DIE STORY: „The Drop“ ist ein klassischer Gangsterfilm, der sich perfekt an sein amerikanisches Biotop (in Brooklyn, New York) schmiegt und der eine raue Thriller-Handlung mit einer zarten Liebesgeschichte verknüpft.
Der Plot: Der scheue Bob (Tom Hardy) arbeitet in der Bar seines Cousins Marv (James Gandolfini). „Cousin Marv’s Bar“ gehört in Wahrheit allerdings der tschetschenischen Mafia, die das Lokal alle paar Wochen als Bank zweckentfremdet. An solchen Abenden bunkert das Mafia-Fußvolk dort das Bargeld, das es in dunkler Nacht mit dunklen Geschäften lukriert. Danach holen die Bosse den ganzen Zaster ab.
Dummerweise wird die Bar eines Tages überfallen – ausgerechnet an einem „Drop“- Termin. Viel Geld ist weg. Die Folge: Marv und Bob geraten von zwei Seiten unter Druck. Die Polizei will wissen, was los war – und die Mafiosi hegen den Verdacht, der Barkeeper und sein Cousin hätten den Überfall zum eigenen Nutzen inszeniert.
Den eigenbrötlerischen Bob, der mit dem Raub nichts zu tun hat, interessiert die Sache im Grunde nur am Rande. Seine Gedanken und Gefühle gehören der spröden Nadia (Noomi Rapace), die er kurz zuvor kennengelernt hat. Die beiden werden ganz vorsichtig zum Paar und kümmern sich obendrein um einen herrenlosen Hund, den Bob gefunden hat.
Nur Nadias stets gewaltbereiter Ex-Freund Eric (Matthias Schoenarts) macht mächtig Ärger. Und ohne Ärger lässt sich auch der Konflikt um die Bar und das gestohlene Geld nicht lösen. Irgendwann fließt Blut.
DIE STARS: „The Drop“ ist der letzte Film, den James Gandolfini vollenden konnte. Der schwergewichtige „Sopranos“-Star starb kurz nach dem Dreh am 19. Juni 2013 beim Rom-Urlaub an einem Herzinfarkt. Der Brite Tom Hardy („The Dark Knight Rises“) bewies 2013 mit dem Autofahrt-Beziehungsdrama „Locke – No Turning Back“, dass er einen kompletten Film ganz alleine tragen kann.
Die Schwedin Noomi Rapace wurde mit der Rolle der Lisbeth Salander in der schwedischen Verfilmung der „Millenium“-Trilogie von Stieg Larsson bekannt und macht seither international Karriere. Michael A. Roskam, der belgische Regisseur des Films, holte 2011 mit seinem Spielfilm-Erstling „Bullhead“ gleich eine Oscar-Nominierung. Schon damals setzte er den belgischen Schauspieler Matthias Schoenaerts („Der Geschmack von Rost und Knochen“) ein, der diesmal Noomi Rapaces rüpelhaften Ex-Lover spielt.
DIE KRITIK: Wer Thriller wie Clint Eastwoods „Mystic River“ oder Ben Afflecks „Gone Baby Gone“ in Erinnerung hat, kennt den Grundton von „The Drop“: Alle drei Filme basieren (so wie auch Martin Scorseses Hit „Shutter Island“) auf Geschichten von Denis Lehane.
Hatte der Autor aus Boston bisher nur seine Storys zur Verfügung gestellt, so markiert „Drop“ einen Neubeginn. Lehane schrieb auch das Drehbuch. Eine reife Leistung.
Der Kleine-Leute-Thriller aus Brooklyn ist hart und weich zugleich: Hart in seiner Darstellung des Kriminalfalls, bei dessen Darstellung Regisseur Michael A. Roskam auch vor drastischen Gewaltszenen nicht zurückschreckt. Weich und voller Zärtlichkeit hingegen wird der Film, wenn er Bob und Nadia auf den mühevollen Weg zur Zweisamkeit schickt. Tom Hardy und Noomi Rapace spielen diese holprige Romanze mit großer, wenngleich resoluter Behutsamkeit aus.
Über dem ganzen Film liegt ein melancholischer Grundton, der zu diesem Neo-Noir- Werk prächtig passt. Denn nicht nur Bob und Nadia – auch die meisten der harten Jungs und der Cops verbergen hinter einer rauen Schale den sprichwörtlichen weichen Kern. Auch wenn sie möglicherweise noch viel anderes zu verbergen haben…
Der belgische Regisseur Roskam verdient jedenfalls ein dickes Kompliment für sein Talent, mit einem teilweise europäischen Ensemble einen amerikanischen Gangsterfilm zu drehen, der in jeder Sekunde stimmig ist. „Drop“ vereinigt Spannung und Sentiment mit kompetenter Krimi-Action. Das ist einen Kino-Abend definitiv wert.
IDEAL FÜR: Thriller-Liebhaber und für alle Fans, die den wunderbaren James Gandolfini noch einmal in einer großen Rolle sehen möchten.