Rocketman

Der Paradiesvogel hebt ab


FilmClicks:
Nicht nur ein großartiger Musiker, sondern auch ein Show-Talent: Elton John (Taron Egerton) © Paramount
GESAMTEINDRUCK: „Rocketman“ ist eine begeisternde Pop-Biografie über das Leben und die Karriere von Elton John – mit einem Soundtrack zum Niederknien.
 
DIE STORY: Der Film beginnt in der Kindheit des kleinen Reggie Dwight, der unter der lieblosen Art seiner Eltern leidet, jedoch ein großes Talent geschenkt bekommen hat: Der Junge kann phantastisch Klavier spielen. Es dauert nicht lange, bis dieses Talent auch von einem Manager entdeckt wird, der ihn mit dem Texter Bernie Taupin (Jamie Bell) zusammenbringt. Aus der Begegnung entsteht eine tiefe Freundschaft – und eines der erfolgreichsten Autoren-Duos der Popgeschichte.  Der schüchterne Reggie Dwight wird in rasantem Tempo zum Paradiesvogel - zum exaltierten Popstar Elton John.

Der Anfang: Elton John und Bernie Taupin (Jamie Bell) reden über Songs © Paramount

DIE STARS: Vom schlechtesten Skispringer zu einem der größten Popstars der Welt: Der Engländer Taron Egerton liebt bei der Darstellung realer Persönlichkeiten die Extreme. Die Rolle des glücklosen Wintersportlers Michael Edwards in „Eddie The Eagle“ (unter der Regie von „Rocketman“-Macher Dexter Fletcher) war einer seiner ersten großen Erfolge. Und nun zeigt Egerton als Elton John, wie stilsicher er sich in der Pop-Welt bewegt. Seinen Star-Status verdankt der 29-Jährige aber auch dem Part des Junior-Agenten Eggsy Unwin in den „Kingsman“-Krimis.
Jamie Bell, der Elton Johns Musik-Partner Bernie Taupin spielt, feierte seinen Durchbruch schon als 13-Jähriger: Im Jahr 2000 hatte er die Titelrolle im Tanz- und Polit-Drama „Billy Elliott“ (aus dem 2005 das Bühnen-Musical gleichen Namens mit der Musik von Elton John wurde). In den letzten Jahren war der vielseitige Bell in so unterschiedlichen Filmen wie „Jane Eyre“, „Snowpiercer“ und „Fantastic Four“ zu sehen.

 
Schwierige Beziehungen: Elton mit Lover John Reid (Richard Madden) © Paramount

DIE KRITIK: „Du musst den, als der du geboren wurdest, umbringen, damit du zu der Person werden kannst, die du sein willst.“ So lautet einer der Schlüsselsätze von „Rocketman“. Sich von der Aura des schüchternen, linkischen Reggie Dwight zu verabschieden, fällt dem jungen Musiker (Taron Egerton) nicht schwer. Als Glamrocker Elton John wird er zum Liebling aller Modedesigner, die ihm die verwegensten Bühnenoutfits auf den Leib schneidern.
Doch der innere Reggie in ihm lebt weiter. Auch als Star bleibt Elton ein Mann, der sich (oft vergeblich) nach der Zuneigung von Eltern, Freunden und Geliebten sehnt und der sich selbst nicht besonders gut leiden kann.
Der Film von Regisseur Dexter Fletcher (der schon das Freddie-Mercury-Pic „Bohemian Rhapsody“ nach dem Rausschmiss von Bryan Singer fertigdrehte) verknüpft geschickt die Erfolgsgeschichte mit den privaten Qualen des jungen Elton John. Ganz prächtig funktioniert dieses Prinzip schon in der allerersten Szene. Da sieht man Elton in voller Bühnenmontur durch einen langen Gang schreiten. Doch als er eine Türe öffnet, betritt er keine Rock-Arena, sondern ein Meeting der Anonymen Alkoholiker. Wo er gleich mal offenbart, von Rauschmitteln aller Art abhängig zu sein.
Bereits an dieser Szene wird deutlich, dass „Rocketman“ alles andere als eine unkritische Heldenverehrungs-Saga ist. Elton John gewährte dem Drehbuchautor Lee Hall (mit dem er schon den Musical-Hit „Billy Elliott“ schrieb) tiefe Einblicke in seine Gefühlswelt. Und der Film gibt diese Einblicke weiter.
Diese Struktur macht „Rocketman“ zu einem viel interessanteren Film als die ähnlich gelagerte Freddie-Mercury-Biografie „Bohemian Rhapsody“. Hier wie dort wird man mit feiner Musik verwöhnt, wobei „Rocketman“ mit einigen durchchoreografierten Szenen manchmal wie ein Musical wirkt. Doch was die Hauptfigur betrifft, liefert der Elton-John-Film ein bedeutend detailreicheres Porträt.
„Rocketman“ widmet sich auch dem für Nicht-Celebrities so rätselhaften Thema, warum viele Stars dazu neigen, sich mit Alkohol und Drogen auf den Selbstzerstörungs-Trip zu begeben. Vermutlich einfach einmal deshalb, weil das Zeug stets verfügbar ist. Und weil man einem Star keine Grenzen setzt. Doch möglicherweise auch deshalb, weil in einem besonders kreativen Geist auch besonders kreative Dämonen wohnen. Elton John ist ein Mann, den die ganze Welt liebt - und zugleich, so erzählt es der Film, ein Mann, dem es sehr lange sehr schwer fiel, sich selbst zu akzeptieren.
Fazit: „Rocketman“ ist ein Prachtstück von einem Film, an dem natürlich auch die brillanten Darsteller (voran Taron Egerton als Elton John und Jamie Bell als Bernie Taupin) sehr großen Anteil haben. Wer „Bohemian Rhapsody“ mochte, der wird auch von „Rocketman“ begeistert sein.
 
IDEAL FÜR: die Fans von Elton John und alle Liebhaber der Popmusik. 






Trailer
LÄNGE: 122 min
PRODUKTION: Großbritannien / USA 2019
KINOSTART Ö: 29.05.2019
REGIE:  Dexter Fletcher
GENRE: Biografie|Musikfilm
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Taron Egerton: Elton John
Jamie Bell: Bernie Taupin
Richard Madden: John Reid
Bryce Dallas Howard: Sheila Eileen