Split

Der Mann mit den vielen Gesichtern


FilmClicks:
Unheimlicher Zeitgenosse: James McAvoy als Kevin, der Mann mit den 23 Persönlichkeiten, in „Split“ © Universal
DIE STORY: Der Grusel-Thriller „Split“ erzählt von einem mental auffälligen Mann namens Kevin (James McAvoy), der 23 verschiedene Persönlichkeiten in sich trägt. Mal ist er der entschlossene Dennis, dann die auf Ordnung bedachte Patricia oder der neunjährige Hedwig.
Einige dieser Persönlichkeiten übernehmen eines Tages Kevins Handeln. Sie entführen drei Teenager und sperren sie in einen Keller. Den jungen Damen blüht nichts Gutes, weil sich in Kevin eine 24. Persönlichkeit ankündigt: die Bestie. Gibt es sie wirklich oder bildet sich Kevin alles nur ein und er ist ein ganz ordinärer Verbrecher?

Angst! Regisseur M. Night Shyamalan weiß, wie man Spannung erzeugt © Universal

DIE STARS: James McAvoy („X-Men”) ist ein Vollblutschauspieler. Einer, der sich mit Hingabe an völlig verrückt klingende Projekte wagt. „Split“ hätte furchtbar schief gehen können. Von den 23 Persönlichkeiten in Kevins Kopf lässt M. Night Shyamalan acht auftreten. Und jede dieser Figuren verkörpert McAvoy großartig. Nur ganz selten - zum Beispiel, wenn er Patricia gibt - hat er eine leichte Tendenz zum Overacting.
McAvoy trägt diesen außergewöhnlichen Film fast allein auf seinen Schultern. Neben ihm darf eigentlich nur eine weitere Schauspielerin glänzen. Anya Taylor-Joy („The Witch“) als Claire, eines des entführten Mädchen, besinnt sich in einer extrem starken Performance irgendwann daran, was sie in ihrem jungen Leben schon erlebt hat und wie ihr das im Kampf gegen den/die Entführer helfen könnte.

Kevin (James McAvoy) konsultiert regelmäßig seine Therapeutin (Betty Buckley) © Universal

DIE KRITIK: Der US-Filmemacher M. Night Shyamalan war schon vieles. Der Erfolg seines Dramas „The Sixth Sense“ katapultierte ihn 1999 in Hollywood ganz nach oben. Doch dann wiederholte er sich ein ums andere Mal mit seinem Konzept der überirdisch mysteriösen Geheimnisse. Bis er irgendwann künstlerisch totgesagt wurde.
Nun erlebt Shyamalan, der Sohn eines indischen Ärzte-Paars, eine sehr kraftvolle Auferstehung. Möglicherweise beginnt mit „Split“ ein völlig neues Kapitel in seinem Schaffen. Aber das darf nicht weiter ausgeführt werden, um die Spannung des Films nicht zu zerstören.
„Split“ beginnt wie ein kleiner schmutziger Entführungsfilm. Drei Mädchen wollen nach einer Geburtstagsfeier nach Hause gefahren werden. Doch ins Auto steigt plötzlich ein völlig fremder Mensch ein und betäubt sie.
Wenig später finden sich die Teenager in einem dunklen Kellerverlies wieder und es beginnt eine eigenartige Geschichte. Denn die jungen Frauen werden nach und nach von mehreren Personen aufgesucht.
Da ist Kevin, der sie entführt hat. Eine dominante, aber auch liebevolle Frau namens Patricia und das lispende Kind Hedwig. Alle sind erkennbar ein Mensch. Alle werden von James McAvoy verkörpert, wobei seine verschiedenen Kostüme fast nebensächlich sind. Denn er bildet die Persönlichkeiten mit unterschiedlicher Mimik absolut überzeugend ab.
Jede dieser Personen tritt den Entführten gegenüber anders auf. So herrscht mal Verständnis, dann wieder Terror. Die jungen Damen sind von der ständig wechselnden Situation komplett überfordert.
Zur Story der Entführung gibt’s als Seitenstrang die Besuche Kevins bei seiner Psychiaterin Dr. Karen Fletcher (Betty Buckley). Sie behandelt ihn seit Jahren, weiß von all seinen Persönlichkeiten und sieht darin sogar einen gewissen Vorteil gegenüber anderen Menschen, die wir als normal bezeichnen.
Was Dr. Fletcher allerdings argwöhnisch werden lässt, ist die Tatsache, dass sie nächtens immer wieder E-Mails ihres Patienten bekommt, der kurz darauf auftaucht und behauptet, keine Ahnung zu haben, wer die Mails geschrieben hat. Welche der Persönlichkeiten also bittet um ärztliche Hilfe und warum?
M. Night Shyamalan hat seine Filme schon immer gern mit einem Tupfer des Übernatürlichen versehen. Lange Zeit scheint es bei „Split“ so zu sein, dass er dieses Mal darauf komplett verzichtet. Der Film ist spannend erzählt, immer wieder werden Dinge angedeutet, von denen man nie weiß, ob sie sich erfüllen.
Großer Pluspunkt: Es ist stets ungewiss, welche von Kevins Persönlichkeiten gerade das Sagen hat und damit zu sehen ist. Erst am Ende des Films gibt der Regisseur seinem Steckenpferd nach. Es wird übernatürlich, aber angenehmerweise nur ein wenig.
Und das Finale? Spätestens mit der letzten Szene, wenn jemand auftaucht, den man nun wirklich nicht in diesem Film erwartet hat, darf man sich schön darüber streiten, was man da gesehen hat. Einen exzellent inszenierten Thriller oder einen übernatürlichen Schmarrn. Shyamalan macht es mit seinem neuen Film wieder mal nicht allen recht. Und das ist eine sehr gute Nachricht.
 
IDEAL FÜR: Fans des Frühwerks von M. Night Shyamalan, der mit „Split“ wieder an seine besten Zeiten anknüpft. Wer es im Kino spannend im Kino mag, wird diesen Film mögen.






Trailer
LÄNGE: 118 min
PRODUKTION: USA 2016
KINOSTART Ö: 26.01.2017
REGIE:  M. Night Shyamalan
GENRE: Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
James McAvoy: Kevin Wendell / Dennis / Patricia / Hedwig / Crumb / Barry / Orwell / Jade / Die Bestie
Anya Taylor-Joy: Casey Cooke
Betty Buckley: Dr. Karen Fletcher