Parcours d'Amour

DIE STORY: Die Doku „Parcours d’Amour“ begleitet PariserInnen der Altersklasse von Mitte 60 bis 80 plus bei ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung: Sie gehen tanzen. Der sehr stimmungsvolle Film nimmt sich viel Zeit für Musik-Szenen zwischen Chanson und Pasodoble, bei denen die Herren ihre Damen galant übers Parkett geleiten.
Mal geht’s nur um die rhythmische Bewegung, mal um kurze Fluchten aus der Einsamkeit, und dann wieder, wie in der Jugend, um das Eine: „Du musst diplomatisch sein, denn die Männer sind nicht zum Tanzen da“,  vertraut eine der Damen ihrer Freundin an.
 
DIE STARS: Keine Stars.  Die Regisseurin von „Parcours d’Amour“, die Berlinerin Bettina Blümner, machte vor ein paar Jahren mit ihrer ersten abendfüllenden Doku „Prinzessinnenbad“ Furore. Für das Porträt dreier Teenager-Mädchen aus dem Berliner Bezirk Kreuzberg erhielt sie den Deutschen Filmpreis.
 
DIE KRITIK: „Wir sahen alle gut aus, als wir jung waren. So ist das Leben.“ Dieser leicht wehmütige, aber realistische Satz eines tanzfreudigen alten Herren könnte wie ein Motto über der Doku „Parcours d’Amour“ stehen. Regisseurin Bettina Blümner beobachtete ein Jahr lang eine Gruppe von liebenswerten SeniorInnen, die sich im wohlverdienten Ruhestand nicht einfach zur Ruhe setzen, sondern wie einst im Mai das Tanzbein schwingen.
Pariser Lokale wie das „Le Memphis“ dienen als Bühne. Man sieht, wie die Damen und Herren schon Schlange stehen, wenn der Laden nachmittags eröffnet wird. Dann strömen sie hinein zum der Ball der einsamen Herzen.
Es sind Herren wie der Charmeur Gino, der aus Italien stammt, oder der melancholische Eugène, der den Achtziger schon überschritten hat, oder der sehr galante Michel, der sich als professioneller Eintänzer seine Dienste bezahlen lässt. Und Damen wie die besten Freundinnen Christiane und Michelle, die das Tanzen lieben, doch nicht als Selbstzweck betrachten: Nur zu gern würden sie beim Tanztee einen Mann kennenlernen, der sich auch als Lebenspartner eignet.
Der Film folgt seinen ProtagonistInnen und ihren Storys mit großer Sympathie. Immer mal wieder werden Fotoalben aufgeschlagen, deren vergilbte Bilder davon künden, wie es früher einmal war. Immer wieder werden Beziehungsgeschichten erzählt, die in Trennungen endeten, oder Krankheitsgeschichten, die als große Belastungen empfunden wurden.
Doch alles in allem blitzt viel Lebensfreude aus den Augen dieser betagten Tänzer, denen das Parkett als Elixier dient. Wenn sie dann über Flirts und potentielle Partner parlieren, merkt man keinen großen Unterschied zu den Wünschen und Hoffnungen junger Leute. Der „Parcours d’Amour“, erzählt der Film, dreht sich ohne Unterlass. Die Menschen werden älter – ihre Gefühle nicht.

IDEAL FÜR: Tanz-Liebhaber und andere Zeitgenossen.