GESAMTEINDRUCK: „The Florida Project“ ist ein zu Herzen gehendes Sozialdrama mit Willem Dafoe über dysfunktionale Familien, die im Schatten des Glitzerglanzes von Disney World in billigen Motels in Florida leben.
DIE STORY: Willkommen im
Magic Castle Motel in Orlando: Die billige Herberge ist der Schauplatz von „The Florida Project“. Dort haben arme Familien – meist alleinerziehende Mütter und ihre Kinder, die sich keine Wohnung leisten können – Quartier bezogen. Während die Erwachsenen in einem täglichen Kampf versuchen, genug Dollars für die Miete und das Essen aufzutreiben, erleben die Kinder das Umfeld des Motels als großen Abenteuerspielplatz. Der Motel-Manager Bobby (Willem Dafoe) ist der gute Geist dieser in bunte Farben getauchten grauen Welt.
DIE STARS: Willem Dafoe, der rastlose Wanderer zwischen Arthaus-Kino („Grand Budapest Hotel“) und Blockbustern („Spider-Man 3“), erhielt für seine Rolle in „The Florida Project“ eine Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller. Nachwuchstalent Caleb Landry Jones ist derzeit auch im Hit „Three Billboards in Ebbing, Missouri“ zu sehen.
Bria Vinaite, die Darstellerin der jungen Mutter Halley, feiert ihr Filmdebüt; im wirklichen Leben ist sie Modedesignerin in New York. Ihre kleine Filmtochter Brooklynn Prince hat schon viel Kamera-Erfahrung und träumt davon, einmal den Oscar zu gewinnen.
DIE KRITIK: Wer ein Ticket für „The Florida Project“ kauft, um Willem Dafoe in „einer der wichtigsten Rollen seiner gesamten Karriere“ (
The Times) zu sehen, wird überrascht sein. Der Star ist zwar verantwortlich für den gütig-optimistischen Grundton des Films, doch er kommt erstaunlich selten ins Bild. „The Florida Project“ ist vor allem anderen ein Film über Kinder und ihre vom Leben geprügelten Mütter.
Im Mittelpunkt steht die 22-jährige Halley (Bria Vinaite), die im Grunde selbst noch ein Kind ist. Vom Vater ihrer sechsjährigen Tochter Moonee (Brooklynn Prince) fehlt jede Spur – vom nötigen Kleingeld zum Leben auch. Halley schlägt sich mit Schulden und kleinen Betrügereien durch, und irgendwann weiß sie keinen anderen Rat mehr, als ihren Körper als Sexarbeiterin an Männer zu verkaufen.
Die irrlichternde und selten nüchterne Halley hat ihr Dasein nicht im Griff. Wie soll sie da ihrer Tochter den Weg zeigen? Die kleine Moonee schreitet allein voran und entwickelt sich zu einem charmanten Früchtchen, das bei jeder Aktion für Unfug gut ist. Und wenn sie, gemeinsam mit den Jungs und Mädels ihrer Clique, etwas anstellt, dann will es natürlich keiner gewesen sein.
Zum Glück schlägt dann stets die Stunde des brummigen Motel Managers (man könnte auch sagen: Hausmeisters) Bobby, der von Willem Dafoe mit einem Herzen aus purem Gold ausgestattet wird. Bobby räumt auf, Bobby räumt Trümmer weg. Selbst bei den schlimmsten Ereignissen fällt ihm ein Ausweg ein.
So hat Regisseur Sean Baker aus „The Florida Project“ einen berührenden kleinen Film mit der Botschaft gemacht, dass auch in der Hoffnungslosigkeit noch Hoffnung blühen kann. Die Protagonisten mögen am bürgerlichen Heldenleben scheitern, aber sie gehen (meist) zärtlich miteinander um und sie haben die Gabe, auch inmitten der Tristesse noch Schönheit zu entdecken. Und sie haben einen Bobby, der sie beschützt und ihnen mit unerschütterlichem Gleichmut als Vorbild dient. Sehenswert.
IDEAL FÜR: Freunde realistischer Sozialdramen – und für die Fans von Willem Dafoe.