GESAMTEINDRUCK: „Sweet Country“ ist ein mitreißendes Drama über einen tödlichen Konflikt zwischen Ureinwohnern und Weißen in der australischen Einöde. Ein starker Film, der zeigt, dass man auch
down under Western drehen kann.
DIE STORY: Australien, 1929. Sam Neill spielt einen frommen Farmer irgendwo im hintersten australischen Outback, der auch dann noch zu seinem engsten Gehilfen, einem Aborigine (Hamilton Morris), steht, als der in Notwehr einen Eindringling erschossen hat. Weil der Tote ein Weißer ist, sind das Militär und der Staat mit aller Macht hinter dem Schützen her.
DIE STARS: Sam Neill, der den Farmer Fred Smith spielt, wuchs in Neuseeland auf und wurde mit Filmen wie „Das Piano“ oder „Jurassic Park“ zum international gefeierten Star. Hamilton Morris, der Darsteller des Aborigines Sam Kelly, ist in „Sweet Country“ erstmals in einem Kinofilm zu sehen.
Der australische Regisseur Warwick Thornton gewann 2009 mit seinem Debüt „Samson & Delilah“ die Goldene Kamera für den besten Erstlingsfilm in Cannes. Für „Sweet Country“ wurde er 2017 beim Filmfest Venedig mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet.
DIE KRITIK: Der Filmtitel „Sweet Country“ deutet auf eine zuckersüße Story hin, doch das Gegenteil ist der Fall. Regisseur Warwick Thronten schuf einen fesselnden Aussie-Western, in dem es um Rassismus und Gier, um Glaube und Vergebung geht.
Wie es sich für einen Western gehört, arbeitet der Film mit archaischen Figuren, die sich eher mit Taten als mit Worten ausdrücken. Der Farmhelfer Sam Kelly (Morris) ist ein besonders stiller Mann. Als ihn sein Chef Fred Smith (Neill) für einen Arbeitseinsatz beim Farmer Henry March (Leslie) ausborgt, geht er ohne Murren ans Werk.
Doch als der rabiate March, aggressiver Rassist und Alkoholiker zugleich, das Feuer auf ihn und seine Frau eröffnet, drückt Sam Kelly in höchster Not ab. Henry March ist tot.
Dass der Aborigine in Notwehr handelte, spielt für die weißen Herrenmenschen keine Rolle. Es hat einen der ihren getroffen, und das löst höchsten rassistischen Furor aus. Sie machen sich an die Verfolgung des fliehenden Mannes und seiner Frau.
„Sweet Country“ schildert in kühl-brutalem Realismus (und mit ungemein betörenden Bildern), wie hier zwei Welten aufeinander prallen. Nur der Farmer Smith zeigt Solidarität mit seinem Gehilfen. Doch die anderen Weißen haben längst ihre Waffen geladen.
Freilich sind die zugewanderten Australier dem Ureinwohner Sam in der Wildnis hilflos unterlegen: Der könnte sich im Wüstenstaub für alle Zeit aus dem Staube machen. Doch dann kehrt er nach einer erfolgreichen Flucht freiwillig in das Provinznest zurück, wo ihm der Prozess gemacht werden soll. Denn Sam vertraut auf ein faires Verfahren und ist obendrein überzeugt, dass er keine Schuld auf sich geladen hat. Zu Recht? Das enthüllt der Showdown dieses famosen Films.
IDEAL FÜR: Western-Fans, Australien-Fans – und für Filmfreunde, die es schätzen, wenn eine realistische und politische Story in ein Abenteuerdrama verpackt wird.