Pride

Arbeiter, Schwule und Lesben: Gemeinsam gegen die „eiserne Lady“


FilmClicks:
Widerstand! Die Schwulen solidarisieren sich mit den Bergarbeitern in Wales © Senator Film
DIE STORY: „Pride“ geht mitten hinein in die jüngste englische Geschichte, die so noch nicht erzählt wurde. Im Jahr 1984 führt die britische Premierministerin Margaret Thatcher einen Kampf gegen die Gewerkschaft der Minenarbeiter. Die wiederum kämpfen vehement gegen die Schließung ihrer Arbeitsstätten.
Unterstützung kommt von ungewohnter Seite. Die lesbisch-schwule Initiative LGSM (Lesbians and Gays Support the Miners) sammelt Geld und übergibt die Summe in einem kleinen walisischen Dorf. Es setzt feinster Culture Clash ein, an dessen Ende neues Verständnis und zuvor nie für möglich gehaltene Freundschaften stehen.    
 
DIE STARS: Die Namen Bill Nighy und Imelda Staunton mögen nicht jedem Kinogänger sofort vertraut sein. Obwohl, seit Nighy beim „Fluch der Karibik“ mitmachte und Staunton den Cast von „Harry Potter“ veredelte, dürften sich die Namen dieser englischen Schauspieler der Extraklasse herumgesprochen haben.
Hier spielen sie ältere Herrschaften der walisischen Dorfgemeinschaft, an denen sich die Jungdarsteller wie George MacKay, Ben Schnetzer und  Joseph Gilgun fein abarbeiten dürfen. Schönes Ensemblestück!    
 
DIE KRITIK: Es waren aufregende Zeiten damals Mitte der 1980er Jahre in Großbritannien. Die englische Premierministerin Margaret Thatcher zeigte gerade wieder einmal, wieso man sie die „eiserne Lady“ nannte. Besonders die walisischen Minenarbeiter bekamen das zu spüren. Minen sollten geschlossen werden. Arbeitsplätze verloren gehen. Die Minenarbeiter gingen dagegen auf die Straße. Die Staatsmacht wollte sich das nicht bieten lassen. Soweit die Faktenlage, die bekannt sein könnte.
Hier setzt Filmemacher Matthew Warchus nun mit einer Geschichte ein, die sich so oder so ähnlich zugetragen hat und schon auf dem Blatt nach einem Knüller klingt. Eine Geschichte, so schön und verrückt und prall, dass sie nur vom Leben selbst geschrieben worden sein kann. Denn eine kleine Gruppe Londoner Schwuler entdeckt den Punkt, den im Laufe der zwei sehr amüsanten Stunden auch die Waliser erkennen müssen: Unterdrückte müssen zusammenhalten.
Die kleine Londoner Initiative LGSM „Lesbian and Gays Support the Miners“  sammelt Geld für die Minenarbeiter. Als man die Summe bei der Nationalen Union der Minenarbeiter abgeben will, sind Zweifel und Entsetzen groß: „Die wollen uns helfen? Lieber nicht!“. Der Buchhändler Mike (Joseph Gilgun), der Aktivist Mark (Ben Schnetzer) und ein paar Leute mehr fahren daraufhin direkt nach Wales und lösen das aus, was man einen kulturellen Schock nennt.
In den 80er Jahren war man selbst in New York, Berlin und London noch nicht so weit, Schwule und Lesben im Leben als alltäglich anzusehen. Umso größer das Chaos, als die bunte Truppe im walisischen Dorf eintrifft und mit Sprüchen wie „Deine Schwulen sind da“ begrüßt wird. Auf beiden Seiten herrscht Unsicherheit, wie man sich mit dem Fremden, dem Unbekannten auseinandersetzen soll. Beide Seiten halten sich natürlich für normal und die andere für spießig.
Regisseur Warchus hat eine wunderbar leichtfüßige Art, mit diesen menschlichen Schwächen umzugehen. Der Film hat einen ordentlichen Schuss Ken Loach, grandios vermischt mit „The Full Monty“. Und die ständig präsente 80er-Jahre-Mucke von damaligen Helden wie Bronski Beat, Frankie goes to Hollywood oder Soft Cell lässt die zwei Kinostunden wie im Fluge vergehen.
Am Ende finden die Bergarbeiter einen Weg, den Schwulen und Lesben zu danken, der einfach nur mit purer Kinomagie umschrieben werden kann.
 
IDEAL FÜR: alle, die vor ein paar Jahren im Kino bei „Brassed Off“ oder „The Full Monty“ viel Spaß hatten. Hier kommt der nächste Engländer, auf dem Weg zu einem Klassiker.






Trailer
LÄNGE: 120 min
PRODUKTION: Großbritannien 2013
KINOSTART Ö: 30.10.2014
REGIE:  Matthew Warchus
GENRE: Drama|Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 10


BESETZUNG
Bill Nighy: Cliff
Imelda Staunton: Hefina
George MacKay: Joe
Ben Schnetzer: Mark
Joseph Gilgun: Mike