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Spieltrieb
Macht, Unterwerfung und Sex
DIE STORY: Die 15-jährige Schülerin Ada (Michelle Barthel), eine hochbegabte Außenseiterin, lässt sich in „Spieltrieb“ auf Macht- und Liebesspiele mit dem exaltierten Schönling Alev (Jannik Schümann) ein, der bald noch einen Dritten in seine Versuchsanordnung einbeziehen will. Alevs Plan: Ada soll den Lehrer Smutek (Maximilian Brückner) verführen. Alev will die beiden beim Sex filmen und Smutek anschließend erpressen – mit dem hehren Ziel, den Schulmann durch den Skandal aus seiner unglücklichen Ehe zu „befreien“.
DIE STARS: Michelle Barthel war in den letzten Jahren mit ihrer düster-sinnlichen Aura und ihrer gepressten Stimme eine gern eingesetzte Darstellerin von verhaltensauffälligen Teenie-Figuren in deutschen Fernsehkrimis. Ihre erste große Kino-Rolle in „Spieltrieb“ ist eine furiose Talentprobe. Die Mischung aus Souveränität, Unterwerfung und Verführung, die sie als Ada an den Tag legt, ist rundum stimmig und vibriert vor Energie. Jannik Schümann als Alev gibt sich rollengerecht fesch und arrogant. Rund um die beiden agieren gleich drei Tatort-Kommissare auf neuen Wegen: Maximilian Brückner (früher Tatort Saarbrücken) gibt gekonnt den Schmerzensmann, der den Reizen seiner Schülerin auf den Leim geht. Ulrike Folkerts (Tatort Ludwigshafen) spielt beschwingt Adas weinselige Mutter, und Richy Müller (Tatort Stuttgart) schlüpft ins Kostüm eines körperbehinderten Philosophie-Lehrers, der ausweglos am Leben leidet.
KURZKRITIK: Regisseur Gregor Schnitzler, der im Kino zuletzt die peinliche Tommy-Jaud-Verfilmung „Resturlaub“ verantwortete, beweist hier, dass er bedeutend mehr drauf hat als den Holzhammer-Humor germanischer Lustspiele. Schnitzler verfilmt „Spieltrieb“, den Bestseller von Juli Zeh, als spannendes Psychodrama der Sehnsüchte und Obsessionen. Der Film ist nicht nur abgründig und tiefgründig, erotisch und klug – er schaut auch verdammt gut aus. „Spieltrieb“ bietet tempo- und spannungsgeladene Unterhaltung voller Eleganz, in der gescheite Bonmots („Der Teufel ist der älteste Freund der Erkenntnis“; Nietzsche) neben dahingeplapperten Schüler-Weisheiten („Nur, wer das Nichts in sich entdeckt, ist wirklich frei“, Alev) stehen.
IDEAL FÜR: Freunde trickreicher Psychothriller. Und für die Leser der Romanvorlage von Juli Zeh.
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