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Suzanne
Ein verwirrter Kopf voller Liebe
DIE STORY: Das Drama „Suzanne“ erzählt von 25 Jahren im Leben einer französischen Familie. Im Zentrum steht die titelgebende Suzanne (Sara Forestier), die vom Wunsch nach Liebe und Leben durch die Zeiten gepeitscht wird. Immer wieder liegt sie mit ihren Entscheidungen daneben. Immer wieder verletzt sie dabei die Gefühle der Menschen, die sie eigentlich am meisten liebt.
DIE STARS: Zwei junge Damen des französischen Kinos geben sich hier die Ehre. Sara Forestier in der Titelrolle und Adèle Haenel als ihre Schwester Maria. Absolut faszinierend, den beiden beim Spiel zuzuschauen.
DIE KRITIK: Wie erzählt man von 25 Jahren in gerade mal 93 Kinominuten? Wie presst man all das Leben, die Freude und die Qual in so wenig Zeit? Die französische Filmemacherin Katell Quillévéré geht in ihrem zweiten Film einen mutigen Schritt, der den sehr aufmerksamen Zuschauer braucht.
Quillévéré legt gleich zu Beginn den Turbo ein. Zuerst wird der Vater (Francois Damiens) vorgestellt, der als Fernfahrer arbeitet. Schnitt. Schon sind die beiden Mädchen auf seinem Beifahrersitz jugendlich. Wenig später ist Suzanne (Sara Forestier) schon schwanger, gerade mal 17 Jahre alt. Und nicht viele Szenen darauf ist ihr Sohn Charly bereits fünf Jahre alt.
Katell Quillévérés Prinzip ist das des Auslassens. Man weiß als Zuschauer zu keiner Zeit, ob man aus einer Szene nicht brutal herausgeholt und Monate oder gar Jahre später in eine nächste Szene hineingeworfen wird.
Dieses Prinzip muss man nicht mögen. Aber Hochachtung, dass die junge Filmemacherin das bis zum Ende so durchzieht. Denn Suzannes Familie geht es genau so. Der Vater und die Schwester Maria (die Mutter ist schon gestorben) wissen nie, was sich Suzanne in ihrer sprunghaften Art als nächstes einfallen lässt. Glück währt immer nur für kurze Momente. Die Unsicherheit ist ständiger Gast. Zu allem Unglück verliebt sich Suzanne auch noch in einen Kleinkriminellen. Überlässt ihr Kind immer häufiger der Familie. Bis sie eines Tages verschwindet, bei einem Verbrechen mitmacht und schlussendlich ins Gefängnis muss.
Man möchte Suzanne zu gern wahlweise ein Gespräch anbieten, sie in die Arme nehmen oder einfach mal sanft auf den verwirrten Kopf hauen. Egal, was sie beginnt, es endet alles im Chaos. Und dabei meint sie es nicht böse. Suzanne liebt nur einfach zu sehr. Was auch passiert, am Ende muss es ihre Schwester Maria ausbaden. Große schauspielerische Momente, für die Adèle Haenel 2014 mit einem César-Filmpreis bedacht wurde.
IDEAL FÜR: alle Kinogänger, die lieber schmerzhafte Realität aushalten anstatt sich in Fantasiewelten zu flüchten. Dafür werden sie mit rauschhaft aufspielenden SchauspielerInnen belohnt.
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