DIE STORY: Clint Eastwood schildert als Regisseur von „Sully“ die Geschichte des US-Piloten Chesley „Sully“ Sullenberger, dem am 15. Januar 2009 das „Wunder auf dem Hudson“ gelang. Der Captain eines Airbus A320 schaffte es, seinen Jet auf dem Hudson River vor der Skyline von New York zu landen – wenige Minuten, nachdem beide Triebwerke durch Vogelschlag ausgefallen waren. Alle 155 Insassen überlebten die Katastrophe.
Im Film legt Tom Hanks die Uniform von Sully Sullenberger an. Der Film konzentriert sich auf das extreme Wechselbad der Gefühle, das der Pilot in den Tagen und Wochen nach dem Unfall durchmacht.
Während er von der Weltöffentlichkeit als Held gefeiert wird, muss sich Sullenberger gemeinsam mit seinem Copiloten Jeff Skiles (Aaron Eckhart) vor der Unfallbehörde NTSB verantworten. Zugleich wird der traumatisierte Sully von drastischen Albträumen über das Ereignis gequält.
DIE STARS: Der zweifache Oscar-Preisträger Tom Hanks könnte mit und als „Sully“ seine sechste Nominierung für einen Academy Award holen. Der Megastar, der zuletzt in Hits wie „Inferno“ und „Bridge of Spies“ zu sehen war, bringt die professionelle Gelassenheit und das emotionale Chaos des Flugkapitäns perfekt auf die Leinwand.
Clint Eastwood, vierfacher Oscar-Besitzer, hat mit „Sully“ seinem eindrucksvollen Spätwerk als Regisseur ein weiteres Meisterstück hinzugefügt. Der 86-Jährige inszeniert den spektakulären Fall sachlich kühl und zugleich voll spannungsgeladener Emotion.
Die wichtigsten Nebenrollen sind mit Aaron Eckhart (Copilot Jeff Skiles) und Laura Linney (Sullenberger-Gemahlin Lorraine) prominent besetzt.
DIE KRITIK: „Ein schöner Blick auf den Hudson.“ – „Das Leben ist leichter in der Luft.“ Das sind die letzten entspannten Worte im Cockpit des US Airways-Flugs 1549, bevor das Unheil einsetzt: „Birds! Vögel! Shit!“
Man sieht, wie ein Vogelschwarm gegen den Airbus knallt. Wie die Triebwerke erlahmen. Kein Antrieb mehr. Und keine Zeit für Überlegungen: 208 Sekunden später wird der Jet, der gerade am New Yorker La-Guardia-Flughafen startete, auf dem eiskalten Hudson River aufsetzen. Regisseur Clint Eastwood hat das Ereignis in 96 atemraubende Filmminuten verpackt.
„Sully“ ist ein Film einer Art, die in jüngster Zeit selten geworden ist: Eine amerikanische Heldengeschichte, der man guten Gewissens glauben darf. Denn dass die Notwasserung des Airbus A320 gelang, ist einer fliegerischen Meisterleistung zu verdanken. Und der glückhaften Tatsache, dass auf dem vielbefahrenen Hudson River genug Boote in der Nähe waren, um die 155 evakuierten Reisenden von den Tragflächen und Rettungsflößen abzuholen.
Clint Eastwood lässt eine halbe Stunde vergehen, bis er das Aufsetzen des Fliegers – „das war kein Crash, sondern eine forcierte Wasserlandung“, erklärt Captain Sullenberger – aus vielen Perspektiven ins Bild rückt. Zuvor ist man bereits Zeuge bei den Befragungen, denen die Cockpit Crew unterzogen wird.
Wäre es nicht möglich gewesen, zum La Guardia Airport zurückzukehren oder auf der nahen Piste in Teterboro zu landen, wollen die Ermittlungsbeamten wissen. Keine Chance, sagt Sully. Die Flugzeugdaten würden darauf hindeuten, dass eines der Triebwerke noch im Leerlauf aktiv war, erklären die Unfallforscher. Beide Triebwerke waren tot, widerspricht Sully. Die Dialoge erinnern ein bisschen an Verhöre. So, als würde es die Unfallbehörde NTSB darauf anlegen, die Piloten Sullenberger und Skiles grober Fehler zu überführen.
Über diese Sequenzen gab es Debatten in den USA: Das NTSB, eine weltweit angesehene Behörde, fühlte sich in ein falsches Licht gerückt. Durchaus möglich, dass Regisseur Eastwood die Angelegenheit zwecks Kinotauglichkeit ein wenig zugespitzt hat; das lässt sich von außen nicht beurteilen. Aber die Befragungen waren Realität – genauso wie das mehrfache Nachstellen der Katastrophe und ihrer Folgen im Flugsimulator, das im Finale des Films für knisternde Spannung sorgt.
Bei den Hearings besitzt „Sully“ die atemlose Schärfe eines Gerichtssaal-Dramas. Bei den Szenen der Landung auf dem Fluss wiederum zeigt der Film durch das perfekte Zusammenspiel von Mensch und Technik, was im Kino heute möglich ist.
Man folgt gebannt den Ereignissen im Cockpit, wo Captain Sullenberger in der Sekunde entscheiden muss, wie er seinen plötzlich antriebslosen Jet heil nach unten bringen will. Tom Hanks spielt den Piloten mit all der ruhigen Souveränität, für die er berühmt ist.
Doch nicht nur die Stars leisten Beachtliches: Die Passagiere in der Kabine, großteils wohl Statisten, bringen in höchster Intensität die fassungslose Todesangst zum Ausdruck, die sie im Angesicht der Katastrophe erstarren und verstummen lässt.
Die Bilder von außen auf den Unglücksflieger wiederum erwecken den Eindruck, als hätte die Kameracrew bei der Wasserlandung live mitgefilmt. Diese Sequenzen wirken fotorealistisch echt und nicht wie Szenen aus dem Trickcomputer.
So ist „Sully“ eine packende Mischung aus Pilotenporträt und Katastrophenfilm geworden - eine Reportage über eine Katastrophe freilich, die mit viel Sachverstand und Glück und Solidarität aller Beteiligten glimpflicher endete, als man das je erwarten durfte.
Chesley Sullenberger und Jeff Skiles, die beiden Piloten, haben im wirklichen Leben ihre Leidenschaft fürs Fliegen übrigens nicht verloren. Beide engagierten sich in einem Programm, das bei jungen Menschen das Interesse für die Fliegerei verstärken soll. Captain Sullenberger, 65, ist zwar mittlerweile in Pension, doch sein Co Jeff Skiles ist bis heute als Pilot (bei American Airlines) aktiv.
IDEAL FÜR: alle, die sich für die Luftfahrt interessieren. Und für die Fans von Clint Eastwood und Tom Hanks.