GESAMTEINDRUCK: Das Biopic „Stan & Ollie“ ist eine ehrfurchts- und liebevolle Verbeugung vor dem weltberühmten Komödianten-Duo Stan Laurel & Oliver Hardy.
DIE STORY: Hollywood 1937. Stan Laurel (Steve Coogan) und Oliver Hardy (John C. Reilly) zählen zu den größten Filmstars ihrer Zeit, doch hinter den Kulissen kracht es. Die beiden fühlen sich ungerecht schlecht bezahlt. Während Stan für bessere Gagen streiken will, unterschreibt Ollie einen neuen Vertrag und dreht ohne seinen Partner den Film „Zenobia“. Schnitt. Großbritannien 1953. Mittlerweile ist vom Ruhm der beiden nicht viel übrig geblieben. Stan & Ollie tingeln durch kleine Theater – und hoffen auf grünes Licht für einen neuen Film. Während sie vom Produzenten hingehalten werden, gehen sie durch neue (im Fall von Oliver Hardy: gesundheitliche) Krisen.
DIE STARS: Es ist gottlob lang vorbei, dass die begnadeten Komiker Stan Laurel (1890 – 1965) und Oliver Hardy (1892 – 1957) auf Deutsch unter dem grauenhaften Namen „Dick & Doof“ vermarktet wurden. Sie stehen längst in einer Reihe mit Legenden wie Charlie Chaplin oder Buster Keaton. „Stan & Ollie“, der Film, könnte nun dazu beitragen, dieses Image weiter zu vertiefen. Nicht zuletzt dank der beiden Hauptdarsteller. Steve Coogan („Philomena“) und John C. Reilly („Chicago“) schauen ihren Rollenvorbildern täuschend ähnlich und treffen auch in den Dialogen jeden Ton so präzis, dass man bald glaubt, dem echten Duo zuzuschauen.
DIE KRITIK: Erst eine kurze Passage aus den Glanzzeiten der Popularität – dann ein ausführlicher Blick auf schlechtere Zeiten: „Stan & Ollie“ ist eine Filmbiografie, die klugerweise davon Abstand nimmt, die komplette Karriere des Duos Laurel & Hardy nachzuzeichnen. Dem schottischen Regisseur Jon S. Baird geht es nicht um die Chronologie, sondern um die Charaktere: Er schildert die beiden als kongeniales Künstler-Gespann, das auch trotz großer Konflikte über Jahrzehnte (fast) unzertrennlich blieb.
Stan Laurel ist im Drehbuch von Jeff Pope („Philomena“) die treibende Kraft des Gespanns. Er entwickelt die Sketches und schreibt die Texte. Stan ist auch der Mutigere, wenn es darum geht, im ewigen Konflikt mit den Produzenten klare Positionen zu vertreten. Bei Oliver Hardy sind die Aufmerksamkeiten anders verteilt. Ollie liebt Pferdewetten. Und schöne Frauen.
Aber auf der Bühne und vor der Kamera, da sind die beiden ein kongeniales Duo, das auf gleicher Höhe agiert und nur ein Ziel kennt: Dem Publikum die Lachtränen in die Augen zu treiben. Hier der linkische Schlacks Stan Laurel, der sein ewiges Scheitern gern hinter einem zerknitterten Lächeln verbirgt. Dort der füllige Temperamentsbolzen Oliver Hardy, der traumwandlerisch von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen springt: Die Darsteller Steve Coogan und John C. Reilly bringen die Eigenheiten ihrer Vorbilder sehr kompetent und charmant auf die Leinwand.
Was die Struktur des Films betrifft, leidet „Stan & Ollie“ wie viele Biografien unter der Tatsache, dass die Story nicht auf einen großen Showdown zuläuft sondern kleine Geschichten aus dem Leben erzählt. Als Zuschauer wird man nicht durch Spannungs-Elemente an den Kinosessel gefesselt – man wird eher bezaubert und betört.
Dieser feine, kleine Film ist eine Hommage an zwei große Komödianten sowie an die Kunst, den Film und das Theater. Und er ist obendrein eine Hommage an eine immerwährende Freundschaft: Nach dem Tod von Oliver Hardy im Jahr 1957, so erfährt man, schrieb Stan Laurel auch weiterhin neue Comedy-Nummern für das Duo. Aber er ist nie mit einem anderen Partner aufgetreten.
IDEAL FÜR: alle Fans der genialen Komödianten Laurel & Hardy.