DIE STORY: Unter „Red Army“ dürfte sich jeder etwas vorstellen können, der noch Teile des alten Jahrtausends miterlebt hat. Die Rote Armee, das waren die Streitkräfte der Sowjetunion.
Hier steht „Red Army“ aber für das sportliche Engagement des Heeres. Die besten Sportler des Landes waren damals dort vereint. Zum Beispiel die Eishockey-Spieler, die viele Jahrzehnte lang das Maß aller Dinge waren. Einige von ihnen gingen in den 80er Jahren in die USA und mischten dort gewaltig die Szene auf. Davon erzählt dieser sehr amüsante und spannende Dokumentarfilm
DIE STARS: Den meisten Menschen dürfte der Name Slava Fetisov nichts sagen. Aber wer sich eingehender mit Eishockey beschäftigt, kommt an dem Koloss nicht vorbei. Schon in den 70er und 80er war der Verteidiger ein Star in der Sowjetunion. Sein Ruf drang bis nach Kanada und die USA vor. Dorthin verschlug es ihn schließlich. Heute lebt Fetissov (auf Wunsch von Putin) wieder in Russland und versucht, das dortige Sportsystem wettbewerbsfähig zu machen.
DIE KRITIK: Heutzutage schafft es Eishockey nur noch sehr selten in die Schlagzeilen. Aber es gab Zeiten, da waren die Stadien voll und jedes Spiel wurde medial begleitet und ausgewertet. Damals, in den 1970er und 1980er Jahren – es herrschte noch der Kalte Krieg - war der schnelle Sport auf dem Eis besonders in zwei Riesenreichen populär: in der Sowjetunion und den USA.
In den Staaten waren die besten Spieler in der NHL vereint. Es gab viel Geld zu verdienen und die mediale Aufmerksamkeit war gewaltig. Ähnlich sah es in der UdSSR aus, nur das mit dem Geld, das hielten die Genossen für nicht so wirklich entscheidend. Wer sehr gut spielte, kam zu den Sportclubs der „Roten Armee“ und durfte/wollte/sollte dort seinem Land dienen.
„Red Army“ schafft etwas äußerst Bemerkenswertes. Regisseur Gabe Polsky erzählt viel vom Sport im ehemaligen sozialistischen Vorzeigeland. Wie streng militärisch die Trainings-Camps gehalten waren, wie diktatorisch die Trainer regieren durften, wie sehr manche Sportler darunter gelitten haben. All das wird in Rückblenden, patriotischen Aufrufen ebenso erzählt wie in Interview-Sequenzen von Zeitzeugen. Stück für Stück – gerade weil Polsky sehr dicht dran bleibt an seinem Thema - entsteht ein packendes und faszinierendes Portrait der damaligen Zeit, mit den großen Rivalen in Ost und West.
Im Zentrum der Doku steht ein Mann: Slava Fetisov. „Red Army“ lebt zum großen Teil auch davon, dass Fetisov ein gnadenloser Unterhalter und Egomane ist. Was „Red Army“ schafft, ist, dass man die Faszination des Eishockey-Sports ein bisschen besser zu verstehen lernt und sehr gern den Lebensweg von Fetisov mitgeht.
Der in der Sowjetunion ein gefeierter Star war, der dann im Westen Geld für sein System verdienen sollte, der sich weigerte und in Ungnade geriet, bis ihm nur noch der Wechsel nach Amerika übrig blieb. Und dort in den USA wurde er wieder angefeindet, den Russen wollte keiner haben. Fetisov blieb stur und wurde auch in der Fremde ein Star – eine beeindruckende Karriere.
IDEAL FÜR: Kinogänger, die sich für fremde Welten interessieren. „Red Army“ taucht tief ein in den Mythos des sowjetischen Eishockey-Sports und erzählt packend.