Stille Reserven

Wenn der Tod zum Luxus wird


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„Stille Reserven“: Clemens Schick und Lena Lauzemis im SciFi-Drama von Valentin Hitz © Filmladen
DIE STORY: Das Drama „Stille Reserven“ von Valentin Hitz ist der seltene Fall eines Science-Fiction-Films aus Österreich.
Die Szene: Wir sehen ein dystopisches Wien vor uns, in naher Zukunft: Dann wird sich hier Hochhaus an Hochhaus reihen und der Tod wird das Leben bestimmen, tagein, tagaus. Nichts Neues eigentlich für eine melancholische Stadt wie Wien, möchte man meinen, in der schon bei W. Ambros’ „Es lebe der Zentralfriedhof“ eifrig Knochenmark abgebraten wurde.
Doch diese düstere Zukunftsvision hat nichts mit der Angst vor dem Tod zu tun, sondern eher etwas mit dem Gegenteil. Wer nämlich in seinem Leben Schulden angehäuft hat (und das hat fast jeder), der darf erst sterben, wenn diese abbezahlt sind. Solange werden die bereits toten Körper der Schuldner in einer Lake eingelegt und künstlich am „Restleben“ erhalten. Sie dienen dann zum Beispiel als Ersatzteillager und sind in dieser untoten Lage ziemlich arm dran.
Wer zu Lebzeiten allerdings eine Todesversicherung abgeschlossen hat, der gehört zu den Glücklichen, die nicht jahrelang untot im Plastiksackerl vor sich hinrotten müssen. Eine Versicherung, die etwa der Vertreter Vincent Baumann (Clemens Schick) im Angebot hat. Jedoch beginnt der systemtreue Beamte bald, an eben jenem System zu zweifeln und richtet sich mithilfe einer jungen Rebellin (Lena Lauzemis) schließlich dagegen.

Auch Dagmar Koller (hier mit Clemens Schick) ist in „Stille Reserven“ zu sehen © Filmladen

DIE STARS: Der deutsche Schauspieler Clemens Schick („Das finstere Tal“, „Point Break“), der vielen als Shootingstar der Stunde gilt, trägt den Film von Valentin Hitz mit strengem Ernst. Ihm zur Seite stellte der Regisseur etliche Promis aus der heimischen Schauspielerriege: Darunter etwa Marion Mitterhammer, die als gestrenge Chefin von Schick/Baumann auftritt, oder in einer kleinen Rolle sogar Dagmar Koller, die Baumann mit viel Charme zum Abschluss einer Todesversicherung bringen will.

Das Science-Fiction-Drama spielt vor der Kulisse eines kalten, abweisenden Wien © Filmladen

DIE KRITIK: Mit viel Enthusiasmus und Energie wirft sich Regisseur Hitz in die schier unmöglich scheinende Aufgabe, in Österreich und mit den österreichischen (Mini)-Filmbudgets eine Science-Fiction-Story umzusetzen, die bisher in der hiesigen Filmgeschichte ihresgleichen sucht.
Nie zuvor ist es gelungen, mit einem kleinen Budget einen solch opulenten Festschmaus für die Augen zu entwerfen, der ein düsteres künftiges Wien voller moderner, stylisher, aber auch kalter Orte zeigt. Die Kamera von Martin Gschlacht filmt all das in zurückhaltender Eleganz, wie immer brillant. Die Hauptrollen sind allesamt glänzend besetzt, vor allem Clemens Schick kann überzeugen und sich als Charakterkopf für weitere fordernde Figuren in Stellung bringen.
Dass „Stille Reserven“ letztlich kein großer Wurf geworden ist, liegt an der Faszination für seine Dystopie, die mit Hitz dann und wann durchgeht: er hätte lieber so nüchtern inszenieren sollen wie sein Hauptdarsteller spielt. Doch der Regisseur ist schlicht begeistert von seinen Möglichkeiten und vergisst dabei stellenweise auf die richtige Dosis an Emotion in seiner Erzählung. Zugleich ist „Stille Reserven“ aber auch ein Zeugnis dafür, dass großartige Bilder und wuchtige Tonspuren keine Domäne Hollywoods mehr sind. Die starke Prise Film Noir, die Hitz über seinen Film legt, hat so gesehen auch Kultcharakter.
 
IDEAL FÜR: alle, die einmal einen etwas anderen österreichischen Film sehen wollen.






Trailer
LÄNGE: 96 min
PRODUKTION: Österreich /Deutschland / Schweiz 2016
KINOSTART Ö: 28.10.2016
REGIE:  Valentin Hitz
GENRE: Drama|Science Fiction
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
Clemens Schick: Vincent Baumann
Lena Lauzemis: Lisa
Marion Mitterhammer: Diana Dorn
Dagmar Koller: Eleny Hoffmansthal
Stipe Erceg: Philip Kessler
Simon Schwarz: Johannes Dietrich