DIE STORY: „The Gift“ ist ein spannungsgeladener Psycho-Thriller, der den Zuschauer entschlossen packt und bis zum Finale keine Sekunde mehr loslässt.
Natürlich beginnt alles ganz harmlos. Ein junges Paar, Simon (Jason Bateman) und Robyn (Rebecca Hall), übersiedelt von Chicago nach Los Angeles. Er macht dort Karriere. Die beiden beziehen ein elegantes Haus.
Alles könnte ganz prächtig sein – würden sie eines Tages nicht zufällig Gordo (Joel Edgerton) begegnen. Der ist ein alter Schulfreund von Simon. Wobei: Freund ist vielleicht übertrieben. Gordo schmeißt sich an Simon und Robyn ran. Er macht ihnen dauernd Geschenke (daher der Filmtitel „The Gift“). Er taucht unangemeldet auf und beschwört unangenehme Situationen herauf, die anfangs nur peinlich sind und später zunehmend bedrohlich.
Wohin das alles führen soll, bleibt lange verborgen. Nur eines ist dem Publikum rasch klar: Diese Geschichte steuert auf einen großen Knall zu.
DIE STARS: Joel Edgerton hatte in diesem Herbst einen großen Auftritt neben Johnny Depp, den er im Gangsterfilm „Black Mass“ gelegentlich fast an die Wand spielte. In „The Gift“ zeigt der 41jährige Australier, dass er noch weit mehr drauf hat, als auf der Leinwand zu glänzen. Er begeistert nicht nur in der Rolle des irrlichternden Gordo. Nein: Edgerton hat den Klasse-Thriller auch geschrieben und inszeniert. Aber Hallo!
Jason Bateman, der den Karrieristen Simon spielt, punktete zuletzt mit Komödien-Hits wie „Kill The Boss“ und „Voll abgezockt“. Die Engländerin Rebecca Hall hatte ihren Durchbruch an der Seite von Scarlett Johansson in Woody Allens Komödie „Vicky Cristina Barcelona“ (Golden-Globe-Nominierung).
DIE KRITIK: Um Spannung zu erzeugen, muss in einem Film nicht viel passieren. Viel intensiver wirkt die Suggestion, dass etwas passieren
könnte. Alfred Hitchcock entwickelte dieses Prinzip zur Perfektion. Joel Edgerton zeigt in seinem Regie-Debüt „The Gift“, dass er auf dem Klavier der dunklen Emotionen ebenfalls virtuos zu spielen versteht.
Schon mit seinem ersten Auftritt, wenn er als verpeilter Sonderling Gordo dem Strahle-Paar Simon & Robyn gegenübertritt, schafft Edgerton die gewollt unbehagliche Atmosphäre. Anschließend kann sich das Publikum in diesem gekonnten Stück Gruselkino behaglich schaudernd einrichten.
Da gibt’s Bilder aus einem stillen, dunklen Haus in der Nacht: Unheimlich. Oder eine kleine Szene mit einem Baby, das allein in einem Auto liegt: Beunruhigend. Dann wartet eine Flasche Wein als Geschenk vor der Haustür des Paares, und kurze Zeit später steht Gordo als ungebetener Gast selbst auf der Matte.
Was hat der Mann nur vor? Man will das gar nicht wissen. Und man ist doch längst fasziniert von diesem fiesen, kleinen Thriller, der Schritt für Schritt ans Licht bringt, was die Protagonisten an Seelenmüll unter den Teppich gekehrt haben.
Als Autor sorgt Joel Edgerton dafür, dass nur eine Erwartungshaltung der Zuschauer erfüllt wird: Jene nach nie versiegender Spannung. Ansonsten schlägt die Story etliche Volten, in denen Unerwartetes geschieht. Als Regisseur erzeugt Mr. Edgerton eine Atmosphäre energischer Unruhe, die den Film rasch vorantreibt. Und als Darsteller leistet er Großes, indem er aus Gordo eine unberechenbare Mischung aus armseligem Würstchen und monströser Drohgestalt macht.
Auch Jason Bateman und Rebecca Hall tragen als Simon und Robyn tiefe Kerben in ihren Biografien, die man bei diesen arrivierten Wohlstandbürgern nicht erwarten würde. All diese Charakterzüge sind Zündstoff für ein donnerndes Finale. Über dessen Details gibt es an dieser Stelle nur Eines zu sagen: Schau'n Sie sich das an..
IDEAL FÜR: Freunde gediegener Psycho-Thriller, die es mögen, wenn es ihnen im Kino manchmal unheimlich zumute wird.