GESAMTEINDRUCK: Es geht um einen wichtigen Aspekt des Golfkriegs 2003: „Official Secrets“ ist ein britisches Polit-Drama, das thematisch bedeutend stärker beeindruckt als filmisch.
DIE STORY: Die britische Agentin Katharine Gun (Keira Knightley) bekommt in der wahren Geschichte „Official Secrets“ ein streng geheimes Dokument in die Hand, in dem von einer illegalen Operation des US-Geheimdiensts NSA die Rede ist. Es geht darum, wankelmütige Mitgliedsstaaten des UN-Weltsicherheitsrats zu erpressen, dem bevorstehenden Golfkrieg zuzustimmen. Katharine Gun wird zur Whistleblowerin und lässt das Dokument an die Presse durchsickern. Der Fall macht weltweit Schlagzeilen. Die UN-Zustimmung zur Irak-Invasion bleibt aus. Doch US-Präsident George W. Bush schickt auch so seine Truppen los. Und Katharine Gun wird in London vor Gericht gestellt.
DIE STARS: Regisseur Gavin Hood („X-Men Origins: Wolverine“) engagierte mit Keira Knightley einen britischen Weltstar für die zentrale Rolle von „Official Secrets“. Ralph Fiennes („Schindlers Liste“) spielt einen Anwalt, der die Verteidigung der Whistleblowein Katharine Gun übernimmt. In weiteren wichtigen Rollen sind Größen wie Matt Smith oder Rhys Ifans zu sehen.
DIE KRITIK: „Official Secrets“ ist ein Film, der wie ein Thriller beginnt und wie eine Dokumentation endet.
Man begleitet die junge britische Agentin Katharine Gun, wenn sie im Jahr 2003 ein fast unfassbares Geheimdokument in die Hand bekommt: Der US-Geheimdienst NSA plant demnach Spionage-Einsätze gegen Staaten, die Einwände gegen die von George W. Bush geplante Irak-Invasion erheben.
Man begreift die Empörung der Kriegsgegnerin Katherine – und man bewundert ihren Mut, wenn sie sich dazu entschließt, die NSA-Pläne öffentlich zu machen. Dies natürlich anonym. Die Dokumente gehen über Umwege an den Journalisten Martin Bright (Matt Smith), einen Reporter des Londoner
Observer, der die Skandalgeschichte nach umfangreichen Zusatzrecherchen auf die Titelseite stellt.
Diese Sequenzen werden in bester Politkrimi-Manier als großes Spannungskino inszeniert. Das Kribbeln steigt weiter, wenn die internen Ermittlungen beginnen, wer das Geheimnis verraten hat, das den Regierungen in Washington und London höchst peinlich ist. Doch dann gibt Katharine bei einer Vernehmung zu, dass sie die Whistleblowerin sei – und alle Spannung weicht binnen Sekunden aus dem Film. Von nun an geht’s mit langen Dialogen vor allem um die rechtliche Aufarbeitung des Falls. Denn Katharine Gun gerät ins Fadenkreuz der Behörden.
Man kann dem Regisseur und Co-Autor Gavin Hood den Stimmungswechsel allerdings nicht zum Vorwurf machen, handelte er doch aus höchst ehrenwerten Motiven. Er wollte diese wahre Geschichte über die Lügen, mit denen 2003 in Washington und London Stimmung für den Angriff auf Saddam Hussein und den Irak gemacht wurde, möglichst authentisch auf die Leinwand bringen.
So stellt sich hier ein komplettes Filmteam in den Dienst einer wichtigen Sache. Die Darsteller, voran Keira Knightley als Katharine und Ralph Fiennes als Anwalt, agieren uneitel, extrem seriös und ohne großen Glamour. Die Inszenierung von Gavin Hood orientiert sich vorsätzlich nicht an den Gesetzen des Kinos, sondern an jenen des Staates (und ihrer Missachtung).
In Summe ist „Official Secrets“ ein staubtrockener und sympathisch altmodischer Film geworden, der eine abenteuerlich unmoralische Geschichte so sachlich wie möglich erzählt. Man kann sich nach dem Abspann seine Gedanken darüber machen, wie George W. Bush, sein britischer Verbündeter Tony Blair und ihre „Koalition der Willigen“ 2003 den Weg zu einem Krieg ebneten, der auf Täuschung aufgebaut war. Und der (bis zum Abzug der US-Truppen aus dem Irak im Jahr 2012) vermutlich Hunderttausende Menschen das Leben kostete.
IDEAL FÜR: Filmfreunde, die realistische Politdramen schätzen.