Horror um zwei Kinder, die ihre aus der Klinik zurückgekehrte Mutter nicht mehr akzeptieren und radikal ablehnen, denn noch steigern?
Beim Thema Familie aber bleiben Franz & Fiala auch dieses Mal: Es geht um verstörte Kinder und um eine ebenfalls  zutiefst verstörte Frau, die gern Mutter wäre. Schon von den ersten Szenen an weiß jeder Kinogänger, dass dieser Film über eine zerbrochene Familie nicht auf dem Weg zu einem Happy End ist.
Das Spiel dreht sich um Weihnachten in den Bergen. Schon der erste Blick auf das verschneite Gebäude weckt Assoziationen an Stanley Kubricks  „The Shining“ und man hofft auf eine ähnlich interessante Film-Verführung. Die Regisseure wissen darum und führen den Zuschauer ein ums andere Mal sehr angenehm in die Irre. Als Grace und die Kinder allein in der Hütte sind, kann man sich denken, dass irgendwann der Wahnsinn Einzug halten wird. Allerdings nicht so, wie es einen der sehr klug geschnittene Trailer glauben macht (eine wahre Wohltat bei derart vielen schlechten Trailern, die es momentan gibt!).
„The Lodge“ baut eine Spannung auf, die sich aus der Frage ergibt, woher der Schrecken kommt. Die Auflösung - dies muss als Minus angemerkt werden - kommt dann nicht so überraschend, wie man das von diesen Meistern der Spannung erwartet hätte. Aber zwischendurch darf man fein miträtseln, ob es einen Eindringling gibt, ob Grace die Nerven verliert oder ob mal wieder die Kinder diejenigen sind, die jede Menge Spuk inszenieren.
Die Story wird von jeder Menge düsterer Atmosphäre begleitet. Und über das Ende – was jetzt genau wem warum passiert – darf nach dem Film gern diskutiert werden. Merke: Nicht nur M. Night Shyamalan kriegt sehr gute Twists am Ende hin! 
 
IDEAL FÜR: Kinogänger, die es mögen, wenn in einem Film die Bedrohung stetig zunimmt. Man aber nicht weiß, woher sie genau kommt.






Trailer
LÄNGE: 113 min
PRODUKTION: Großbritannien / USA 2019
KINOSTART Ö: 06.02.2020
REGIE:  Veronika Franz, Severin Fiala
GENRE: Horror
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Richard Armitage: Richard
Riley Keough: Grace
Jaeden Martell: Aidan
Lia McHugh: Mia
Alicia Silverstone: Laura