Paranoia - Riskantes Spiel

Macht, Gier und Todfeindschaft


FilmClicks:
Ein junger Karrierist und zwei verfeindete Mächtige: Gary Oldman, Liam Hemsworth, Harrison Ford © Constantin
DIE STORY: „Paranoia“ ist ein Thriller, in dem es um Industriespionage, Macht, Gier und die Egos zweier verfeindeter Konzernlenker (Gary Oldman und Harrison Ford) geht. Ein junger Ehrgeizling (Liam Hemsworth), der auf der Karriereleiter ins Stolpern geriet, lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein: Im (Geheim-)Auftrag des einen Konzerns soll er die Pläne und Projekte des anderen verraten.
DIE STARS: „Paranoia“ ist ein glänzend besetzter Film, wobei der wichtigste Part Liam Hemsworth („Die Tribute von Panem“) gehört. Er verkörpert den jungen Adam Cassidy, der ein doppeltes Spiel treibt und bald Gefahr läuft, im doppelt doppelten Spiel seiner Auftraggeber und Widersacher zerrieben zu werden. Gary Oldman gibt einen bösartigen reichen Mann; Harrison Ford trägt – zumindest auf den ersten Blick – auch sympathische Züge.
KURZKRITIK: Die erlesene Qualität des Ensembles erstreckt sich leider nicht auf das Drehbuch. Der Thriller, der auf einem hoch gelobten Bestseller von Joseph Finder basiert, breitet sein spannendes Thema ohne Raffinesse aus. Regisseur Robert Luketic („Natürlich blond“) lässt die Geschichte vom Aufstieg, dem Fall und dem Versuch der Selbstrettung des jungen Industriespions Cassidy ein bissl so ablaufen, wie sich das der kleine Maxi vorstellen mag. Und das mindert die Wirkung von „Paranoia“ erheblich.
IDEAL FÜR: Thriller-Fans, die bereit sind, gnädig darüber hinwegzusehen, dass der vielschichtig schillernde Plot des Films einer naiven Lösung entgegenschreitet.
FilmClicks-Kritik. Der schönste Satz des Films fällt im Showdown. „Holt eure Handys raus und legt die Akkus auf den Tisch“, befiehlt da ein starker Mann seinen überrumpelten Kontrahenten, und man wähnt sich einen Moment lang wie im Western.  Nur, dass hier nicht die Colts rauchen, sondern die Mobiltelefone, die heutzutage ja sehr smart in der Lage sind, alle erdenklichen unangenehmen Dinge für die Ewigkeit festzuhalten.
 
„Paranoia“ spielt in der schönen neuen Welt der elektronischen Kommunikation, deren unschöne Nebenwirkungen in der Realität seit den Snowden-Enthüllungen immer sichtbarer werden. „Privatsphäre? Ein absurder Mythos. So etwas gibt es gar nicht“, sagt Harrison Ford in der Rolle des mächtigen Firmenbosses Jack Goddard. Er ist überzeugt, dass die Elektronik die Menschen längst „besser kennt als die sich selbst“. Und jetzt will er mit einem neuen Produkt das perfekt kontrollierte Glück der Menschen auf die Spitze treiben: Mit einem selbstaufladenden und faltbaren Handy, das alles weiß und alles kann.
 
Das Problem des Elektronik-Gurus Goddard: Sein Gegenspieler  Wyatt (Gary Oldman), einst sein genialer Partner und heute sein Todfeind in der Konzernwelt, würde dieses sagenhafte Gerät auch gern auf den Markt werfen. Also sucht er einen erpressbaren Helfer, den er als Industriespion einsetzen kann. Und hier kommt der junge Adam Cassidy (Liam Hemsworth) ins Spiel.
 
Dieser Cassidy hat es fertiggebracht, in einer Clubbing-Nacht mit Freunden erst 16.000 Dollar auf den Kopf zu hauen und dann die Rechnung auf Firmenkosten zu begleichen. Jetzt stellt ihn der sinistre Wyatt vor die Wahl: Entweder Anklage vor Gericht – oder Jobwechsel zum großen Konkurrenten. Dort soll sich Cassidy das Vertrauen von Oberboss Goddard erschleichen und alles ausbaldowern, was der Tycoon so vorhat.
 
Im Film beginnt nun erstmals die Kleiner-Maxi-Dramaturgie zu greifen. Die beiden Firmen werden als gigantische Konzernkolosse der Elektronik-Branche geschildert, doch Cassidy macht bei seinem neuen Brötchengeber Karriere wie im Märchenland. Als Grundausstattung bekommt er ein sündhaft teures Apartment und ein Audi-Cabrio, und als Mitarbeiter wird er quasi in der Sekunde zum engsten Vertrauten des großen Goddard.
 
Harrison Ford spielt den Multimillionär mit ungewohnt rauer Physiognomie (Stoppelglatze!), hinter der sich aber der bewährte Charme des Stars verbirgt. Der Spion Cassidy beginnt, sich an seiner Seite so richtig wohlzufühlen. Ach, wäre das Leben schön für ihn, wenn er nicht ständig in Akten und Tresoren wühlen und seine Erkenntnisse weitergeben müsste!
 
Der Film nimmt im Mittelteil deutlich Fahrt auf, wenn Cassidy erkennt, dass er nur eine Schachfigur ist im Ränkespiel der beiden Todfeinde aus den Chefetagen. Dann wird recht ernsthaft das Thema Überwachung erörtert, und man bekommt einen Einblick in das eiskalte Denken von Managern, deren Maxime lautet, „es gibt weder Recht noch Unrecht, sondern nur Gewinnen und Verlieren“.
 
Jung-Cassidy wandelt bald eindeutig auf der Verliererstraße. Sein Gegenmittel: Größenwahn. „Ich werde sie mit ihren eigenen Waffen schlagen“, spricht er. „Ich vernichte ihr System.“
 
Das führt zu einem Finale wie David gegen Goliath, wie Maus gegen Elefant. Wie es ausgeht, wird hier natürlich nicht verraten. Aber der kleine Maxi hätte gewiss seine Freude dran.
  





Trailer
LÄNGE: 95 min
PRODUKTION: USA 2013
KINOSTART Ö: 20.09.2013
REGIE:  Robert Luketic
GENRE: Thriller
ALTERSFREIGABE: ab 12


BESETZUNG
Liam Hemsworth: Adam Cassidy
Gary Oldman: Nicolas Wyatt
Harrison Ford: Jack Goddard
Amber Heard: Emma Jennings