DIE STORY: Die junge Amerikanerin Maureen (Kristen Stewart) arbeitet als „Personal Shopper“ in Paris für Menschen, die es sich leisten können, dass sie mal eben fix nach London reist, um ein paar Kleidungsstücke zu besorgen. Eigentlich aber hasst Maureen ihren Job.
Viel lieber verbringt sie ihre freie Zeit in einem alten Haus. In dem ist ihr Bruder ums Leben gekommen. Da die Geschwister einander geschworen haben, sich Bescheid zu geben, wenn sie auf der anderen Seite angekommen sind, wartet sie nun, dass der Bruder sich endlich aus dem Jenseits meldet.
Eines Tages beginnt jemand, ihr mysteriöse Nachrichten zu schreiben. Kommuniziert der tote Bruder über die neuen digitalen Medien mit Maureen?
DIE STARS: Kristen Stewart („Twillight“) hat nach „Die Wolken von Sils Maria“ nun schon zum zweiten Mal das, wovon sie immer träumte. Sie spielt in französischen Arthaus-Filmeb (beide inszeniert von Olivier Assayas), die so weit weg sind von ihrem Hollywood-Image wie nur irgend möglich. Sie selbst passt sich traumhaft dem verwaschenen Albtraum-Szenerie an. Durch die meisten Szenen schlurft sie antriebslos, um in den wenigen Schreckmomenten der leicht gruseligen Story ordentlich zusammenzuzucken.
An Stewarts Seite tauchen ständig Menschen auf. Aber nur wenige bleiben länger. So wird den ganzen Film ständig über die divenhafte Kyra, Maureens Auftraggeberin, gesprochen. Die Wienerin Nora von Waldstätten spielt diese Kyra, ist aber nur in einer Szene zu sehen. Ähnlich ergeht es dem Berliner Lars Eidinger („Die Blumen von gestern“) als Kyras Freund. Gastauftritte nannte man früher sowas. Beide holen das Maximum heraus.
DIE KRITIK: Der Franzose Olivier Assayas („Carlos“) ist einer dieser Filmemacher, denen man jedes Mal die Daumen drückt, dass ihre Filme gelingen. Denn die Projekte gleichen sich nicht. Es wird immer etwas Neues ausprobiert.
Das ist auch bei „Personal Shopper“ so. Assayas wollte gern einen Gruselfilm drehen und dabei auf alle üblichen Gruselzutaten veezichten. Ein Horrorfilm ohne Horror? Muss schiefgehen! Und das tut es hier auch. Aber auf ziemlich hohem Niveau.
Assayas dachte sich eine Versuchsordnung aus, die Sinn macht. Nur die wenigsten von uns dürften jemals selbst auf die Dienste von professionellen Einkäufern zurückgegriffen haben. So ist es interessant, mit anzusehen, wie Maureen arbeitet. Wie sie den Launen ihrer Arbeitgeber ausgeliefert ist.
Auch der zweite Handlungsstrang beginnt faszinierend. Wenn Maureen in das alte Gemäuer kommt, in dem ihr Bruder sein Leben verlor, dann weiß jeder gruselaffine Zuschauer, dass jetzt gleich etwas passieren wird.
Womit wir beim großen Manko von „Personal Shopper“ wären. Denn nach der Einführung der Figuren und dem Zuspitzen des Konflikts hat Oliver Assayas leider überhaupt keinen Plan, was er mit den Situationen machen soll.
Wie erzeugt man Grusel? Wie geht man stimmungsvoll vom Nichtsehen ins Sehen über? Assayas verpatzt eine Szene nach der anderen, lässt schließlich alberne Nebel wabern und schließt den Film mit einer völlig hirnrissigen Szene der den Bruder suchenden Maureen, die überhaupt keinen Sinn macht.
Fazit: Olivier Assayas ist zweifellos ein großer Filmemacher. Aber beim nächsten Mal möge er bitte wieder irgendwas ohne übernatürlichen Hokuspokus drehen.
IDEAL FÜR: Fans von Olivier Assayas und Kristen Stewart. Und für Kinogänger, die gern versponnene Filme jenseits des Massengeschmacks schauen.