DIE STORY: Die Doku „Rote Rüben in Teheran“ begleitet den Wiener Regisseur und Psychiater Houchang Allahyari sowie seinen Sohn und Co-Regisseur Tom-Darisch Allahyari auf einer Iran-Reise. Für Houchang Allahyari ist es der erste Besuch in seiner alten Heimat seit Jahrzehnten.
DIE STARS: Houchang Allahyari, Jahrgang 1941, kam als junger Mann von Teheran nach Wien, wo er Medizin studierte und eine Ausbildung zum Psychiater absolvierte. Um 1970 begann er, neben seiner ärztlichen Tätigkeit auch als Filmemacher aktiv zu werden. Sein Werkkatalog umfasst mehr als 20 Filme, wobei das Spektrum von Spielfilmen („I Love Vienna“) über Dokumentationen bis hin zu „Tatort“-Krimis („Mein ist die Rache“) reicht. Für das Drama „Der letzte Tanz“ mit Erni Mangold wurde er 2014 mit dem Großen Diagonale-Preis ausgezeichnet.
Tom-Darisch Allahyari, 1968 in Wien geboren, arbeitet seit vielen Jahren als Autor und Co-Regisseur an Filmen seines Vaters mit. Für das Skript zu „Höhenangst“ erhielt er 1995 gemeinsam mit Houchang Allahyari und Reinhard Jud den Thomas-Pluch-Drehbuchpreis.
DIE KRITIK: Oft sind es nicht die Bilder, sondern die Gerüche, die Erinnerungen an die Kindheit wecken, meint Houchang Allahyari. Bei ihm ist es zum Beispiel der Geruch von roten Rüben mit Bohnen. Der steigt ihm bis heute so wohlig in die Nase, dass er die Rüben sogar im Titel des Films „Rote Rüben in Teheran“ verewigte.
Zu Beginn der Doku verrät er seinem Sohn Tom-Dariusch, dass er „sehr aufgeregt“ sei, sein Geburtsland wieder zu besuchen. Schließlich hat er den Iran seit der Auswanderung 50 Jahre lang nicht gesehen. Die Einladung zu einem Festival in der Stadt Isfahan (mit seinem Film „Bock for President“) machte die Reise möglich.
Isfahan und Allahyaris Geburtsstadt Teheran sind die Schauplätze des Films. „Rote Rüben in Teheran“ ist keine politische Dokumentation, die den Staat Iran mit seinen Bürgern, seiner Religion und seiner Stellung in der Welt analytisch unter die Lupe nimmt. Die Doku wirkt eher wie ein privates Bilderalbum: Houchang Allahyari zeigt dem Sohn die Stätten seiner Kindheit und trifft Kollegen, Freunde und Verwandte, die er lange nicht gesehen hat.
Der gebürtige Wiener Tom-Dariusch Allahyari wiederum sinniert über das Thema Identität nach: „Ich bin kein Iraner, aber auch kein Nicht-Iraner“.
So wird „Rote Rüben in Teheran“ zum entspannten Film-Feuilleton, das dem Betrachter interessante Eindrücke über das (noch) abgeschottete Land vermittelt. Man streift durch Straßenzüge mit westlicher Prägung (die Models auf den Plakaten tragen halt ein chices Kopftuch). Man erfährt, dass es im Iran eine florierende jüdische Gemeinde gibt („seit 2500 Jahren – die älteste der Welt!“). Man begegnet Flüchtlingen aus Afghanistan. Und man lernt in Gesprächen eine Menge über den iranischen Film.
Denn dem Film, das verrät der Medizinalrat Dr. Houchang Allahyari nicht nur einmal, gehörte von Kindheit an seine Leidenschaft. Sein Großvater habe zu den Kino-Pionieren des Iran gehört, mit seiner Großmutter sei er schon früh sehr häufig ins Kino gegangen.
Der Imbiss, in dem der junge Houchang seine roten Rüben verzehrte, hieß übrigens, so erzählt er, „Metro-Goldwyn-Mayer-Rüben“. Wenn das kein Signal für eine kommende Filmkarriere war?
IDEAL FÜR: Freunde der Filme von Houchang Allahyari und für Zeitgenossen, die sich für den Iran interessieren.