DIE STORY: „Schrotten!“ ist eine prächtig gelungene Gaunerkomödie aus Deutschland mit „Vorstadtweiber“-Star Lucas Gregorowicz und Frederick Lau. Die beiden spielen das entfremdete Brüderpaar Mirko und Letscho, das durch den Tod des Vaters zwangsweise wieder zusammenkommt. Die Brüder haben den Schrottplatz des Vaters geerbt.
Mirko wie Letscho schweben in heftiger Geldnot. Mit sehr unterschiedlichen Ideen, wie sie ihre Kassen wieder auffüllen könnten. Während Mirko (Gregorowicz) den Schrottplatz unter der Hand an Konkurrent Kärcher (Jan-Gregor Kremp) verkaufen will, plant Letscho (Lau) einen abenteuerlichen Coup, der dem nahezu bankrotten Betrieb neue finanzielle Kraft verleihen soll.
Nach einigem Hin und Her stimmt Mirko zu, bei dem grotesken Gangsterstück mitzumachen: Es geht um einen Güterzug, einen Waggon voller Kupfer und um selbst verlegte Schienen in einem Wald.
DIE STARS: Der deutsch-polnische Schauspieler Lucas Gregorowicz, der in London zur Welt kam, machte zunächst am Theater Karriere. Seit 2011 zählt er zum Ensemble des Wiener Burgtheaters (das er im Juli 2016 verlässt). Im Fernsehen kennt man ihn aus dem ORF-Serienhit „Die Vorstadtweiber“ sowie aus der ARD-Thrillerreihe „Polizeiruf 110“, wo er seit 2015 an der Seite von Maria Simon ermittelt.
Der Berliner Frederick Lau ist stets dann gefragt, wenn in einem Film Macho-Typen mit großer Klappe und großem Herzen besetzt werden müssen. Zu seinen wichtigsten Filmen der letzten Zeit zählen das Berliner Szene-Drama „Viktoria“ (Deutscher Filmpreis), die Tragikomödie „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ und der Thriller „Wir waren Könige“.
DIE KRITIK: Am Anfang einer großen Freundschaft steht im Kino oft ein Faustkampf. Da macht auch „Schrotten!“ keine Ausnahme: Die Brüder Mirko und Letscho haben einander lange nicht gesehen. Der verstädterte Mirko und der Provinz-Schrottsammler Letscho blicken aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Welt. Und da ihnen immer wieder mal die Worte fehlen, lassen sie halt die Fäuste sprechen. Wenn sie dann beide ermattet im rostigen Staub liegen, ist das gegenseitige Aggressionspotenzial verbraucht. Die Brüder können gemeinsam darangehen, ihre Zukunft konstruktiv zu gestalten.
Dass der Weg dorthin über Eisenbahnschienen führen soll, kann Mirko nun nicht mehr erschüttern. Fragt er zu Beginn noch entsetzt: „Wollt ihr einen Zug klauen?“, so lässt er sich bald von der Antwort beruhigen, nein, es gehe eh nicht um einen ganzen Zug. Sondern nur um einen Waggon. Und, ach ja, um die 40 Tonnen Kupfer, die der Güterwagen geladen habe.
Somit entpuppt sich „Schrotten“ bald als echtes Schwergewicht im Krimi-Genre. Als 40-Tonnen-Thriller sozusagen. Wie die Brüder und ihre Helfer den Waggon von seinem Zug trennen und entleeren wollen, das ist so absurd, dass man im Kino aus dem Grinsen nicht mehr herauskommt.
Dieses Grinsen wird noch dadurch verstärkt, dass Autor/Regisseur Max Zähle das Brüderpaar mit skurrilen, aber lebensprallen Figuren umgibt, die auf schöne Namen wie Träumchen, Luzi, Rambo oder Fiete hören. Und die man in ihrer schroffen Originalität bald ins Herz schließt.
Regisseur Zähle, der für den Kurzfilm „Raju“ 2012 eine Oscar-Nominierung erhielt, hat mit „Schrotten!“ seinen ersten Kinofilm gedreht, und zu dem darf man ihm uneingeschränkt gratulieren. Die Krimikomödie erzeugt Spannung. Sie verwöhnt mit herben Pointen und verknüpft ganz prächtig Wortwitz mit absurd angehauchter Action. Die Spielfreude des Ensembles überträgt sich auf das Publikum.
Obendrein darf man den Kleingaunern auf der Leinwand ganz ungehemmt die Daumen drücken. Denn nach Robin-Hood-Manier wollen sie nicht ehrbare Bürger bestehlen, sondern andere Gauner von viel größerem Format. So ist „Schrotten!“ ein deftiges David-gegen-Goliath-Spektakel aus der Unterwelt geworden. Das macht Spaß.
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die Thriller lieben, in denen man auch lachen kann.