DIE STORY: Die Doku „The Fourth Phase“ begleitet den Weltklasse-Snowboarder Travis Rice und seine Kumpels auf einer Reise rund um den Nordpazifik, wo die Extremsportler ihre Spuren durch atemraubende Berglandschaften ziehen – in den USA, in Japan und in Russland.
Als inhaltliche Klammer dienen Betrachtungen über das Wasser, das in seinem gefrorenen Zustand ja die Grundvoraussetzung für den Snowboard-Sport darstellt. Doch „The Fourth Phase“ ist keine Naturwissenschafts-Doku. Im Zentrum stehen natürlich die immer wieder atemraubenden Bilder der Snowboarder. Man fährt mit bei den Abfahrten von steilen Gipfeln, durch enge Felsschluchten oder durch Wälder, in denen die Sportler jede Sekunde gegen einen Baum krachen könnten.
Dass das Snowboarden in dieser extremen Ausformung auch extrem gefährlich ist, wird nicht verschwiegen und in einer Schlüsselszene auch brutal sichtbar.
Da sieht man, wie Travis Rice bei einer Abfahrt eine mächtige Lawine auslöst, unter der er Sekunden später verschwindet. Wenn die Lawine zum Stillstand kommt, wird klar, dass Rice unvorstellbar viel Glück hatte: Er liegt nicht unter, sondern auf dem Schnee. Und irgendwann steht er wieder auf. Und sobald es geht, schnallt er sich wieder das Snowboard an.
DIE STARS: Der 34-jährige Travis Rice, der quasi mitten im Schnee (im US-Staat Wyoming) zur Welt kam, jagt seit seiner Kindheit auf Snowboards die Hänge hinunter. 2001 machte er seinen Sport zum Beruf. Mit Spitzenplätzen in zahlreichen Wettbewerben etablierte er sich in der Weltspitze.
Durch seine Filme „That’s It, That’s All“ (2008) und „The Art of Flight“ (2011), die so wie „The Fourth Phase“ vom Red Bull Media House produziert wurden, erwarb sich Rice in der internationalen Szene den Ruf einer Snowboarder-Legende.
DIE KRITIK: „Etwas zu suchen, bedeutet, nicht zufrieden zu sein mit dem, was man erreicht hat“, sagt Travis Rice zu Beginn des Films. „Es bedeutet, dass man die Phantasie hat, es könnte mehr geben. Ich bin ein Suchender.“
In „The Fourth Phase“ sucht Rice nach neuen und verwegenen Kicks, wie man die Berge talwärts mit dem Snowboard bezwingen kann. Und das Publikum findet Bilder, die einem immer mal wieder den Atem stocken lassen. Denn was Rice und seine Freunde auf dem Snowboard probieren, das ist verdammt nah an der Grenze zur Überwindung der Schwerkraft. Doch wenn die Jungs ihre Wahnsinnsfahrten beginnen, zittert man im Kino, dass sie nicht von der Schwerkraft an den nächsten Felsen oder Baumstamm geklatscht werden.
Damit reiht sich „The Fourth Phase“ nahtlos in die Bibliothek jener Filme ein, die furchtlose Extremsportler durch spektakuläre Landschaften begleiten. Schauplätze sind die Rocky Mountains und die Felsriesen Alaskas; die japanischen Alpen und die Gebirge im russischen Kamchatka. Von Wind und Wetter lassen sich die Jungs niemals stoppen – vom russischen Militär allerdings schon. Die Armee verweigert ihnen nach einem stundenlangen Helikopter-Flug die Genehmigung, von den Gipfeln der Kurilen-Inseln runterzudonnern. Macht nix. Es gibt genug Berge auf dieser Welt.
Natürlich fragt man sich als Nicht-Extremsportler, was die Männer (Frauen kommen in „The Fourth Phase“ nicht vor) dazu antreibt, bei ihren Abfahrten schwerste Verletzungen zu riskieren. Aber darauf gibt’s, wie so oft bei Grenzgängern, keine ausformulierte Antwort. Man kann es jedoch aus den Gesichtern der Männer ablesen, wenn sie nach gewagten Aktionen abschwingen. Dann sieht man die Freude und die Euphorie. Man spürt ihr Glücksgefühl, wieder einmal alle Barrieren und die eigenen Ängste überwunden zu haben.
Fazit: „The Fourth Phase“ ist ein hochklassiger Extremsport-Film, der von Regisseur Jon Klaczkiewicz spektakulär inszeniert wurde. Wer sich für das Snowboarden begeistert, wird hingerissen sein.
Doch wer die unberührte Natur liebt, wird möglicherweise die Stirn runzeln. Denn auch dies verheimlicht die Doku nicht: Wenn man den Snowboard-Sport so wie Travis Rice ausüben will, dann braucht man den Dauereinsatz knatternder Hubschrauber und Schneemobile.
IDEAL FÜR: Grenzgänger und Snowboard-Fans.