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Pompeii
Love Story im Lava-Sturm
DIE STORY: Der Katastrophenfilm „Pompeii“ könnte genauso gut „Gladiator 2“ heißen. Denn im Mittelpunkt des Dramas steht über weite Strecken nicht der Untergang der römischen Stadt im Jahr 79 durch den Ausbruch des Vesuvs, sondern der Aufstieg des Londoner (!) Haudraufs Milo (Kit Harington) zum Champion der Gladiatoren. Der gewinnt nach seiner Zwangsverschickung in Richtung Pompeji außer vielen brutalen Kämpfen auch das Herz der reichen Kaufmannstochter Cassia (Emily Browning). Ach ja: Nach ein paar angedeuteten Erdbeben und einer guten Stunde beginnt sich der Vesuv zu rühren und macht dann das, was aus den Geschichtsbüchern bekannt ist: Er deckt die Stadt Pompeji und ihre Menschen unter einer dicken Gift- und Staubschicht zu.
DIE STARS: Der Engländer Kit Harington, der die Hauptrolle des Kämpfers Milo spielt, feierte bisher an Londoner Bühnen sowie in der Serie „Game of Thrones“ einige Erfolge, ist im Kino aber noch nicht groß hervorgetreten. Die Australierin Emily Browning stellt als Milos Gefährtin Cassia vor allem ihre porzellanpüppchenhafte Schönheit aus; viel zu spielen hat sie nicht. Letzteres gilt auch für zwei Darsteller mit bekannten Namen: Kiefer Sutherland („24“) legt einen ränkeschmiedenden römischen Senator namens Corvus so eindimensional schurkisch an, dass es schurkischer nicht geht, und Carrie Anne Moss („Matrix“) als Cassias Mutter Aurelia schaut besorgt in die Welt hinein.
DIE KRITIK: Der britische Regisseur Paul W. S. Anderson („Resident Evil“) hat sich mit seinen thematisch schlichten, aber visuell effektvollen Actionreißern noch nie für einen Oscar beworben. Daran ändert sich auch durch „Pompeii“ nichts. Anderson verlegt ganz einfach seinen blutleeren Hi-Tech-Stil in die Antike. Das zeigt sich zum Beispiel bei schönen Luftaufnahmen von Pompeji und dem Vesuv. Die kommen natürlich aus dem Trickcomputer und sind heutigen Sehgewohnheiten angepasst. Oder waren die alten Römer schon mit dem Helikopter unterwegs?
„Pompeii“ ist ein völlig humorloser, aber doch immer wieder komischer Film: Die gestelzten Dialoge verleiten gelegentlich zum Kichern. Das Drehbuch scheint zunächst einmal nach angelsächsischen Besuchern fischen zu wollen, denn der Film beginnt 17 Jahre vor dem Vesuv-Ausbruch mit einem Kelten-Aufstand auf der britischen Insel. Von dort wird Hauptfigur Milo erst später per Schiff als Sklave und Kämpfer nach Pompeji expediert. Wie es der Zufall will, latscht er auf dem Fußweg vom Hafen zur Gladiatoren-Arena am Pferdefuhrwerk der süßen Cassia vorbei, was die beiden stantepede in heftiger Zuneigung füreinander entbrennen lässt.
Paul W.S. Anderson lässt viel Zeit in den Katakomben und mit den Duellen der Gladiatoren verstreichen – nur macht er das bedeutend unbegabter als Ridley Scott im Vorbild-Film „Gladiator“. Außerdem muss er eine Brücke zimmern, auf der der Sklave Milo und die Oligarchentochter Cassia zueinander finden können. Was auf Kosten jeglicher Glaubwürdigkeit natürlich auch gelingt.
Die Katastrophe des Vesuv-Ausbruchs wird dann routiniert, doch fast als Nebensache ins Bild gerückt. Der heftig grummelnde Vulkan schickt erst giftige Gase aus und begräbt dann alles, was noch lebt, mit Steinregen und Lava unter sich. Auch ein Tsunami (gab’s den seinerzeit in der Realität?) entfaltet, optisch eindrucksvoll, viel zerstörerische Kraft. Den uninspirierten und oft langweiligen Film kann das freilich nicht retten.
IDEAL FÜR: Fans von Sandalenfilmen mit viel Action.
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