GESAMTEINDRUCK: Lars von Triers neues Werk „The House That Jack Built“ ist ein über die Maßen gewalttätiger Film, der bis zum Ende nicht erklären kann, warum er all die Grausamkeiten zeigt.
DIE STORY: „The House That Jack Built“ erzählt von Jack (der Mörder Jack Unterweger soll Lars von Trier als Inspiration gedient haben), der in seinem Leben nur dann Erfüllung findet, wenn er Menschen ermordet und aus ihren Leichen in einem Kühlhaus eine Kathedrale baut. In diesem Kühlhaus taucht eines Tages ein geheimnisvoller Mann (Bruno Ganz) auf, der Jack (Matt Dillon) dazu bringt, über sein Leben und seine Taten zu berichten.
DIE STARS: Matt Dillon ist seit langer Zeit mal wieder in einer Hauptrolle zu sehen. Leider spielt er den Serienmörder Jack entweder lustlos oder völlig uninspiriert. An seiner Seite ist der wie immer wunderbare Bruno Ganz über 80 Prozent des Filmes erst nur zu hören, bis er dann auftaucht. Und Jack in die Hölle geleitet. Uma Thurman hat einen kleinen Gastauftritt als eine der Frauen, die zum Teil bestialisch zu Tode kommen.
DIE KRITIK: Mit „The House That Jack Built“ kehrte Lars von Trier 2018 nach sieben Jahren Zwangspause - 2011 wurde er nach umstrittenen Äußerungen zur Persona Non Grata erklärt – zum Festival Cannes zurück.
Der Däne zeigt mit diesem grimmigen Serienmörder-Film, dass er sich nach wie vor unverstanden fühlt. Warf man ihm früher vor, frauenfeindliche Filme zu machen, lässt er hier Frauen auf brutalste Weise (die Handkamera hält immer direkt drauf) ums Leben kommen. Lautete der Vorwurf vor sieben Jahren, er würde mit Nazis sympathisieren, baut er in seinen neuen Film gleich den nächsten Schlag ein. Er behauptet, Hitlers Architekt Albert Speer wäre ein großer Künstler. Bei allem Respekt: der Mann versteht es, sich Feinde zu machen.
„The House That Jack Built“ bringt eine neue Qualität in von Triers Schaffen. Leider. Denn im Gegensatz zu solch wundervollen Filmen wie „Melancholia“ entsteht hier überhaupt kein Sog. In einem Horror-Trip mit zu großen Teilen unerträglich realistischen Bildern erlebt man, wie sich Jack (Matt Dillon) - der eigentlich Architekt werden wollte - durchs Leben mordet. Wobei er seine Morde als Kunst ansieht und auf ein finales Kunstwerk hinsteuert.
Eine zweite - dann doch eher interessante - Ebene bekommt der Film in Gesprächen mit dem mysteriösen Verge (Bruno Ganz), der den Killer die kompletten 155 Filmminuten hinweg befragt. Zu seinen Morden, aber auch zu allen möglichen anderen Themen. Da geht es zum Beispiel um die deutschen Stuka-Bomber des Zweiten Weltkriegs, die einen ganz besonders fiesen Sound hatten. Oder um Architektur im Allgemeinen und um Glenn Gould, einen der begnadeten Pianisten des 20. Jahrhunderts.
Warum Lars von Trier seit vielen Jahren Filme dreht, die jenseits aller Unterhaltung sind, das hat der Däne schon häufig erklärt. Es sind seine inneren Dämonen - von Trier leidet unter schweren Depressionen -, von denen er uns auf der Leinwand erzählt. Er will uns mitteilen, wie schlecht es ihm geht. Das versteht man auch bei „The House That Jack Built“ wieder sehr gut.
Aber wieso man es sich anschauen soll, wie einer Frau bei lebendigem Leib die Brüste abgeschnitten werden (aus einer macht sich Jack dann ein Portemonnaie) und warum zwei Kinder erschossen werden und eines davon im Tode noch als Grusel-Installation dienen muss, das erschließt sich beim besten Willen nicht. Dieser Film toppt in vielen Szenen die Horror-Reihe „Saw“ mit ihren sadistischen Morden. Und das kann Lars von Trier beim besten Willen nicht gewollt haben.
IDEAL FÜR: Fans von Lars von Trier, die keinen seiner Filme verpassen wollen.