The Farewell

Liebe, Familie und Tod


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Billi (Awkwafina) fürchtet, dass ihre krebskranke Oma Nai Nai (Shuzhen Zhao) bald sterben wird © Polyfilm
GESAMTEINDRUCK: „The Farewell“ ist eine sehr berührende chinesisch-amerikanische Tragikomödie über den Umgang mit dem Thema Tod.
 
DIE STORY: Die Schriftstellerin Billi (Awkwafina), die schon als Kind mit ihren Eltern aus China in die USA emigrierte, ist erschüttert: Sie erfährt, dass ihre in China lebende Großmutter Nai Nai (Shuzhen Zhao) an Krebs im letzten Stadium leidet. Allerdings weiß die lebenslustige alte Dame nichts von der Diagnose – und niemand will es ihr sagen. Um die Oma noch einmal zu sehen, trifft die Großfamilie, deren Mitglieder in China, Japan und den USA angesiedelt sind, in Nai Nais Heimat zusammen. Die vorgetäuschte Hochzeit eines Cousins gilt als Vorwand für den Trip.

Eine Hochzeit ist der vorgetäuschte Anlass für ein Familientreffen © Polyfilm

DIE STARS: Die 30-jährige New Yorkerin Nora Lum alias Awkwafina gilt als Top-Talent in der amerikanischen Szene. Die Schauspielerin, die auch als Rapperin aktiv ist, machte sich in Filmen wie „Crazy Rich“, „Ocean’s 8“ oder, jetzt im Kino, „Jumanji: The Next Level“ einen Namen. Für die Charakterrolle der Billi in „The Farewell“ erhielt sie eine Golden-Globe-Nominierung.
Die Autorin und Regisseurin Lulu Wang, vom Magazin Variety kürzlich in den Rang eines „Director To Watch“ erhoben, erzählt mit „The Farewell“ eine persönlich erlebte Geschichte. So wie ihre Protagonistin Billi kam sie in jungen Jahren von China in die USA – und war später mit dem Schicksal einer schwer erkrankten Großmutter konfrontiert.

Ein Herz und eine Seele: Billi (Awkwafina) und Nai Nai (Shuzhen Zhao) © Polyfilm

DIE KRITIK: Soll man todkranken Menschen mitteilen, dass sie nur noch kurze Zeit zu leben haben? Oder ist es vorzuziehen, ihnen die Illusion zu lassen, alles könne sich noch einmal zum Besseren wenden? Das ist eine Frage, mit der viele Mediziner und Angehörige konfrontiert sind. Und für die es keine perfekte Antwort gibt.
Die Großfamilie in „The Farewell“ – einem Film, der laut Selbsteinschätzung auf einer „wahren Lüge“ basiert – entschließt sich jedenfalls, nichts zu sagen. Zwar wundert (und freut) sich die alte Dame, dass auf einmal ihre ganze Verwandtschaft anrückt, aber dass das Treffen einer Hochzeit gilt, ist ihr Erklärung genug.
Und dass sie manchmal Husten- oder Schwächeanfälle hat, das führt die fröhliche Nai Nai nicht auf den Lungenkrebs zurück (von dem sie nichts weiß). Schließlich wird doch jeder Mensch hin und wieder ein bisschen krank – und dann bald wieder gesund.
Würde Nai Nai ein bisschen genauer auf ihre Kinder und Enkel schauen, könnte sie freilich Verdacht schöpfen. Denn bei den Dinners im Familienkreis biegt sich nicht nur der Tisch unter chinesischen Köstlichkeiten – es wird auch gelogen, dass sich die Balken biegen. Alle Gäste sind darum bemüht, Heiterkeit zu verströmen, was ihnen nur sehr peripher gelingt. Kein Wunder, da sie doch ständig mit dem Ableben der geliebten Oma rechnen müssen.
Die Frage nach dem Umgang mit einer tödlichen Diagnose ist das Hauptthema von „The Farewell“ – aber nicht das einzige. Bei dieser ost-westlichen Familienaufstellung geht es auch sehr pointiert um die kulturellen Unterschiede zwischen Asien und Amerika. Und um die Lebensentwürfe der Jungen und der Alten, die weit auseinanderklaffen können.
Regisseurin Lulu Wang will mit der Tragikomödie keine Lösungen anbieten, sondern Denkanstöße aufzeigen. Was ihr ganz prächtig gelingt. Der Film ist geprägt von einer wunderbar warmherzigen Atmosphäre – und vom seelenvollen Spiel der Protagonistinnen Shuzen Zhao und Awkwafina als Oma und Enkelin.
Die beiden Schauspielerinnen, die einander nie zuvor begegneten – Awkwafina dreht erstmals in China, die Bühnen-Veteranin Zhao Shuzen erstmals einen großen Film – interagieren derart innig, als wären sie wirklich durch Familienbande verbunden. Geistesverwandte sind sie auf jeden Fall: Beide Damen strahlen viel Lebensmut, Eigensinn und und unverbrüchliche Zuneigung zueinander aus.
 
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die einem heiter-melancholischen Drama über harte Themen etwas abgewinnen können.






Trailer
LÄNGE: 101 min
PRODUKTION: USA 2019
KINOSTART Ö: 19.12.2019
REGIE:  Lulu Wang
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 6


BESETZUNG
Awkwafina: Billi
Shuzhen Zhao: Nai Nai
Tzi Ma: Haiyan