DIE STORY: Liam Neeson spielt im Action-Thriller „The Commuter“ (zu Deutsch: „Der Pendler“) einen Versicherungs-Angestellten aus New York, der an ein und demselben Tag entlassen und (vermeintlich) reich wird.
Als dieser Michael MacCauley, noch geschockt vom Jobverlust, nach einem Drink mit Freunden die Heimfahrt im Vorortzug antritt, setzt sich ihm eine fremde Frau (Vera Farmiga) gegenüber. Sie bietet ihm 100.000 Dollar, wenn er einen Mitreisenden im Zug entdeckt, der dort nach Meinung der Dame nichts verloren hat.
MacCauley nimmt das Geld. Und gerät damit in Teufels Küche. Denn natürlich bekam er die vielen Dollars nicht aus Nächstenliebe. Der Neo-Arbeitslose, der vor seiner Versicherungs-Karriere selbst einmal Polizist war, ist in die Fänge von knallharten Gangstern geraten. Die bedrohen die Person, die MaCauley finden soll – aber auch MacCauley selbst, seine Familie und alle Reisenden im Zug. Der Trip wird zur Höllenfahrt.
DIE STARS: Hollywood-Star Liam Neeson und der spanische Regisseur Jaume Collet-Serra sind ein eingespieltes Gespann. „The Commuter“ ist schon der vierte gemeinsame Thriller der beiden. Die Machart ist meist die gleiche: Liam Neeson porträtiert einen Mann, der in die Bredouille gerät, ohne so recht zu wissen, warum.
Wichtige Nebenrollen sind mit Stars wie Sam Neill („Jurassic Park“) oder Vera Farmiga („Up In The Air“) prominent besetzt.
DIE KRITIK: „The Commuter“ ist ein Film, der über die längste Zeit in einem fahrenden Zug spielt. Filmtechnisch ist allein das schon ein Abenteuer. Drinnen gibt’s wenig Platz, und draußen zieht unentwegt die Landschaft vorbei. Gelungen. Viele Szenen wirken so authentisch, dass man gar nicht auf die Idee kommt, sie könnten in einem Studio gedreht worden sein (was aber oft der Fall war). Einzige Einschränkung: Im Showdown, wenn die ganze Story irgendwie aus den Schienen läuft, merkt man den Einsatz der Tricktechnik sehr wohl. Und das durchaus ein bisschen störend.
Bevor die wilde Fahrt beginnt, macht der Film schon große Wendungen durch. Die zynische Entlassung von Liam Neesons Figur MacCauley könnte auch der Einstieg in ein ernstes und hartes Sozialdrama sein. Wenn sich MacCauley anschließend in einer Bar mit seinen Ex-Kumpels von der Polizei den Kummer von der Seele trinkt, wird „The Commuter“ kurz zum Buddy Movie.
Gleich nach der Abfahrt des Zuges geht’s schnurstracks in Richtung Hitchcock: Einen unbeteiligten Menschen ins Zentrum eines Kriminalfalls zu stellen, zählte ja zu den Lieblings-Plots des Thriller-Magiers.
Man darf allerdings annehmen, dass Alfred Hitchcock aus „The Commuter“ einen bedeutend subtileren Film gemacht hätte als sein Regie-Nachfahre Jaume Collet-Serra. Denn hier entsteht aus der geheimnisvollen Grundsituation um einen verzweifelten Mann, einen verborgenen Reisenden und 100.000 Dollar kein Psycho-Thriller, sondern ein Action-Thriller.
Auch wenn Liam Neeson seinem MacCauley eine feine Aura aus Melancholie und Neugier, aus Entschlossenheit, Angst und Zorn verleiht: Der Regisseur interessiert sich wenig für die Psychologie seiner Figuren, sondern lässt es lieber bei jeder Gelegenheit herzhaft krachen.
So ist „The Commuter“ ein routinierter Actionfilm geworden; nicht mehr, aber auch nicht weniger. Man sitzt im Spannungs-Popcorn-Kino, in dem man sich gern berieseln lässt und auch ein bisschen darüber miträtselt, wer die gesuchte Person ist und wer hinter dem ganzen Inferno steckt.
Je eiliger der Zug dem Finale entgegenrast, umso mehr bremsen sich Logik und Plausibilität der Story ein. Wer nur Action erleben will, dem mag das gefallen. Dem Film als Ganzes tut diese Veränderung aber nicht gut. Aus einem Plot voller Rätsel und Unwägbarkeiten wird gegen Ende ein banaler Haudrauf-Film, der aus altbekannten Grundbausteinen des Hollywood-Kinos zusammengesetzt ist.
So schaut man dem wüsten Treiben in diesem dahinrollenden Thriller zwar eine Zeitlang recht beeindruckt zu – aber man hat die Fahrt nach dem Verlassen des Kinos auch bald wieder vergessen.
IDEAL FÜR: Thriller-Fans, denen raue Action wichtiger ist als eine raffinierte Story.