Pitch Perfect 2

Sexy Stimmen und prüde Regeln


FilmClicks:
Singen können sie wirklich gut: Das Ensemble der Barden Bellas © Universal
DIE STORY: Die Musik-Komödie „Pitch Perfect 2“ beginnt mit einer großen Peinlichkeit. Die A-Capella-Sängerinnen der Barden Bellas trällern gerade vor US-Präsident Obama, als einem der Girls, der fülligen Fat Amy (Rebel Wilson), ein schwerer Garderobe-Fehler passiert. Durch ein Missgeschick steht sie plötzlich untenrum im Freien. Skandal! Skandal!
Die Bellas werden zur Strafe aus der College-Meisterschaft ausgeschlossen. Doch sie finden ein Schlupfloch in den Chorgesangs-Regeln, das es ihnen ermöglicht, bei der A-Capella-Weltmeisterschaft anzutreten. Dort müssen sie eine perfekt agierende, aber herzlich unsympathische Gruppe aus Deutschland besiegen. Ein bleiches, stets schwarz gekleidetes Ensemble, das auf den wunderlichen Namen Das Sound Machine hört.

Weit entfernt von ihren Glanzrollen: Anna Kendrick (li.) und Hailee Steinfeld © Universal

DIE STARS: Die drei Haupt-Protagonistinnen von „Pitch Perfect 2“ sind Schauspielerinnen der Extraklasse. Anna Kendrick holte an der Seite von George Clooney im melancholischen Drama „Up In The Air“ eine Oscar-Nominierung. Hailee Steinfeld agierte im archaischen Coen-Brothers-Western „True Grit“  auf Augenhöhe mit Jeff Bridges und Josh Brolin, was ihr ebenfalls eine Oscar-Nominierung bescherte. Und Elizabeth Banks ist eine wichtige Stütze in der Blockbuster-Serie „Die Tribute von Panem“. Bei „Pitch Perfect 2“ führt sie obendrein Regie. Doch schade: Ihr großes Talent halten alle drei im Kino-Sänger-Wettstreit gut versteckt.  

Elizabeth Banks (neben John Michael Higgins) spielt die Moderatorin Gail und führt auch Regie © Universal

DIE KRITIK: Dass die USA ein außerordentlich prüdes Land sind, ist allgemein bekannt. In der Eröffnungs-Sequenz von „Pitch Perfect“ wird dieser Charakterzug geradezu grotesk vorgeführt. Wenn dort der Musikantin Fat Amy die Hose dergestalt einreißt, dass ihre Private Parts sichtbar werden, dann schreien die Damen im Auditorium entsetzt auf, als würden sie gerade Zeuginnen des Weltuntergangs. Oder als hätten sie zum ersten Mal eine Vagina gesehen.
Anstatt nun zu sagen, Schwamm drüber, trifft Fat Amy und ihre Freundinnen die volle Härte des moralinsauren Gesetzes. Der Ausschluss von allen Gesangswettbewerben kommt für die famos singenden und tanzenden Bellas einem Berufsverbot gleich. Weil so etwas für einen Musikfilm ziemlich kontraproduktiv wäre, finden die Girls mit Hilfe von Drehbuch-Autor Kay Cannon einen Ausweg. In Kopenhagen, bei der A-Capella-Weltmeisterschaft, sind die Bellas auf der Bühne gern gesehen.
Also beginnt wie schon in „Pitch Perfect“, dem Original, ein rhythmusstarker Sängerkrieg, dessen Ausgang irgendwie absehbar ist (wer wird wohl den Titel gewinnen? Die süßen Bellas oder die fiesen KonkurrentInnen von Das Sound Machine?)
Um „Pitch Perfect 2“ genießen zu können, braucht es ein paar Voraussetzungen.
Erstens: Man muss das Gedudel der Hitradios lieben. Was anderes als platter Mainstream-Sound wird nämlich nicht geboten.
Zweitens: Man muss ein Herz für lahme Pointen haben. Der Film will zwar sehr lustig sein, doch die Scherze versanden immer wieder in müder Peinlichkeit.
Drittens: Es darf einen nicht stören, dass man oft etwas anderes hört als das, was man sieht  Wenn zum Beispiel die Bellas visuell einen auf A-Capella, also unbegleiteten Gesang, machen, während sich akustisch auch Instrumente  lautstark ins Klangbild mischen, dann wirkt das ziemlich irritierend.  
Solche Unsauberkeiten – es gibt sie beeindruckend oft – sollten im Grunde durch die Regie bereinigt werden. Die Regie-Novizin Elizabeth Banks scheint aber alle Hände voll zu tun gehabt haben, die zahllosen Darsteller unfallfrei über die Leinwand zu manövrieren. Für Finessen jedwelcher Art blieb da kein Raum.
Oder, anders ausgedrückt: Die Inszenierung wirkt unbeholfen, holprig und ohne Esprit. Auch zu ihrer eigenen Filmfigur ist Elizabeth Banks wenig eingefallen. Ihre polternde Interpretation der Moderatorin Gail lässt einen an Begriffe wie Schreckschraube denken.
So ist der Spaß an „Pitch Perfect 2“ ziemlich endenwollend. Außer, man kann es zitternd vor Aufregung kaum erwarten, wer denn nun wirklich zum neuen A-Capella-Weltmeister wird.
 
IDEAL FÜR: Fans des Vorgänger-Films „Pitch Perfect“.






Trailer
LÄNGE: 115 min
PRODUKTION: USA 2015
KINOSTART Ö: 14.05.2015
REGIE:  Elizabeth Banks
GENRE: Komödie|Musikfilm
ALTERSFREIGABE: ab 8


BESETZUNG
Anna Kendrick: Beca
Hailee Steinfeld: Emily
Rebel Wilson: Fat Amy
Brittany Snow: Chloe
Elizabeth Banks: Gail
John Michael Higgins: John