GESAMTEINDRUCK: Karoline Herfurths neuer Film „Sweethearts“ ist eine feine Kriminal-Komödie über einen schief gegangenen Diamantenraub, aus dem sich eine herzige Liebesgeschichte entwickelt.
DIE STORY: „Sweethearts“ erzählt von der alleinerziehenden Mutter Mel (Hannah Herzsprung), die glaubt, ihre Geldprobleme ein für alle Mal lösen zu können. Sie will Diamanten stehlen. Allerdings geht der Coup schief. Die chaotische Franny (Karoline Herfurth) läuft ihr direkt in die Arme und wird als Geisel genommen. Die Polizei mit der knallharten SEK-Leiterin Ingrid von Kalten (Anneke Kim Sarnau) ist den Damen auf den Fersen, als das Diamanten-Duo auch noch auf den schnuckeligen Polizist Harry (Frederick Lau) stößt. Mel will nur noch weg. Franny verliebt sich in Harry. Und die Polizei hat bald überhaupt keine Ahnung mehr, wer hier Täter ist und wer Opfer.
DIE STARS: Auf der Leinwand verströmt Karoline Herfurth in der Rolle als Franny blanke Unbeholfenheit. Als Regisseurin von „Sweethearts“ beweist sie ein feines Händchen bei der Auswahl ihrer SchauspielerInnen.
Hannah Herzsprung pendelt wunderbar zwischen entschlossen und überfordert. Frederick Lau ist der hilflose Mann, der nicht weiß, wie ihm geschieht. Anneke Kim Sarnau hat von allen die dicksten Eier in der Hose und lässt das auch jeden lustvoll spüren. Bis in die kleinsten Rollen hinein – ob nun Ronald Zehrfeld als Obergangster oder Cordula Stratmann als Frannys Chefin – ist wirklich alles auf den Punkt genau besetzt.
DIE KRITIK: Dass Karoline Herfurth weit mehr sein kann als die schönste und wildeste „Kleine Hexe“ oder das betörend schöne Mirabellen-Mädchen im „Parfüm“, das hat sie schon lange bewiesen. Im September 2016 führte die Schauspielerin bei der warmherzigen Komödie „SMS für Dich“ erstmals Regie. Nun stand zu befürchten, dass sie als Regisseurin einen ähnlich leichten Weg wie ihr Kollege Matthias Schweighöfer gehen würde: Jeden Film so ähnlich anzulegen wie den Vorgänger.
Zum Glück macht es Karoline Herfurth bei „Sweethearts“ ganz anders. Sie wildert ganz wunderbar im Kino der 80er Jahre. Sie nimmt sich die Klassiker der Buddy-Filme vor und dreht sie hemmungslos durch den Fleischwolf.
Dazu gibt‘s Songs aus den Achtzigern - besonders eine Version von Foreigners „I Wanna Know What Love Is“ bleibt im Gedächtnis hängen. In einer Szene schütten sich Franny und Mel in einem runterbekommenen Hotelzimmer jede Menge Wodka rein und dann singt Franny diesen Klassiker; besser gesagt, sie schlachtet ihn auf eine hinreißende Art und Weise.
Geschlechtergrenzen, die bei den Filmen der Achtziger Jahre noch deutlich zwischen Mann und Frau verlaufen sind, werden hier geschüttelt und kraftvoll durcheinander gewirbelt. Mel will die Starke sein, die den Plan hat, Diamanten zu klauen und an ihrem ehemaligen Gangster-Chef Frank Gatsky (Ronald Zehrfeld) vorbei zu verkaufen. Was natürlich scheitern muss. Ihre Geisel Franny ist die Heulsuse vom Dienst, die aber über sich hinauswachsen wird. Harry (Frederick Lau) hingegen ist die Figur, die früher mal von schönen Frauen gespielt wurde. Als Geisel stolpert er in die Geschichte und wird zum Objekt der Begierde von Franny.
Die deutlichste Verschiebung aber findet bei der Polizei statt. Die SEK-Leiterin (Anneke Kim Sarnau) hat offenbar Testosteron ohne Ende geschluckt und gibt herrlich übertrieben den Schimanski der Neuzeit.
Karoline Herfurth bekommt jeden Strang des Films - den Krimi, die Komödie, die romantischen Aspekte - sehr gut inszeniert. Streut noch sehr schön bissige Dialoge (Drehbuch: Monika Fäßler) ein. Und bringt bei einem so nicht erwartbaren Showdown alles zu einem schönen Ende. Von der Frau dürfen wir noch viele gute Filme erwarten.
IDEAL FÜR: Alle, die sich im Kino gern von temporeichen Dialogen und einer witzigen Geschichte unterhalten lassen.