Plötzlich Gigolo

Sex, Liebe und Woody Allen


FilmClicks:
„Plötzlich Gigolo“: Was es nicht alles gibt! Woody Allen in der Welt der Erotik © Filmladen
DIE STORY: „Plötzlich Gigolo“ ist eine typische Woody-Allen-Komödie, die allerdings von John Turturro geschrieben und inszeniert wurde. Der Plot: Die New Yorker Hautärztin Dr. Parker (Sharon Stone) offenbart ihrem Patienten Murray (Woody Allen), dass sie Lust auf ein erotisches Abenteuer habe. Murray vermittelt ihr seinen Freund Fioravante (John Turturro), einen Blumenhändler, als Mann für gewisse Stunden. Das Schäferstündchen ist für die Dame zahlungspflichtig.   
Der zunächst sehr scheue Fioravante mag den Sex. Und er hat auch nichts dagegen, dass sein sonst chronisch leerer Geldbeutel auf einmal gut gefüllt ist. So wird aus dem Blumenmann plötzlich ein Teilzeit-Gigolo, der sich von Murray – einem frisch in die Pleite gerutschten Buchhändler - immer wieder mal neue Kundinnen vermitteln lässt. Wofür Murray selbstredend eine Provision bekommt.
Der Film plätschert als sinnlich aufgeladene New-York-Komödie voller Lust dahin, bis er auch einen ernsten Aspekt bekommt. Murray hat Avigal (Vanessa Paradis) als neue Kundin für Fioravante ausgeguckt, eine orthodoxe Jüdin, die seit dem frühen Tod ihres Gemahls, eines Rabbis, mit ihren Kindern in völliger Zurückgezogenheit lebt. Für Avigal bedeutet der (Haut-)Kontakt zu dem Gigolo sehr viel mehr als ein Abenteuer. Es ist eine Wiederbegegnung mit der Welt, mit dem Leben.
Freilich passt die chassidische Gemeinde, der Avigal angehört, gut auf ihre Schäflein auf. Die Art, wie der jüdische Ordnungshüter Dovi (Liev Schreiber) den Spuren Avigals folgt, fällt dann schon wieder voll ins komische Fach.
 
Dr. Parker (Sharon Stone) ist die erste Kundin von Fioravante (John Turturro) © Filmladen

DIE STARS:
In seinen eigenen Filmen tritt Woody Allen nicht mehr oft selber auf. „Plötzlich Gigolo“ aber bietet die unverhoffte Chance, den Komödianten in großer Form auf der Leinwand zu erleben. Woody holt aus seiner reichlich skurrilen Rolle – sein Murray ist ein literarisch belesener 77-jähriger Zuhälter – alles an Witz (und Lebensweisheit) heraus, was drinsteckt.
John Turturro, einer der  Lieblings-Schauspieler der Coen Brothers („Barton Fink“, „The Big Lebowski“), porträtiert nicht nur mit viriler Sensibilität den Blumenhändler & Callboy Fioravante, er beweist auch große Meisterschaft als Drehbuchautor und Regisseur.
Mit Sharon Stone, Johnny Depps Langzeit-Gefährtin Vanessa Paradis und der rassigen Sofia Vergara ist ein hochklassiges und überdies ausgesucht attraktives Damen-Ensemble im Einsatz.
 
DIE KRITIK: Woody Allen glänzt in seiner Paraderolle, als Stadtneurotiker, der ständig einen guten Gag oder einen klugen Spruch auf den Lippen führt. John Turturro macht höchst amüsant eine Wandlung vom Schüchterling zum Sexprotz durch. Die Damen von New York lieben es, längst verschüttete Gelüste wieder neu zu spüren: „Plötzlich Gigolo“ ist eine herrlich unmoralische Komödie mit der herrlich moralischen Moral, dass viel Verbotenes im Leben eigentlich erlaubt sein sollte, wenn  es zur gegenseitigen Freude und aus Zuneigung geschieht.
Der herbe Schauspieler John Turturro, ein Spezialist für eigensinnige Querköpfe der sympathischen Art, inszeniert sich als Regisseur selbst mit großer Raffinesse und hat zugleich die Größe, seinen wichtigsten Spielpartner ins Rampenlicht zu stellen: Woody Allen. Einerseits gibt Turturro „Plötzlich Gigolo“ den Rhythmus und das Tempo, das für Allen-Filme typisch ist. Und andererseits lässt er Woody in jeder Szene glänzen. Egal, ob es um Bücher geht oder um Damen-Dessous, ums Geschäft oder um Freundschaft und Liebe: Woody schüttelt seine Pointen und Sprüche locker aus dem Ärmel, als wäre der Film ein Stück von ihm.

„Sie verzaubern die Einsamen“: Avigal (Vanessa Paradis) über Fioravante (Turturro) © Filmladen

In den Sequenzen mit den glänzend aufgelegten Damen Sharon Stone und Sofia Vergara verströmt die Komödie viel Sinn und Sinnlichkeit. Der Wechsel zum Drama, wenn es um die Geschichte der jüdischen Witwe Avigal geht, geschieht dann überraschend.
Frankreichs Popstar Vanessa Paradis spielt diese vereinsamte Frau mit einer hauchzart ziselierten Mischung aus Selbstkontrolle und Freiheitssehnsucht, die in jeder Sekunde bewegt. „So verbringen Sie Ihre Zeit. Sie verzaubern die Einsamen“, sagt sie in einem der schönsten Sätze des Films zu Turturro.  
Der Film, der die Freuden  des freien Lebens preist, erhält dadurch eine zusätzliche Sauerstoff-Infusion. Denn „Plötzlich Gigolo“ erzählt eben auch, wie viel Freudlosigkeit und Zwang in orthodoxer Religionsauslegung liegt – mit den Frauen als erste Opfer.  Diese Geschichte wird hier am Beispiel des Judentums erzählt, doch sie könnte genauso gut in einem ultrakonservativen christlichen oder muslimischen Milieu spielen.
Fazit: „Plötzlich Gigolo“ ist eine herrlich schwungvolle Komödie mit ernstem Unterton, in der auch die große Stadt New York als Schauplatz eine wichtige Rolle spielt.
 
IDEAL FÜR: Fans von Woody Allen, New York und sinnlichen Komödien mit Tiefgang.






Trailer
LÄNGE: 97 min
PRODUKTION: USA 2013
KINOSTART Ö: 07.11.2014
REGIE:  John Turturro
GENRE: Komödie
ALTERSFREIGABE: ab 16


BESETZUNG
John Turturro: Fioravante
Woody Allen: Murray
Sharon Stone: Dr. Parker
Sofia Vergara : Selima
Vanessa Paradis: Avigal
Liev Schreiber: Dovi