GESAMTEINDRUCK: Sly Stallone erweist seinem ewigen Krieger John Rambo mit dem Action-Reißer „Rambo: Last Blood“ keinen guten Dienst. Auf einfältige Dialoge folgt ein grausames Gemetzel, das an Brutalität kaum zu überbieten ist.
DIE STORY: Der Kriegsveteran John Rambo (Sylvester Stallone) hat sich auf eine Farm in Arizona zurückgezogen, wo er mit Pferden arbeitet und sich um seine Ziehtochter Gabrielle (Yvette Monreal) kümmert. Als Gabrielle erfährt, wo ihr leiblicher Vater lebt, besucht sie ihn in Mexiko, wird von dem Mann jedoch zurückgewiesen. Schlimmer noch: Sie landet in den Fängen von Drogen- und Mädchenhändlern, die sie zur Prostitution zwingen. John Rambo erfährt davon und will Gabrielle mit Unterstützung einer Reporterin (Paz Vega) befreien. Doch Gabrielle stirbt. Rambo sinnt auf Rache.
DER STAR: Fünf Mal „Rambo“ und sieben Mal „Rocky“ (plus zwei Mal „Creed“): Sylvester Stallone hat sich in den fünf Jahrzehnten seiner Karriere auf die Porträts von zwei schlagkräftigen Helden konzentriert. Mittlerweile 73 Jahre alt, führt er in „Rambo: Last Blood“ vor, dass er es im Kampf noch immer mit weitaus jüngeren Gegnern aufnehmen kann – zumindest, wenn das so im Drehbuch steht.
DIE KRITIK: „Rambo: Last Blood“ ist ein Filmtitel, der ein bisschen Hoffnung macht. Weil er das Wörtchen
Last enthält, also
Letzte/r/s. Hoffen wir also, dass der fünfte Filmauftritt von John Rambo sein letzter bleiben wird. Der ewige Soldat hat genug geschossen und Blut vergossen. Er ist weit über Siebzig. Er gehört in den Ruhestand.
Der neue „Rambo“-Film kann höchstens jenen Kinobesuchern Freude bereiten, die auf der Leinwand gern mit offenem Rassismus, Sadismus, Selbstjustiz und Massenmorden konfrontiert werden.
Die holzschnittartige Geschichte vom alten Mann, der die Peiniger eines jungen Mädchens peinigt, könnte in ihrer banalen Schlichtheit einem Groschenroman entnommen sein. Die Umsetzung mit linkischen Wort- und grausamen Schusswechseln lässt sensibleren Gemütern die Haare zu Berge stehen. Obendrein wird die Angelegenheit bald ziemlich fad, weil eh abzusehen ist, wie sich die Ereignisse entwickeln.
Regisseur Adrian Grunberg betreibt in dem farbigen Action-Reißer pure Schwarz-Weiß-Malerei. Den Protagonisten John Rambo zeichnet er als gebrochenen Mann, der den Frieden sucht, aber zur Gewalt niemals nein sagen kann. Mexikanische Männer sind bei ihm grundsätzlich brutale Machos, die Frauen verachten und verkaufen. Selbstjustiz wird als einziges Mittel gepriesen, um sich den Schurken entgegenzustellen.
Das Waffenarsenal, das John Rambo zusammengesammelt hat, würde selbst bei den Waffennarren von der NRA Staunen auslösen. Wenn Stallone dann zur Tat schreitet, um die vielen Schurken zu besiegen, sinken natürlich früher oder später alle Feinde, tödlich getroffen, in den Staub. Während der Einzelkämpfer Rambo mit kleineren Blessuren davonkommt.
Fazit: Die grausame und obendrein erzreaktionäre Blutoper „Rambo: Last Blood“ ist einer der schlechtesten Filme in Sylvester Stallones Karriere. Das ist schade, denn der alte Mann mit dem zerfurchten Gesicht verströmt ja durchaus ein gewisses melancholisch-männliches Charisma. Dieses kommt in seinen „Rocky“-Filmen aber bedeutend besser zur Geltung. Denn im Boxring geht’s nicht um vorsätzlichen Mord, sondern um die Duelle von Sportlern, die halbwegs auf Augenhöhe agieren.
IDEAL FÜR: Stallone-Fans die keinen Film ihres Stars auslassen wollen.