DIE STORY: Im köstlichen Trickfilm „Pets“ kann man in Sachen Haustiere das betrachten, was man eh schon immer geahnt hat. Wenn die Menschen die Wohnungen verlassen, dann warten unsere Haustiere nicht brav auf uns. Nein, sie haben konkrete Pläne, wie sie den Tag möglichst angenehm gestalten können.
Im Fall von „Pets“ schaut das so aus: Laute Musik hören, den Kühlschrank leerfressen, sich von der Küchenmaschine den Buckel kratzen lassen.
Der Terrier Max (Stimme: Jan Josef Liefers) allerdings ist da eine Ausnahme. Denn er ist eine treue Seele und setzt sich tatsächlich an die Wohnungstür, um den Moment nicht zu verpassen, wenn seine Katie (Stefanie Heinzmann) zurückkehrt.
Aber dann schleppt Katie eines Tages den riesigen Köter Duke (Dietmar Bär) aus dem Tierheim an. Erst beschnuppern sich Max und Duke eifersüchtig – dann stürzen sie sich wider Willen gemeinsam in das Abenteuer ihres Lebens. Sie werden von Tierfängern gejagt und vom fiesen Häschen Snowball (Fahri Yardim) verfolgt, das sie in eine tierische Schattenwelt mit Schlangen und Krokodilen treibt – und das unter den Avenues von New York!
Zum Glück gibt es das weiße Schoßhündchen Gidget (Jella Haase). Sie mobilisiert die gesamte tierische Nachbarschaft, um Max zu retten.
DIE STARS: Hin und wieder kann es nerven, wenn für Trickfilme bekannte Schauspieler engagiert werden und es keinen Grund dafür gibt außer den, ihre Namen groß aufs Plakat zu schreiben. „Pets“ ist da zum Glück anders. Denn die Stars sind nicht nur zahlreich vorhanden. Sie passen auch perfekt.
Jan Josef Liefers („Tatort“) als Max ist Erzähler und Hauptakteur in Personalunion und strahlt sehr viel pure Zuversicht aus. Jella Haase („Fack ju Göhte“) als seine Freundin auf Rachemission treibt die Handlung voran. Fahri Yardim („CopStories“, „Tatort“ Hamburg) als scheinbar tiefböses Kaninchen Snowball darf das irrste Schurkenlachen seit „Austin Powers“ auspacken.
Dieter Hallervorden („Honig im Kopf“) glänzt als alter Hund Pops, der zwar kaum noch atmen kann, aber immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat. Und so geht es weiter bis in die kleinsten Rollen hinein. Ein wahres Vergnügen, den Herrschaften zuzuhören.
DIE KRITIK: Die Latte für „Pets“ liegt verdammt hoch. Heißt der Regisseur doch Chris Renaud. Und der hatte zuletzt als Filmemacher beide Folgen des Trick-Krachers „Ich – einfach unverbesserlich“ zu verantworten, in denen auch die gelbköpfigen Minions ihren Schabernack treiben. Weshalb es bei „Pets“ einen der schönsten Film-Appetithappen des Jahres gibt, einen Kurzfilm der Minions. Ihnen zuzuschauen, wie sie auf der Suche nach Geld einen Garten pflegen wollen und dabei komplett zerlegen, ist schon mal locker die Hälfte des Eintrittsgeldes wert.
An „Pets“ gibt es relativ wenig zu kritisieren. Es ist zum Beispiel schade, dass in den unterhaltsamen Trailern, die schon seit Monaten ganz oben auf den Hitlisten stehen, viele komische Momente aus dem Film vereint sind. Wenn Sie die Trailer nicht kennen, auf keinen Fall vor dem Kinobesuch anschauen!
Die Geschichte des Films, nun ja, es gab schon stärkere. Zwei Tiere auf der Flucht vor bösen Feinden auf zwei oder vier Beinen, die ihnen nach dem Leben trachten: Das hat es schon gegeben. Dafür gibt es nicht unbedingt Innovationspunkte.
Was Chris Renaud mit seiner Mannschaft einfach hinreißend hinbekommt, das ist die Stimmung in New York. Wenn man diese sattgetränkten Bilder sieht, denkt man als New-York-Fan unweigerlich darüber nach, dass der letzte Besuch im Big Apple schon wieder viel zu lang her ist. Sehr, sehr viele Filme werden in New York gedreht und versuchen, die Stadt im besten Licht zu zeigen. „Pets“ hat es geschafft, an all diesen Produktionen vorbeizusegeln. Was für eine prächtige Liebeserklärung an diese großartige Stadt.
Und dann das Ensemble. Das tierische Personal von „Pets“ könnte man glatt für einen Oscar vorschlagen. Ob dicker Kater oder wilder Hund, scharfsichtiger Falke oder verirrtes Meerschweinchen: Jeder dieser Charaktere hat seine Ecken und Kanten. Jeder bekommt eine Geschichte, die das Tun und Handeln verständlich macht.
Es ist eine hinreißende Rasselbande, die da durch New York tobt. Auf und unter den Straßen der Stadt geht es zur Sache, dass es einem beim Zuschauen manchmal schwindelig werden kann. Aber kurz vor dem Overkill macht der Film klugerweise immer Halt und präsentiert herrlichste Szenen wie jene – von der wohl jeder Hund träumt – aus der Wurstfabrik, in der sich Max und Duke den Magen vollschlagen.
„Pets“ hat in den US-Kinos, wo der Film schon am 8. Juli startete, einen Raketenstart hingelegt. Es wäre kein Wunder, wenn diese vierbeinigen Sympathieträger einen Nachschlag (sprich: einen zweiten Film) bekämen.
IDEAL FÜR: Trickfilm-Fans, die gern pfiffigen Tieren zuschauen, die sich in diesem Action-Feuerwerk dann sehr menschlich zeigen.