DIE STORY: Ein großer Kinderwunsch, zwei Fehlgeburten und ein Findelkind - im Drama „The Light Between Oceans“ schlägt das Schicksal mächtig zu. Und immer hat das etwas mit Babys zu tun.
Die Story beginnt mit der Heimkehr des Soldaten Tom Sherbourne (Michael Fassbender) aus dem Ersten Weltkrieg nach Australien. Um Abstand von den Schrecken des Krieges zu finden, verdingt er sich als Leuchtturmwächter auf einer abgelegenen Insel.
Allerdings hat die junge Isabel Graysmark (Alicia Vikander) ein Auge auf ihn geworfen. Die beiden werden ein Paar. Sie heiraten. Bald ist Isabel schwanger. Doch dann, in einer sturmumtosten Nacht, erleidet sie eine Fehlgeburt. Und Monate später noch eine.
Das Eheglück weicht tiefer Trauer. Eines Tages wird ein steuerloses Boot an Land gespült. Darin liegen ein toter Mann und ein Baby, das noch atmet. Alicia beschließt, das Mädchen als eigene Tochter großzuziehen. Tom, der Leuchtturmwächter, stimmt widerstrebend zu. Jahre später allerdings kommt heraus, dass Hannah Roennfeldt (Rachel Weisz), die wahre Mutter des Mädchens, gar nicht weit entfernt an der Küste lebt und noch immer nach ihrer Tochter sucht.
Zunächst behalten Tom und Alicia ihr Geheimnis noch für sich. Doch die Gewissensbisse werden übermächtig. Tom gibt alles zu. Das allerdings tut allen Beteiligten auch nicht gut. Denn nun nimmt das Schicksal endgültig seinen düsteren Lauf.
DIE STARS: Mit dem zweifachen Oscar Nominee Michael Fassbender („Steve Jobs“, „12 Years A Slave“) und der aktuellen Oscar-Gewinnern Alicia Vikander („The Danish Girl“) sind die Hauptrollen von „The Light Between Oceans“ sehr prominent besetzt. Auch Rachel Weisz, die Dritte im Bunde, weiß, wie sich ein Oscar-Gewinn anfühlt (sie wurde 2006 für ihre Rolle im Le-Carré-Thriller „Der ewige Gärtner“ ausgezeichnet).
DIE KRITIK: „The Light Between Oceans“ ist natürlich die Verfilmung des gleichnamigen Bestseller-Romans von M. L. Steadman, der auf Deutsch als „Das Licht zwischen den Meeren“ erschien. Warum dieser deutsche Titel bei uns nicht auch für den Film verwendet wird, bleibt ein Rätsel.
Ein noch viel größeres Rätsel hinterlässt aber die Frage, welches Ziel US-Regisseur Derek Cianfrance („Blue Valentine“) beim Dreh verfolgte. Denn während der Roman von vielen Kritikern gelobt wurde, ist die Filmversion so etwas wie die Mutter aller Kino-Schmachtfetzen geworden. Regisseur Cianfrance hat die Story tief im Schmalzfass versenkt.
Die Probleme beginnen bei der Akustik. Unentwegt heult ein Sturm von Windstärke zwölf durch die Lautsprecher – auch in Szenen, in denen die (sehr schönen) Filmbilder ruhiges Wetter anzeigen. Der Dauerorkan wird begleitet von einem aufdringlichen Edelkitsch-Soundtrack, bei dem man niemals annehmen würde, dass er vom großen Filmmusik-Komponisten Alexandre Desplat stammt.
Im Gegensatz zum Sturm aus allen Tonkanälen liegt das Spieltempo nahezu bei Null. Der Film beginnt ungemein statisch wie ein altmodisches Konversations-Stück; er braucht annähernd eine Stunde, um ein bisschen in Fahrt zu kommen.
Doch wenn es dann mit Fehlgeburten und Findelkind dramatisch wird, dann gewinnt man die Erkenntnis, dass große Schauspieler nicht immer große Leistungen abrufen. Mal schreckensstarr, mal zornesrot, mal bebend vor Trauer und Schmerz: Alicia Vikander, Michael Fassbender und Rachel Weisz agieren geradezu grotesk überdreht. Das tut dem Film nicht gut und den Darstellern schon gar nicht.
Die Stars senden ihre Worte und Emotionen mit so viel Überdruck in die Kamera, dass sie für meinen Geschmack irgendwann unglaubwürdig werden. Sie wirken dann wie mäßig begabte Mimen, die nicht in ihren Rollen aufgehen, sondern erkennbar einen einstudierten Text aufsagen.
Zum extrem schwülstigen Stil des ganzen Films passt dieses Overacting freilich ganz gut. „The Light Between Oceans“ ist ein bestenfalls durchschnittliches Kino-Melodram, das nicht nur von seinen Protagonisten viel Lust am Leid verlangt.
IDEAL FÜR: die vielen Fans des Romans „Das Licht zwischen den Meeren“ die ihre persönlichen Lese-Eindrücke mit jenen des Films vergleichen wollen.