Seelen (The Host)
Wer ist stärker - ich oder ich?
DIE STORY: „Seelen“ ist ein Science-Fiction-Drama nach einer Vorlage von „Twilight“-Erfinderin Stephenie Meyer. Der Plot: Außerirdische haben die Erde besetzt und bewohnen die Körper der Menschen. Die letzten noch überlebenden echten Menschen werden von den Aliens gejagt.
DIE STARS: Die junge Irin Saoirse Ronan, die schon mit 13 eine Oscar-Nominierung bekam (für das Kostümdrama „Abbitte“), spielt die Hauptfigur Melanie, bei der die Umwandlung vom Menschen zum Alien nicht reibungslos klappt. Max Irons, der Sohn von Jeremy Irons, spielt ihren Freund. Diane Kruger und William Hurt sind in wichtigen Nebenrollen zu sehen.
KURZKRITIK: Regisseur Andrew Niccol („In Time“) schafft es nicht, dem reichlich verwirrenden Plot viel Struktur und Leben einzuhauchen. Der Film wirkt süßlich und ist überaus prüde inszeniert.
IDEAL FÜR: „Twilight“-Fans, die wissen wollen, was Autorin Stephenie Meyer jenseits ihres Vampir-Kosmos zu bieten hat.
FilmClicks Kritik. „Jetzt bin ich wirklich neugierig, wer stärker ist, ich oder ich“, schrieb Johann Nestroy, und das war eine Variation auf Goethes berühmte Zeilen „zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen.“
Nestroy und Goethe: Beide stehen irgendwie Pate für „Seelen“ („The Host“), den neuen Film von Andrew Niccol. Nur stammt die Vorlage nicht von einem Dichterfürsten, sondern von Stephenie Meyer („Twilight"). Woraus man folgern kann, dass die Story ein bissl flachsinniger ausfällt als bei den großen Vorbildern.
Zum Film: Das Wesen mit den zwei Seelen in der Brust wohnt im zierlichen Körper der Jungschauspielerin Saoirse Ronan. Die trägt hier den Namen Melanie und ist ein echter Mensch, was in diesem Science-Fiction-Drama ziemlich ungewöhnlich ist. Denn fast die gesamte Menschheit wurde von den titelgebenden Seelen besetzt – das sind Außerirdische, die sich (warum auch immer) in den Körpern von Menschen einnisten und deren Individualität töten.
Die Welt der Seelen ist ein friedvoller Planet – außer man zählt zu jenen raren Gestalten, die noch echte Menschen sind. Die werden von sogenannten Suchern gejagt, um ebenfalls zu Seelen umfunktioniert zu werden. Genau das passiert der armen Melanie, doch bei ihrer Umwandlung passiert etwas: Sie wird halb Seele und bleibt halb Mensch, worauf bald der interne Zweikampf beginnt, welches Wesen in ihr die Oberhand behält.
Damit auf der Leinwand ein bissl Abenteuer entsteht, macht sich die Heldin auf die Suche nach ihrem Lover Jared (Max Irons), der in einer geheimen Menschenkolonie lebt und ständig die Attacken der Sucher befürchten muss. Die Ankunft von Melanie steigert natürlich die Gefahr, dass die Menschen entdeckt werden. Die Sucher (voran: eine kühle Blondine, die von Diane Kruger gespielt wird) heften sich auf Melanies Spuren und nähern sich dadurch dem Versteck.
Klingt kompliziert? Ist kompliziert. Die Story ist viel zu verdreht, um echtes Interesse zu wecken. Außerdem: Bei der Hauptfigur Melanie nervt das zweistimmige Geflüster, mit dem ihre Zerrissenheit dokumentiert werden soll. Die eingebaute Love Story ist an Prüderie kaum zu überbieten (was bei der keuschen Autorin Stephenie Meyer kaum verwundert) . Jene Darsteller, die die Seelen spielen, legen ihre Parts sehr monoton an, was auch nicht gerade Begeisterung entfacht.
So ist „Seelen“ ein sehr mediokres Science-Fiction-Drama geworden. Regisseur Andrew Niccol, der 1998 das phantastische Drehbuch zu „Die Truman Show“ schrieb und der 2009 den coolen und begeisternden SciFi-Thriller „In Time – Deine Zeit läuft ab“ inszenierte (mit Justin Timberlake und Amanda Seyfried), bleibt bei „Seelen" weit unter dem Niveau, das man von ihm gewohnt ist.