GESAMTEINDRUCK: Das Fantasy-Abenteuer „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ setzt den neuen Zyklus von „Harry Potter“-Autorin J. K. Rowling fort, verändert aber den Ton. Der neue Film ist viel düsterer und schwerfälliger als sein Vorgänger.
DIE STORY: Der dunkle Zauberer Gellert Grindelwald (Johnny Depp), der am Ende des ersten „Tierwesen“-Films dank des Magiers Newt Scamander (Eddie Redmayne) festgesetzt worden war, flieht aus der Haft und schickt sich an, mit seiner totalitären Ideologie die Weltherrschaft zu übernehmen. Newt Scamander wird von Grindelwalds einstigem Partner Albus Dumbledore (Jude Law) auf den Ausreißer angesetzt und spürt ihn in Paris auf. Dort hält sich auch der geheimnisvolle Credence Barebone (Ezra Miller) verborgen, den Grindelwald wegen seiner ausgeprägten magischen Kräfte als Verbündeten gewinnen will.
DIE STARS: „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ wartet zwar mit (stark spielenden) Topstars wie Johnny Depp oder Jude Law auf, doch den berühmtesten Namen des Projekts trägt die Drehbuchautorin. J. K. Rowling, die mit den „Harry Potter“-Romanen zur erfolgreichsten Schriftstellerin der Welt wurde, hat wie schon beim ersten „Tierwesen“-Film das Script geschrieben.
Den wichtigsten Part des Films spielt wieder Oscar-Preisträger Eddie Redmayne („Die Entdeckung der Unendlichkeit“) als Zauberer und Tierfreund Newt Scamander. Katherine Waterston („Alien: Covenant“) ist erneut als Scamander-Begleiterin Tina Goldstein dabei.
Der britische Regisseur David Yates ist einer der besten Auskenner in J.K. Rowlings literarischen Welten. Er inszenierte die letzten vier „Harry Potter“-Filme und beide „Tierwesen“-Abenteuer. Auch für die noch folgenden drei Filme der Serie, die zwischen 2020 und 2024 ins Kino kommen sollen, ist er als Regisseur angesagt.
DIE KRITIK: Der zweite „Phantastische Tierwesen“-Film ist ein Action-Abenteuer, das in den ersten Minuten in jeder Hinsicht abhebt.
Die Story beginnt in einem Hochsicherheits-Knast in New York, wo der scharf bewachte Gellert Grindelwald seine Haft abbüßt. Mit einer Kutsche, die von sehr phantastischen Tierwesen – fliegenden Pferden – gezogen wird, soll der dunkle Zauberer an einen anderen Ort verlegt werden. Doch mit Hilfe seiner magischen Kräfte gelingt ihm bei einem wilden Flug über der Skyline von New York die Befreiung. Grindelwald kann sich nach Europa absetzen und er bringt dadurch die Ereignisse des Films in Gang.
Diese Action-Sequenz ist von Regisseur David Yates nach allen Regeln des Blockbuster-Kinos auf atemraubende Art und Weise realisiert worden. Man schaut dem luftigen Höllenritt staunend zu und schließt Bekanntschaft mit dem rabiaten Machtmenschen Grindelwald, den Johnny Depp zurückhaltend und zugleich sehr bestimmt als weißhaarigen Potentaten anlegt.
Nach dieser spektakulären Sequenz verliert sich der Film allerdings in einem fast undurchdringlichen Labyrinth verschiedenster Handlungsstränge. Wer die erste „Tierwesen“-Folge nicht kennt, hat kaum eine Chance, sich mit den zahlreichen Figuren der Story zurechtzufinden. Wie bei den „Potter“-Filmen wird auch bei den „Tierwesen“ darauf verzichtet, dem Publikum das Was-Bisher-Geschah zu erklären. Das ist eine schlechte Idee, denn die neue Serie basiert ja nicht auf Roman-Bestsellern, die von der Hälfte des Kinopublikums längst gelesen wurden.
Was man wissen muss: Die „Tierwesen“-Geschichten spielen in der gleichen magischen Welt wie die „Potter“-Storys, allerdings vor Harrys Geburt; diesfalls im Jahr 1927. Doch eine spätere „Potter“-Zentralfigur wie Albus Dumbledore (von Jude Law mit viel Charme gespielt) ist längst hochaktiv, und auch das Internat Hogwarts existiert bereits.
In diesem Kosmos tummeln sich nun die aus dem ersten „Tierwesen“-Film bekannten Charaktere wie der Grindelwald-Kontrahent Newt Scamander (freundlich und tatkräftig: Eddie Redmayne) und seine Mitstreiterin Tina Goldstein (resolut: Katherine Waterston). Tinas exzentrische Schwester Queenie (flatterhaft: Alison Sudol) flirtet wieder mit ihrem biederen Herzbuben Jacob Kowalski (ahnungslos: Dan Fogler). Dazu kommen noch etliche andere Figuren, die unfreiwillig dazu beitragen, den Plot komplizierter zu machen und das Tempo des Films zu verlangsamen.
Die titelgebenden Phantastischen Tierwesen sind zwar auch zu sehen, doch bekommen sie weniger Raum und viel weniger Strahlkraft als im ersten Film. „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ wirkt über weite Strecken so, als hätten Autorin J. K. Rowling und Regisseur David Yaters ein Fantasy-Abenteuer mit einem düsteren Film Noir kreuzen wollen. Die Grundstimmung ist schrecklich ernst. Man erhält selten die Gelegenheit, zu schmunzeln oder gar zu lachen.
So ist der neue Film ein dunkles Drama über die politischen Allmachts-Phantasien des schlimmen Grindelwald geworden. Die Produktion schaut toll aus und ist auch gut gespielt – doch die im Sinne des Wortes zauberhafte Magie, die den ersten „Tierwesen“-Film zum Ereignis machte, ist weitgehend verschwunden. Und da „Grindelwalds Verbrechen“ keine abgeschlossene Geschichte erzählt, sondern mit der Überleitung zur nächsten Folge der Serie endet, gibt es auch keinen starken Showdown, der das Publikum begeistern könnte.
IDEAL FÜR: Fans der Zauberwelten von „Potter“-Autorin J. K. Rowling.