The Circle

Die digitale Welt als verführerischer Alptraum


FilmClicks:
Der charismatische Konzernboss Bailey (Tom Hanks) erklärt Mae (Emma Watson) die Welt des Circle © Universum
DIE STORY: „The Circle” erzählt von einem gigantischen Internet-Unternehmen in der näheren Zukunft. So als hätte jemand Facebook und Google mit Amazon und Apple gekreuzt. Herausgekommen ist der weltgrößte Konzern. Unendliche Möglichkeiten in alle möglichen Richtungen.
Dort bekommt Mae Holland (Emma Watson) einen Job. Die junge strebsame Frau schwebt auf Wolke Sieben. In der schönen neuen Circle-Welt gefällt es ihr ausnehmend gut. Die Kollegen, voran der charismatische Boss Bailey (Tom Hanks),  sind nett. Alle scheinen nur daran interessiert zu sein, dass die Menschen auf der ganzen Welt miteinander vernetzt werden. Als dann auch noch ihrem MS-kranken Vater geholfen wird, glaubt sich Mae im Paradies.
Allerdings: Mit der Firma stimmt etwas nicht. Die Vollendung des Circle könnte zu einer totalüberwachten Welt führen, Mae übersieht die Anzeichen dafür zunächst. Um dann umso engagierter gegen diesen Alptraum zu kämpfen.       

Stolz, beim Circle zu sein: John Boyega und Emma Watson als Kollegen © Universum

DIE STARS: „The Circle” bietet Stars auf, die jeder Filmemacher sehr gern im Ensemble hätte. Leider macht Regisseur James Ponsoldt viel zu wenig daraus.
Tom Hanks, eigentlich immer ein Garant für Top-Schauspielleistungen, wird hier als Circle-Guru kaum gefordert. Zuerst ist er der Gutmensch, als den man ihn so oft schon gesehen hat. Und im letzten Drittel soll er der Oberschurke sein – nicht glaubhaft.
Bei Emma Watson versteht man, dass sie sehr gegen ihr „Harry-Potter“-Image kämpft. Aber mit dieser Rolle eines Naivchens, dem man nie und nimmer zutraut, sich mit einem Weltkonzern anzulegen, tut sie sich keinen Gefallen.    

Aus Verehrung entsteht Skepsis: Emma Watson mit Tom Hanks © Universum

DIE KRITIK: Der Roman „The Circle“ war vor einer Weile einer dieser Bestseller, von denen man das Gefühl hat, jeder habe sie gelesen. US-Autor Dave Eggers hat – wie bei den meisten seiner Bücher – einen astreinen Pageturner vorgelegt. Der Roman besitzt eine Radikalität, die beeindruckt. Da steht der Text in einer Linie mit Klassikern wie „1984“ oder „Fahrenheit 451“.
Die Reise der Mae Holland ins digitale Reich verfügt über alles, was eine ordentliche Dystopie braucht. Genügend in der Jetztzeit verankert, ausreichend Potenzial, dass man alles für einen schlechten Zukunftstraum halten könnte, der einen persönlich ganz sicher nicht betrifft.
Das Beste aber hat sich Eggers, der immer einen kleinen Fakt aus der Realität aufgreift und dann eine fiktive Geschichte drumherum strickt, fürs Finale aufgehoben. Das ist drastisch und hallt unglaublich lange nach. Der Autor lässt das System gewinnen – der Einzelne muss sich anpassen, um überleben und erfolgreich sein zu können.
Genau dieses Ereignis findet in der Verfilmung nicht statt. Es ist unfassbar, wie man eine Vorlage derart verraten kann: Der Film zeigt am Ende – was für eine Hollywood-Verlogenheit –, dass die unbedarfte Heldin ein milliardenschweres Unternehmen austricksen kann.
 „The Circle“ hat natürlich auch einige – wenngleich nur wenige – Pluspunkte. Der Gebäude-Komplex des Circle sieht eindrucksvoll aus. Die gezeigte Technik macht einen soliden Eindruck. An der Oberfläche wirkt der Film sehr schick. Und wer das Buch nicht kennt, hält den Film vielleicht auch für ein ordentlich gemachtes Drama, das nicht allzu sehr in die Tiefe geht.
Genau das ist schade. Denn hier wurde eine große Chance vertan, einen Film vorzulegen, der genau in unsere Zeit passt. Die allgegenwärtige Überwachung findet schon statt. Und wir machen dank Facebook und Co. alle fröhlich mit.                  
 
IDEAL FÜR: Menschen, die unbedingt ein Happy End sehen möchten. Auch wenn es überhaupt nicht zum Film passt. 






Trailer
LÄNGE: 110 min
PRODUKTION: USA 2017
KINOSTART Ö: 07.09.2017
REGIE:  James Ponsoldt
GENRE: Drama|Science Fiction|Thriller


BESETZUNG
Emma Watson: Mae Holland
Tom Hanks: Bailey
John Boyega: Kalden
Bill Paxton: Vinnie Holland