DIE STORY: Action-Star Vin Diesel geht in „The Last Witch Hunter“ einem Beruf nach, von dem man gar nicht wusste, dass es ihn noch gibt. Vin ist - der, äh, deutsche Verleihtitel deutet es an - der letzte Hexenjäger. In New York. In der Gegenwart.
Wenn jemand heutzutage seine Dollars als Hexenjäger verdienen will, setzt das natürlich voraus, dass es Hexen gibt. Sonst wäre er ja arbeitslos. Aber zum Glück für Mr. Diesel, der den Rollennamen Kaulder trägt, herrscht auf der Leinwand an Hexen kein Mangel. Denn, so die offizielle Inhaltsangabe: „Hexen sind das Unheil dieser Erde. Die Bruderschaft Axt & Kreuz ist die Heilung. Sie beschützt ihre Waffe, den unsterblichen Krieger, der geschworen hat, die Menschheit gegen die Hexen zu verteidigen.“
DIE STARS: Hexenjäger Vin Diesel hat sich als Boliden-Bändiger in der „Fast & Furious“-Serie mit Vollgas in die Riege der Hollywood-Megastars geschoben. An seiner Seite haben Elijah Wood und Michael Caine Kurzauftritte als priesterliche Helfer mit mehr oder minder reiner Seele.
Die Hexenwelt wird von der Deutsch-Französin Julie Engelbrecht („Die Mamba“) repräsentiert; sie fungiert als Hexenkönigin. Die Britin Rose Leslie („Downton Abbey“, „Game of Thrones“) ist so eine Art Hybrid: Halb Hexe, halb Hexenjägerhelferin.
DIE KRITIK: Die Hexenverfolgungen früherer Jahrhunderte und die kirchliche Inquisition sind Geschichte. Das Zeitalter der Aufklärung räumte mit so manchem Aberglauben auf. Die Frauenbewegung half, das moderne Frauenbild zu formen. Und was tut Vin Diesel? Er schleppt die Hexen, als Produzent und Hauptdarsteller von „The Last Witch Hunter“, einfach wieder in die Gegenwart zurück. Oh my god.
Der freundliche Mr. Diesel, der mit seinem muskelbepackten Charme für gewöhnlich noch den größten Schmarrn irgendwie aufzupeppen vermag, ist in seinem Kino-Hexenhaus von allen guten Geistern verlassen. Die „Witch Hunter“-Story, die über drei Ecken auf dem Videospiel „Dungeons & Dragons“ basiert, strotzt vor schablonenhafter Einfalt. Obendrein ist die Angelegenheit ziemlich verwirrend, weil es in Rückblenden immer wieder ein paar Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit geht.
Zuschauer, die sich weigern, an die Existenz von Hexen zu glauben, können den Film immerhin ein bisschen als unfreiwillige Satire genießen: Mit so großem Ernst hat man so großen Blödsinn wie hier schon lange nicht vorgeführt bekommen.
Hexengläubige wiederum werden nur gelegentlich belohnt. Der Feldzug des Witch Hunters gegen die Hexenkönigin ist zwar, wie es sich fürs Fantasy-Genre gehört, mit reichlich Action garniert. Doch visuell lassen die düsteren Kampf- und Gruselszenen in der uninsprierten Inszenierung von Breck Eisner viele Wünsche offen. Gutes Kino geht anders.
Gibt es gar nichts Gutes an „The Last Witch Hunter“? Oh ja: Die Szenen mit Michael Caine. Die Wortduelle mit diesem Meister der Schauspielkunst fallen Vin Diesel erkennbar schwerer als seine Action-Sequenzen. Aber man merkt, dass sich der Muskelmann redlich bemüht, und das durchaus mit Erfolg. Angestachelt von Michael Caine zeigt Diesel (nicht zum ersten Mal), dass er eine passable Portion Schauspieltalent besitzt.
Den Film rettet das freilich nicht. Am Lenkrad in „Fast & Furious“ ist Vin Diesel definitiv besser aufgehoben als in der Hexenwelt.
IDEAL FÜR: ganz tapfere Vin-Diesel-Fans.