GESAMTEINDRUCK: „So was von da“ ist ein mitreißend rockender Film, der während einer langen Silvesternacht in einem Musikclub spielt und der von den wichtigen Dingen der Existenz erzählt: Von Begegnungen, von Kreativität und von der (anstrengenden) Freiheit, ganz im Hier und Jetzt zu leben.
DIE STORY: Der Hamburger Clubbesitzer Oskar (Niklas Bruhn) ahnt schon beim Aufwachen, dass ihm ein spezieller Tag bevorsteht. Der Reeperbahn-Ganove Kiez-Kalle fällt ihm im Sinne des Wortes mit der Tür ins Haus und fordert die Zahlung von 10.000 Euro, die Oskar nicht hat. Er hat auch keine Chance, das Geld einzunehmen, denn sein Club muss nach der für den Abend angesetzten Silvester-Party zusperren. Doch was Oskar besitzt, das ist Lust aufs pralle Leben und eine Schar von Kumpels, die diese Leidenschaft teilen.
DIE STARS: „So was von da“ ist der vierte Spielfilm von Jakob Lass, der sich mit „Frontalwatte“, „Love Steaks“ und „Tiger Girl“ das Image eines hochbegabten Regie-Berserkers erwarb – ein Ruf, den er mit seinem neuen Werk nun festigt.
Bela B. Felsenheimer, Gründungsmitglied der Rock-Combo Die Ärzte, spielt einen Mann, der am bürgerlichen Heldenleben erkrankt und an der Rockmusik wieder gesundet. Corinna Harfouch mimt sehr resolut Belas Ehefrau, die mächtige Innensenatorin von Hamburg, die in der Club-Welt so fehl am Platze wirkt wie ein Wesen vom anderen Stern.
Die Hauptrollen sind besetzt mit exzellenten Newcomern wie Niklas Bruhn (Ensemblemitglied am Theater Osnabrück), Tinka Fürst (Ausbildung am Reinhardt-Seminar Wien) oder Martina Schöne-Radunski („Ninas Welt“).
DIE KRITIK: Wie dreht man einen Film, der über weite Strecken während einer dröhnenden Partynacht abläuft? Regisseur Jakob Lass entschied sich bei „So was von da“ dazu, nicht die Statisten und Musiker um die Schauspieler kreisen zu lassen, sondern umgekehrt. Er setzte Clubbings an, vier an der Zahl, und während das Partyvolk feierte, spielten die Protagonisten ihre Szenen. Das Ganze geschah noch dazu ohne akkurat ausgeschriebenes Drehbuch.
Experiment gelungen: „So was von da“ wirkt nie (schlampig) improvisiert, sondern sehr präzis konstruiert. Gleichzeitig strahlen die Szenen eine große Natürlichkeit aus, während der Party-Soundtrack für einen energischen, treibenden Rhythmus sorgt.
Vor diesem Hintergrund breiten die Protagonisten ihre Geschichten aus. Da ist Oskar (Niklas Bruhn), der Chef des Clubs – ein ewiger Suchender, der es in seiner Ziellosigkeit immerhin geschafft hat, mit seinem Lokal die Hamburger Szene mitzuprägen (diese Figur ist autobiografisch Tino Hanekamp nachempfunden, dem Roman-Autor von „So was von da“).
Dann ist da Nina (Martina Schöne-Radunski), eine besonders raue und besonders fröhliche Seele, die sich zu Oskar hingezogen fühlt, tief in ihrem Inneren jedoch ein belastendes Geheimnis verbirgt. Auch Oskar schwärmt für Nina, doch dummerweise taucht im Club auf einmal die distanziert-kühle Mathilda (Tinka Fürst) auf, Oskars Ex, und Oskar muss feststellen, dass er es nicht überwunden hat, nur noch ein Ex zu sein.
Auch die Männer im Club brauchen reichlich Aufmerksamkeit. Voran Oskars Kumpel Rocky (Mathias Bloech), der es zum Rockstar gebracht hat und der in der Silvesternacht auf der Bühne singt – um seine Karriere erst einmal für beendet zu erklären. Rockys Vater Elvis (Bela B. Felsenheimer) beschreitet den umgekehrten Weg. Die Jungs holen den alten Lebemann aus dem Koma seiner Ehe mit der Innensenatorin. Und als sie ihm eine Gitarre in die Hand drücken, erwacht dieser verstummte Mann wieder zum Leben. Wenn Elvis/Bela die Ballade vom „Tintenfischmann“ singt, sind das die stimmungsvollsten und melancholischsten Momente des Films.
Eine gewisse Melancholie liegt von Anfang bis zum Schluss über „So was von da“, und das ist gut, weil dieses Gefühl einen reizvollen Gegensatz bildet zum krassen und uferlosen „Das Hier und Jetzt ist alles im Leben“ der Partynacht. Doch die Story ist bei diesem Film viel weniger wichtig als die Atmosphäre. „So was von da“ ist eine 90minütige Hymne: An den Mut. An Wagnisse aller Art. Und an das Abenteuer, sein Dasein ganz auf die Gegenwart zu fokussieren, anstatt voll Vorsicht und Rücksicht an die Vergangenheit und an die Zukunft zu denken.
„Du hast zwar keine Chance, aber nutze sie“, formulierte einst Herbert Achternbusch, auch so ein Film-Berserker. Die Figuren in „So was von da“ haben keine Chance. Aber sie haben sie genutzt.
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die es lieben, wenn im Kino in jeder Hinsicht Rock’n’Roll angesagt ist.