Paris kann warten

Ein elegantes Road Movie aus dem Hause Coppola


FilmClicks:
„Paris kann warten“: Alec Baldwin, Diane Lane und Arnaud Viard am Flughafen © Tobis
DIE STORY: Das Road Movie „Paris kann warten“ zählt zu jenen Filmen, deren Handlung  man locker in fünf Sätzen erzählen kann.
Also: Der Filmproduzent Michael Lockwood (Alec Baldwin) muss von Cannes aus dringend zu einem Termin nach Budapest weiterfliegen. Seine Frau Anne (Diane Lane), die ein akutes Ohrenleiden hat, kann aus medizinischen Gründen nicht mitfliegen. Sie möchte den Zug nach Paris nehmen, wo sie ihren Mann nach seinem Budapest-Trip wiedertreffen will. Doch dann schlägt Jacques Clement (Arnaud Viard), ein Produzenten-Kollege von Michael, vor, Anne mit seinem Auto nach Paris mitzunehmen. Der kurze Weg wird zur mehrtägigen Kultur- und Kulinarik-Reise.

Aus einer kurzen Fahrt von Cannes nach Paris wird eine Sightseeing-Tour © Tobis

DIE STARS: Im Zentrum des Projekts „Paris kann warten“ steht Eleanor Coppola. Die Ehefrau von Francis Ford und Mutter von Sofia Coppola feiert hier mit 81 Jahren ihr Regie-Debüt. Nicht nur das: Sie hat den Film auch geschrieben. Die Story basiert auf einem Erlebnis aus dem Jahr 2009. Damals flog die erkältete Eleanor Coppola vom Festival Cannes aus nicht mit ihrem Mann nach Osteuropa weiter, sondern ließ sich von einem französischen Geschäftsfreund nach Paris kutschieren.
Die Hauptrolle der Anne wurde mit Diane Lane („Batman V Superman“) besetzt, die bereits in vier Filmen von Francis Ford Coppola spielte. Alec Baldwin, derzeit im US-Fernsehen mit seinen Donald-Trump-Parodien  gut im Geschäft, kam als geschäftiger Produzent und Ehemann von Anne an Bord. Der charmante Arnaud Viard als Jacques ist eine Neuentdeckung für einen internationalen Film: Er spielte hier erstmals eine Rolle auf Englisch.

Picknick am Ufer: Anne (Diane Lane) und Jacques (Arnaud Viard) genießen den Tag © Tobis

DIE KRITIK: Die Ehefrau eines berühmten Regisseurs inszeniert einen Film über die Ehefrau eines mächtigen Produzenten: „Paris kann warten“ hätte leicht ein Road Movie werden können, das zur Selbstbeschau von und für Film-Insider wird.
Zum Glück schwebte Eleanor Coppola etwas anderes vor. Zwar beginnt „Paris kann warten“ wie eine Satire über die Alpha-Männchen des Show-Biz (Alec Baldwin als dauertelefonierender Produzent wirkt wie eine vor Ironie triefende Karikatur).
Doch kaum ist der Mann im Flugzeug nach Budapest unterwegs, konzentriert sich die spätberufene Filmemacherin auf etwas anderes. Eleanor Coppola konzentriert sich auf die Autofahrt in einem klapprigen alten Peugeot-Cabrio, die ihrer Hauptfigur Anne den Blick auf Aspekte des Lebens eröffnet, die ihr bisher verborgen waren.
Zu Beginn fremdeln Anne und ihr Chauffeur noch ein wenig, was man aus Sicht der Amerikanerin verstehen kann: Jacques macht keine Anstalten, den Trip nach Paris in ein paar Stunden auf der Autobahn zurückzulegen. Er versteht sich eher als Fremdenführer, der auf den Landstraßen dahingondelt und seiner Begleiterin die landschaftlichen, kulturellen und lukullischen Schönheiten am Wegesrand offenbart.
Dass der Charmeur allerdings Anne darum bittet, die Rechnungen für teure Restaurants und andere Ausgaben vorzustrecken („ich komme gerade schwer an mein Geld heran“), wirkt nicht gerade als vertrauensbildende Maßnahme: Ist Anne am Ende einem Betrüger aufgesessen?
Diese Ungewissheit ist eine der Facetten, die dem Film seinen sanft prickelnden Reiz geben. Man erfährt viel über die Figuren; aber eben nicht alles. Man begreift Annes Ungeduld, rascher voranzukommen – und verweilt dann gerne mit ihr, wenn Jacques am nächsten betörenden Aussichtspunkt wieder zur Rast stehen bleibt.
Schön langsam überträgt sich das Titel-Motto „Paris kann warten“ nicht nur auf Jacques‘ Beifahrerin, sondern auch auf das Publikum. Eleanor Coppola hat einen eleganten, beschwingten  und hinreißend gespielten Film gedreht, der seine Protagonisten und die Zuschauer dazu  ermuntert, eingefahrene Wege zu verlassen und sich voll Neugier unerwarteten Situationen zu stellen. Die schönen Landschaften Frankreichs und das gleißende Licht tragen dazu bei, den Betrachtern Augen und Ohren zu öffnen.
 
IDEAL FÜR: Freunde intelligenter Komödien, die der Mischung aus  Hollywood und französischem Charme etwas abgewinnen können.






Trailer
LÄNGE: 92 min
PRODUKTION: USA 2017
KINOSTART Ö: 14.07.2017
REGIE:  Eleanor Coppola
GENRE: Komödie|Romanze
ALTERSFREIGABE: jugendfrei


BESETZUNG
Diane Lane: Anne Lockwood
Alec Baldwin: Michael Lockwood
Arnaud Viard: Jacques Clement