DIE STORY: Der italienische Regisseur Gianfranco Rosi fuhr für seine Dokumentation „Sacro Gra – Das andere Rom“ zwei Jahre lang im Kreis. Er beobachtete und besuchte Menschen, die entlang des Autobahnrings um Rom (genannt GRA) leben und/oder arbeiten. Man schaut im Kino Sanitätern bei Erste-Hilfe-Einsätzen zu, man lauscht den Weisheiten eines Aal-Anglers, man begegnet netten Nutten, einem Butler-Darsteller in einer Fotonovela und einem Naturschützer. Letzterer lauscht dem Klang von Palmen, um herauszufinden, ob Insekten an ihnen nagen.
DIE STARS: Der Star ist eine Autobahn, könnte man bei „Sacro Gra“ sagen. Schließlich ist der Autobahnring rund um Rom der Hauptdarsteller des Films von Gianfranco Rosi. Der in Eritrea geborene Italiener absolvierte ein Filmstudium in New York und arbeitete bei diversen Dokumentationen mit, bis er 2008 mit „Unter dem Meeresspiegel“ (Orrizonti-Award beim Filmfest Venedig) erstmals ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte. „Sacro GRA“ ist sein bisher größter Erfolg.
DIE KRITIK: „Ich hätte niemals gedacht, dass ein Dokumentarfilm beim Festival von Venedig gewinnen würde“, staunte Regisseur Rosi, als er am 7. September 2013 für „Sacro Gra“ den Goldenen Löwen des 70. Festivals am Lido entgegennahm. Nun ja: Die meisten Festival-Insider hätten das auch nicht gedacht. Zumindest bei einer Doku wie dieser.
„Sacro Gra“ ist ein angenehmer Film, gut geeignet zur Entspannung an einem Fernseh-Abend nach einem anstrengenden Tag. Doch die Doku hat weder optisch noch inhaltlich irgendetwas zu bieten, was sie aus dem Meer der zahllosen Film-Essays heraushebt. Das Kino-Publikumspotenzial ist bescheiden. Was die Jury an der Produktion so sehr begeisterte, dass sie ihm den wichtigsten Preis eines der wichtigsten Festivals der Welt gab, ist schwer nachvollziehbar.
IDEAL FÜR: Italien-Fans und Rom-Liebhaber.