GESAMTEINDRUCK: „Papillon“ ist ein authentisches Gefängnis-Drama, bei dem man nicht recht weiß, warum es den Film überhaupt gibt. Schließlich wurde die Story des Sträflings Henri Charrière schon 1973 mit Steve McQueen und Dustin Hoffman grandios verfilmt.
DIE STORY: Der Dieb Henri Charrière, genannt Papillon (Charlie Hunnam), wird 1931 von einem Syndikat verpfiffen und wegen eines Mordes, an dem er schuldlos ist, zu lebenslanger Haft verurteilt. Auf dem Weg in die Strafkolonie in Französisch-Guayana freundet er sich mit einem Mithäftling, dem finanzstarken Fälscher Louis Dega (Rami Malek), an und wälzt erste Pläne für einen Ausbruch. Doch es werden Jahrzehnte vergehen, die Papillon immer wieder in Einzelhaft verbringt, bis ihm die Flucht in die Freiheit gelingt.
DIE STARS: Der Engländer Charlie Hunnam wurde ab 2008 durch die TV-Serie „Sons Of Anarchy“ bekannt. Im Kino sah man ihn zuletzt in der Titelrolle von „King Arthur: Legends Of The Sword“, sowie, unter der Regie von Guillermo del Toro, in „Crimson Peak“ und „Pacific Rim“.
Der Kalifornier Rami Malek, Sohn ägyptischer Eltern, war bis dato ein Spezialist für wichtige Nebenrollen. In der Queen-Biografie „Bohemian Rhapsody“ werden wir Malek im kommenden Winter als Freddie Mercury sehen.
DIE KRITIK: Die Geschichte von „Papillon“ war in den Jahren um 1970 ein weltweites Kultur-Phänomen. Dem Ex-Gangster Henri Charrière gelang mit der Schilderung seiner Haft und der Flucht von der karibischen „Teufelsinsel“ ein internationaler Bestseller (dessen deutsche Ausgabe dem Wiener Molden-Verlag einen ungeahnten Boom bescherte). Die Verfilmung durch Regisseur Franklin J. Schaffner, in der Steve McQueen die Titelfigur und der junge Dustin Hoffman den Papillon-Freund Louis Dega spielte, machte rund um den Globus Furore.
Von all diesem Hype ist mittlerweile natürlich keine Rede mehr. Wer heute die neue „Papillon“-Verfilmung des dänischen Regisseurs Michael Noer anschaut, sieht eine Geschichte, die für viele Zeitgenossen längst in Vergessenheit geraten ist. Dadurch fehlt dem Kinobesuch der Ereignischarakter einer Story, die in aller Munde ist.
Der Film trägt wenig dazu bei, diesen Ereignischarakter zu erwecken. Charlie Hunnam und Rami Malek spielen ihre Hauptrollen solide, ohne großes Charisma auszustrahlen. Solide ist auch der Inszenierungs-Stil von Michael Noer. Man fühlt mit den rechtlosen und unterdrückten Gefangenen pflichtschuldig ein wenig mit. Man empört sich über den Sadismus der Wächter und drückt Papillon bei seinen Fluchtversuchen die Daumen. Doch wirklich mitreißend ist der Film nicht. Der neue „Papillon“ erinnert mehr an eine routiniert abgedrehte TV-Produktion. Großes Kino sieht anders aus.
IDEAL FÜR: Bücher- und Filmfreunde, die die Geschichte von „Papillon“ lieben.