DIE STORY: Frankreichs Filmstar Omar Sy wird in der bittersüßen Komödie „Plötzlich Papa“ plötzlich Papa, und das geht so. Gerade hat er sich, Rollenname Samuel, aus dem Lotterbett einer mediterranen Luxusyacht erhoben, das er mit zwei schönen Blondinen teilte. Da steht unverhofft eine aufgelöste und ihm nicht völlig unbekannte Frau vor ihm, die ein Baby in den Händen hält.
Die Kleine sei die gemeinsame Tochter Gloria, vertraut die Mutter, sie heißt Kristin (Clémence Poésy), ihm an. Dann bittet sie um 20 Euro für ein Taxi, das ein paar Meter weiter wartet, und drückt Samuel die quietschlebendige Folge einer kurzen Urlaubsaffäre in die Arme.
Doch anstatt das Taxi zu bezahlen, steigt sie ein und fährt auf Nimmerwiedersehen davon. Und der Lebemann Samuel steht auf einmal mit einer Tochter da, von deren Existenz er noch fünf Minuten früher keine Ahnung hatte.
Was tun? Samuel macht sich auf die Spur von Kristin, um ihr das Baby zurückzugeben. In London, wo er sie vermutet, findet er allerdings keine Spur von ihr. Stattdessen findet er einen neuen Freund, den Filmproduzenten Bernie (Antoine Bertrand), und bei Bernie einen lukrativen Job als Stuntman.
Schnitt. Acht Jahre sind vergangen. Aus Samuel und Gloria ist längst ein unzertrennliches Vater-Tochter-Paar geworden. Er konzentriert sich ganz auf das Mädchen, das ihn so oft wie möglich zu seinen Stunt-Aufnahmen begleitet.
Nur die ewige Abwesenheit der Mutter bereitet der kleinen Gloria Kummer. Also erfindet Samuel eine Legende, wonach sie als streng geheime Geheimagentin undercover um die Welt reist und sich niemals blicken lassen darf.
Doch eines Tages gibt es wirklich ein Lebenszeichen von Kristin. Wenig später steht sie vor der Tür. Und von da an ist das Leben für alle drei nie wieder so, wie es früher einmal war.
DIE STARS: Seit dem Sensationserfolg „Ziemlich beste Freunde“ ist Omar Sy nicht nur in Frankreich, sondern weltweit ein Star. Der Zugewinn an Popularität brachte ihm schon attraktive Angebote aus Hollywood ein: Er spielte in Blockbustern wie „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“, „Jurassic World“ oder kürzlich im Dan-Brown-Thriller „Inferno“..
Die Franko-Amerikanerin Gloria Colston, die die achtjährige Gloria spielt, stand noch nie vor einer Filmkamera. Doch sie ist ein hinreißendes Naturtalent voller Witz, Pep und burschikosem Charme.
Der Pariser Regisseur Hugo Gélin stammt aus einer Film-Dynastie. Sein Großvater war der berühmte Schauspieler Daniel Gélin.
DIE KRITIK: Ein Mann wird mit der Tatsache konfrontiert, dass er Vater ist und muss nun sein Kind selbst großziehen: Das ist nicht gerade ein Plot, der den Oscar für die originellste Filmidee des Jahres verdient hätte.
Man ahnt sehr bald, dass der anfangs unwillige Mann rasch zum besten Vater der Welt wird. Trifft zu. Man ahnt auch, dass sich seine Luftikus-Attitüde in Luft auflöst und dass er beginnt, Verantwortung zu tragen. Trifft zu. Und vor allem ahnt man, dass es Ärger geben wird, wenn die Mutter, die ihr Baby einst verließ, ins Leben des Kindes zurückkehrt. Trifft zu.
Doch obwohl „Plötzlich Papa“ gut im Rennen wäre, gäbe es einen Oscar für die vorhersehbarste Story des Jahres, macht diese Komödie jede Menge Spaß.
Erstens, weil viele Pointen ziemlich gut sind, auch wenn sie einem irgendwie bekannt vorkommen. Zweitens, weil Omar Sy und seine Filmtochter Gloria Colston ganz himmlisch zusammenspielen. Und drittens wegen der letzten halben Stunde.
Das ist jene Zeit, in der Filme normalerweise in die Zielgerade einbiegen und das Publikum noch zittern lassen, ob die Helden siegreich bleiben oder nicht.
„Plötzlich Papa“ verabschiedet sich in dieser Zeit aber von der Heiterkeit und wird unversehens dramatisch. Die Story nimmt in diesen 30 Minuten fünf große (und meist unvorhersehbare!) Wendungen, die den Blick auf die Figuren in ganz neue Richtungen lenken.
So ein Stil ist ungemein selten im Film und wir werden den Teufel tun, hier irgendetwas zu verraten. Nur so viel: Die Wendungen haben eine innere Logik. Und sie sorgen dafür, dass man nach dem Abspann tief berührt das Kino verlässt, auch wenn man vorher so ausgiebig lachen durfte.
Aber genau so, sagte der große Walt Disney, müssen Filme ja sein: Für jedes Lachen soll es eine Träne geben.
IDEAL FÜR: Liebhaber von Komödien, die ans Herz gehen – und natürlich für Fans von Omar Sy.