GESAMTEINDRUCK: „The Favourite“ ist eine sehr schrille, raue und pointensprühende Royals-Komödie, die am Hof von Queen Anne spielt. Das niemals endende Gerangel wird zum Fest für drei große Schauspielerinnen. Der Film kommt mit der Empfehlung von zehn Oscar-Nominierungen in unsere Kinos.
DIE STORY: Europa in der Zeit des Spanischen Erbfolgekriegs (1701 – 1714). England ist in militärische Konflikte mit Frankreich verwickelt, wird jedoch, so erzählt es „The Favourite“, von einer schwachen Monarchin regiert. Die exzentrische Queen Anne (Olivia Colman) pflegt ihre Neurosen und überlässt die Politik ihrer Beraterin und heimlichen Geliebten Lady Sarah Churchill (Rachel Weisz). Die Dinge ändern sich, als Lady Abigail (Emma Stone) bei Hofe erscheint. Die adeligen Damen Sarah und Abigail – miteinander verwandt, aber keinesfalls befreundet – beginnen, mit allen lauteren und unlauteren Mitteln um die Rolle der Favoritin in der Gunst der Königin zu kämpfen.
DIE STARS: „The Favourite“ bietet das prominenteste Damen-Trio des Kinojahres auf. Rachel Weisz (Oscar für „Der ewige Gärtner“) verstrickt sich in hinreißende Duelle mit Emma Stone (Oscar für „La La Land“), Beide scharwenzeln um Olivia Colman (Golden Globe für „The Favourite“) herum, die als abgehobene Queen Anne auf ihrem eigenen Planeten lebt.
Die Academy tat angesichts von so viel Frauenpower das einzig Richtige und nominierte alle drei für den Oscar.
Da ist es nur folgerichtig, dass Regisseur Yorgos Lanthimos für den Regie-Oscar nominiert wurde. Der 45-jährige Grieche machte sich in der Vergangenheit im Arthaus-Sektor einen Namen. Sein Drama „Dogtooth“ war 2011 ein Kandidat für den Oscar des besten fremdsprachigen Films. Nach den Arthaus-Hits „The Lobster“ (2015) und „The Killing Of A Sacred Deer“ (2017) markiert „The Favourite“ nun Lanthimos‘ Debüt im Mainstream-Kino.
DIE KRITIK: Wer Frauen prinzipiell für die besseren Menschen hält, wird mit den Frauenporträts von „The Favourite“ möglicherweise wenig Freude haben.
Olivia Colman spielt die Königin Anne als naive, extrem launische, herrschsüchtige und nicht besonders schlaue Monarchin, die jederzeit in Tränen oder in einen Tobsuchtsanfall ausbrechen kann – eine Art früher weiblicher Donald Trump, wenn man so will.
Rachel Weisz weiß als eiskalt kalkulierende Lady Sarah Churchill perfekt, mit dem königlichen Vulkan umzugehen. Dabei setzt sie nicht nur ihr Köpfchen, sondern auch ihren Körper ein, was zur möglicherweise ersten explizit lesbischen Royals-Sexszene der Filmgeschichte führt. Der Zweck heiligt die Mittel. Lady Churchill ist die graue Eminenz, die bei den Regierungsgeschäften äußerst wirksam die Fäden zieht.
Ihr Macht-Monopol endet allerdings jäh, als Herzogin Abigail die Bühne betritt. Oscar-Preisträgerin Emma Stone nützt hinreißend ein riesiges Repertoire an falschem Charme, Kalkül und Intrige, um sich als Ratgeberin zwischen die Königin und Lady Churchill zu zwängen. Was ihr mit vielen faulen Tricks letztlich auch gelingt.
Yorgos Lanthimos inszeniert dieses Ränkespiel mit großer Lust und stellenweise sehr drastischen Pointen.
Man kann die Machtkämpfe am englischen Königshof als Ausdruck für die hohen Hürden betrachten, mit denen Frauen konfrontiert werden, wenn sie ihre Stellung in der Gesellschaft verbessern wollen. Man kann „The Favourite“ aber auch als hinreißendes Unterhaltungsstück genießen, in dem drei wunderbare Schauspielerinnen alle Waffen der Frauen auspacken. Großes Filmvergnügen ist bei diesem komödiantischen Parforceritt auf jeden Fall garantiert.
IDEAL FÜR: Liebhaber brillant gespielter und inszenierter Komödien.