DIE STORY: „Paula – Mein Leben soll ein Fest sein“ erzählt von der größten Malerin, die es jemals im deutschsprachigen Raum gegeben hat: Paula Modersohn-Becker (1876 – 1907).
Zeitlebens kämpft sie (im Film gespielt von Carla Juri) um Anerkennung – als Frau und als Künstlerin. Als Frau hat sie es sehr schwer, weil sie sich in der männerdominierten Gesellschaft nicht unterordnen will. Und auch als Künstlerin verweigert man ihr Zuneigung und Respekt, denn ihr Malstil ist ihrer Zeit um Jahre voraus.
Paula fügt sich ein wenig in die Zwänge der Zeit, als sie den Maler Otto Modersohn (Albrecht Abraham Schuch) heiratet – nur um ihn wenig später wieder zu verlassen und ihr Paris ihr Glück zu suchen.
DIE STARS: Regisseur Christian Schwochow („Westen“) hat ein sehr schönes Leinwandpaar gefunden. Carla Juri („Feuchtgebiete“) begeistert als Wirbelwind Paula, die jede Wand und jede geschlossene Tür als Beleidigung begreift und immer mit voller Wucht auf die andere Seite will.
An ihrer Seite wunderbar zögerlich und verwundbar: Albrecht Abraham Schuch („Die Vermessung der Welt“) als ihr Gatte Otto, der beinahe all ihre Marotten aushält. In einer kleineren, aber sehr wichtigen Rolle brilliert Joel Basman als junger Dichter Rainer Maria Rilke.
DIE KRITIK: Filme über Maler sind eine schwierige Sache. Nur extrem selten gelingt es Regisseuren wie etwa Jacques Rivette mit „Die schöne Querulantin“ (aber natürlich nur in der Vier-Stunden-Original-Version), dem Malen auf den Grund zu gehen und spannend vom Prozess des Schaffens zu erzählen.
Christian Schwochow hat jetzt mit „Paula – Mein Leben soll ein Fest sein“ einen Film gedreht, der wunderbar auf Rivettes Spuren wandelt. Allerdings stellt die Biografie von Paula Modersohn-Becker nicht so sehr Spannung und Drama in den Mittelpunkt. Schwochow ging es um etwas anderes.
Der Berliner Filmemacher wagte etwas, für das man ihn nicht zu gering loben sollte. Was machen viele Biopic-Filmer falsch? Sie halten sich sklavisch an das Leben, das sie bebildern möchten, und vergessen die eigene Vision.
Christian Schwochow hingegen wählte nur einige Eckpunkte, die man vom Leben der Paula Modersohn-Becker kennen kann (aber nicht muss), als Fundament des Films. Wie sie sich schon als junge Frau nicht dem Willen des Vaters beugen wollte. Wozu eine Heirat oder eine Ausbildung? Paula wusste genau, was sie wollte: Ein kurzes intensives Leben, in dessen Verlauf sie mindestens drei gute Bilder malen und ein Kind bekommen wollte.
Bilder und Kind kommen natürlich im Film vor. Genauso wie ihre Arbeitsschwerpunkte in der Künstlerkolonie Worpswede und in Paris – sowie ihr lebenslanger Freund Rainer Maria Rilke.
Irgendwann aber entfernt sich Schwochow in seinem faszinierend warm ausgeleuchteten Film angenehm von der historischen Person und er beginnt Fragen zu verhandeln, die locker auch in unser Jahrhundert herüberschwappen: Wie riskant kann ich sein? An welcher Stelle mache ich Kompromisse und warum? Wie bekommt man Beruf und Familie unter einen Hut?
Wenn man den Film nach gut zwei Stunden verlässt, hat man Paulas auch heute noch aufregende Bilder im Kopf. Und eben diese Fragen, die nun fein jeder und jede für sich selbst beantworten darf.
IDEAL FÜR: Freunde der Malerei und spannend erzählter Biografien.