DIE STORY: „Stonewall“ erzählt von den Ausschreitungen rund um die berühmte New Yorker Schwulenkneipe gleichen Namens im Jahr 1969, die im Laufe der Jahre zu den weltweiten Christopher-Street-Day-Paraden geführt haben.
Regisseur Roland Emmerich legt seinen Film aber nicht unbedingt faktenorientiert an. Er berichtet vom fiktiven Danny Winters (Jeremy Irvine), der als Landei in die Metropole kommt und dort nach seinem Platz im Leben sucht.
DIE STARS: „Stonewall“ verzichtet auf allzu bekannte Namen. Ron Perlman („Hellboy“) und Jonathan Rhys-Meyers („Match Point“) haben kleinere Rollen als politischer Schwulen-Aktivist bzw. Mafia-Barbesitzer. Die Hauptrollen hat Roland Emmerich mit frischen Gesichtern wie Jeremy Irvine („Gefährten“), Jonny Beauchamp (TV-Serie „Penny Dreadful“) oder Karl Glusman (demnächst im 3D-Porno „Love“) besetzt, was dem Film sehr gut bekommt.
DIE KRITIK: Roland Emmerich gehört seit vielen Jahren zu den festen Grössen in Hollywood, wenn es um zuverlässig einträgliche Katastrophen-Blockbuster wie „Independence Day“, „Godzilla“ oder „The Day after Tomorrow“ geht. In dem deutschen Filmemacher steckt aber wesentlich mehr. Nämlich ein Geschichtenerzähler mit einem großen Herz. Sicher nicht der begnadetste. Aber das macht er - glauben Sie nicht all den hämischen Kritiken, die es zu „Stonewall“ schon gab - mit viel Gefühl für Situationen und Emotionen wett.
„Stonewall“ geht mitten hinein in das Jahr 1969. In New York hat sich die Schwulen- und Lesben-Szene aus ihrem Versteck herausgewagt. Man versammelt sich gern in der Christopher Street in Greenwich Village. Geht am Abend - da das Gesetz es damals verbot, an Schwule Alkohol auszuschenken - in die von der Mafia betriebene Bar Stonewall.
Dort findet sich auch der frisch aus der Provinz angereiste Danny (Jeremy Irvine) ein, nachdem er von seinen Eltern weggeschickt wurde, da sie sein Schwulsein für eine Krankheit halten. Für Danny ist dieser Ort zum einen die Erfüllung, weil er hier sein kann, wie er ist. Aber er ist auch komplett überfordert. Und so stolpert er durch mehrere Betten (ohne dass Emmerich zu explizit wird), bis er den ersten Stein bei den Stonewall-Ausschreitungen wirft und seinen Weg ins Leben findet.
Roland Emmerich hat sich über die Jahre daran gewöhnt, für seine Filme von verschiedenen Seiten Prügel zu beziehen. Aber so schlimm wie dieses Mal war es selten. Die Schwulen und Lesben nehmen dem offen schwul lebenden Filmemacher übel, dass er sich nicht an die Ereignisse der Stonewall-Unruhen hält und Faktisches mit Fiktivem vermischt. Die rechte Seite wiederum findet es unanständig, überhaupt über das schwule Erwachen Amerikas zu reden.
Fakt ist, der Film funktioniert. Ganz egal, welche sexuelle Orientierung man hat. Sicher, er hat nicht diese Wucht von „Milk“ (was einige wohl erwartet haben mögen). Aber Roland Emmerich erzählt mit einer unglaublichen Herzlichkeit und Warmherzigkeit von damals. Mehr durfte man von diesem Film nicht erwarten. Insofern ist er alles andere als eine Enttäuschung.
IDEAL FÜR: Zuschauer, die sich für die Geschichte der Schwulenbewegung interessieren und die gern liebevoll gemachte Coming-of-Age-Geschichten sehen.