GESAMTEINDRUCK: „Offenes Geheimnis“ ist ein vor Temperament sprühender Psychothriller mit Penélope Cruz und Javier Bardem. Ein Film voller Intensität, aber auch mit einigen banalen Momenten.
DIE STORY: Die nach Argentinien ausgewanderte Laura (Penélope Cruz) kehrt mit ihren zwei Kindern erstmals nach Jahren zu Besuch in die spanische Heimat zurück. Dort begegnet sie auch ihrer alten Flamme Paco (Javier Bardem). Anlass von Lauras Reise ist eine Hochzeit, doch mitten während des Fests kommt es zu einem Verbrechen. Lauras Teenager-Tochter wird entführt. In ihrer Verzweiflung bittet Laura ihren Ex-Gefährten Paco um Hilfe. Der tut auch alles, was in seiner Macht steht, um das Mädchen zu finden – wobei ein lange gehütetes Geheimnis die Lage auf einmal in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt.
DIE STARS: „Offenes Geheimnis“, der Eröffnungsfilm des Festivals Cannes 2018, kommt mit voller Oscar-Power ins Kino. Der Regisseur und zweifache Oscar-Preisträger Asghar Farhadi besetzte die Hauptrollen mit dem spanischen Hollywood-Traumpaar Penélope Cruz (Oscar für Woody Allens „Vicky Cristina Barcelona“) und Javier Bardem (Oscar für „No Country For Old Men“ von Joel & Ethan Coen).
DIE KRITIK: Der iranische Filmemacher Asghar Farhadi gewann seine Oscars mit Dramen wie „The Salesman“, die einen analytischen Blick auf die schwierigen Lebensverhältnisse in seiner Heimat werfen. Farhadi dreht aber auch gern außerhalb seiner Heimat; diesmal in Spanien.
In „Offenes Geheimis“ (Originaltitel: „Todos lo saben“) zeigt er eine berauschend üppige Welt, in der viele hinreißend schöne Frauen und stolze Männer ihrer Wege gehen. Asghar Farhadi lässt so viel Erotik und Sinnlichkeit in die Story hereinträufeln, als wollte er einen Gegenentwurf zeigen zur Sittenstrenge der muslimischen Welt.
Die Kriminalhandlung ist packend aufgebaut. In bester Thriller-Manier darf man miträtseln, wer hinter der Entführung von Lauras Tochter steht. Obwohl der Filmtitel „Offenes Geheimnis“ darauf hindeutet, dass viele der Protagonisten eine Ahnung von den Hintergründen des Kidnappings haben, bleibt der Spannungspegel bis zum Finale hoch.
Die spanischen Hollywood-Stars Penélope Cruz und Javier Bardem, die im wirklichen Leben ja verheiratet sind, genießen es sichtlich, einmal wieder in ihrer Muttersprache zu spielen (die Originalfassung mit Untertiteln ist empfehlenswert). Sie bringen in allen Höhen und Tiefen das unbändige Temperament auf die Leinwand, das für Spanien so typisch ist. Allerdings gelingt es ihnen nicht, die kleinen Schwächen des Psychodramas zu kaschieren: Die Handlungsstränge und einzelne handelnde Figuren sind nicht frei von Schablonenhaftigkeit.
IDEAL FÜR: Freunde von Thrillern mit Arthaus-Touch, für Spanien-Liebhaber sowie für Fans von Penélope Cruz und Javier Bardem.