DIE STORY: „The Boss Baby“ ist eine wunderliche Animationskomödie von „Madagascar“-Regisseur Tom McGrath, in der es um einen wunderlichen Säugling geht. Der Bub kommt nämlich schon im Maßanzug zur Welt. Er trägt lieber einen Managerkoffer als einen Schnuller, kann sprechen und spuckt große Töne - worunter vor allem sein siebenjähriger Bruder Tim leidet.
Das Boss Baby (es trägt im Film keinen Namen) ist eine Lieferung der Firma Baby Corp., die in der wunderlichen Welt dieses Films für die Bereitstellung aller Neugeborenen zuständig ist. Der kleine Kerl ist, wie sich herausstellt, in höherem Auftrag auf Erden gekommen. Er soll dem durchgeknallten Unternehmer Francis E. Francis, dem Chef von Puppy Co., bei der Realisierung eines durchgeknallten Plans helfen.
Francis E. Francis will nämlich, dass die Liebe der Menschen außer Balance gerät. Eltern sollen künftig niedliche kleine Hundewelpen (englisch: Puppys) mehr lieben als die eigenen Kinder.
Lieber Hunde als Kinder? Das geht gar nicht, findet der kleine Tim. Er schließt mit seinem Boss-Baby-Bruder Frieden und verbündet sich mit ihm gegen den Hundefreund Francis.
DIE STARS: In der Originalfassung wird das Boss Baby von Alec Baldwin gesprochen, der in den USA derzeit mit seinen Donald-Trump-Parodien Furore macht. Das ließ einige Kritiker darüber mutmaßen, ob das Boss Baby vielleicht so eine Art Trump Junior sei – schließlich zeigt schon der Säugling alle Anlagen zu einem hemdsärmeligen Profitmaximierer, der alternative Fakten liebt. Allerdings unterschrieb Baldwin schon 2014 seinen Vertrag für den Film. Da ahnte vermutlich noch nicht mal Donald Trump selbst, dass er je Präsident werden könnte.
Auch andere Rollen sind in der englischen Fassung mit prominenten Stimmen besetzt. Steve Buscemi spricht den sinistren Francis E. Francis, Jimmy Kimmel und Lisa Kudrow sind als Eltern von Tim und Boss Baby dabei.
DIE KRITIK: Theater ist Behauptung, lautet eine alte Bühnenweisheit, die sich mühelos auch auf den Film übertragen lässt. Man erfindet eine Geschichte, und wenn das Publikum diese Behauptung glaubt, dann ist alles in Ordnung.
In „The Boss Baby“ wird das Prinzip recht ausgiebig strapaziert. Da wird erstens behauptet, dass ein Baby im Anzug auf die Welt kommen kann, und zweitens, dass die Eltern des Kleinen diesen seltsamen Outfit überhaupt nicht bemerken. Genauso wenig wie die Tatsache, dass ihr Kleiner vom ersten Tag an sprechen kann, als wäre er ein Großer.
Nun ist man von Animationsfilmen ja die wildesten Story-Konstruktionen gewohnt, die im besten Fall als Gleichnis für die Realität durchgehen und/oder auf unterhaltsame Art die Phantasie der Zuschauer anregen.
Bei „The Boss Baby“ mag sich dieser Effekt aber nicht einstellen. Der Film eiert herum zwischen kindischer Märchenhaftigkeit und sehr erwachsener Kapitalismus-Satire. Letzteres vor allem dann, wenn’s um den Profitgier-Jargon des kleinen Protagonisten geht.
Obendrein wird das Boss Baby erstmal als egoistischer Kotzbrocken gezeichnet, um dann später ins Team der Guten zu wechseln, wenn es gegen einen noch größeren Feind geht. Solch eine dramaturgische Unentschlossenheit ist immer problematisch, ganz besonders in einem Familienfilm: Da wissen die Kids ganz gern von Beginn an, wem sie auf der Leinwand die Daumen drücken sollen.
So ist in Summe ein komödiantisches Kuddelmuddel entstanden, das einen ratlos wieder aus dem Kino entlässt. Die ganz kleinen Besucher werden die erwachsenen Pointen nicht begreifen, und die Größeren leiden an den Ungereimtheiten der Show. Schließlich: Wer glaubt schon an Babys im Maßanzug?
IDEAL FÜR: Bosse, die einem kleinen Boss begegnen wollen.