DIE STORY: Der gut situierte Pariser Zahnarzt Michel Leproux (Christian Clavier) sucht dringend „Nur eine Stunde Ruhe!“ Denn er fand zufällig eine seltene Jazz-Schallplatte am Flohmarkt, wo er sie einem Händler für einen Schnäppchenpreis abkaufte. Jetzt eilt der bekennende Jazz-Liebhaber mit seiner Rarität nach Hause, um in aller Ruhe den Klängen zu lauschen.
Ruhe? Mitnichten! Noch bevor Michel seinen sündteuren Plattenspieler anwerfen kann, geht der Rummel los: Zunächst will seine Ehefrau (Carole Bouquet) mit ihm reden, dann sein Sohn. Dann stören ihn die lauten Nachbarn, die gerade eine Party feiern, und seine Putzfrau, die immer laut durch die Nase aufzieht.
Schlussendlich setzt sein portugiesischer Schwarzarbeiter noch das Bad unter Wasser und seine Geliebte will der Gemahlin die Affäre beichten. Michel ist am Ende: Dabei wollte er doch nur eine Stunde Ruhe!
DIE STARS: Christian Clavier spielt den schnoddrigen Egoisten Michel ganz hervorragend und springt und hastet durch die turbulente Handlung. Schon in seinem letzten Film „Monsieur Claude und seine Töchter“ konnte Clavier einem internationalen Publikum sein komödiantisches Talent beweisen, doch jetzt ist er endgültig der legitime Nachfolger von Louis de Funès. Clavier war übrigens Ende der 90er Jahre auch in zwei Realverfilmungen von „Asterix & Obelix“ als Asterix zu sehen.
Carole Bouquet, die Christian Claviers Ehefrau spielt, hatte ihren großen Durchbruch 1981 als Bond-Girl in „For Your Eyes Only“
DIE KRITIK: Regisseur Patrice Leconte, der hier ein Theaterstück von Florian Zeller in kurzweilige 79 Filmminuten verwandelte, hat sich beim Führen der Darsteller angenehm zurückgenommen und überlässt seinem Ensemble die Bühne. Clavier, aber auch seine Mitspieler Carole Bouquet, Rossy de Palma (als wunderbar agierende Putzfrau) oder Valérie Bonneton (als Michels heimliche Geliebte), kommen so richtig in Fahrt und funktionieren auch als Team sehr gut: Hier spielt keiner für sich, sondern alle miteinander. So, wie es sich am Theater eigentlich gehört.
Und weil dieses Boulevardstück auch für einen Film geeignet ist, hielt sich Leconte während des Drehs so weit wie möglich an die chronologische Reihenfolge, damit die Darsteller in ihren Rollen bleiben konnten. Diese organische Entwicklung des Spannungsbogens merkt man dem Film auch an.
Außerdem hat Leconte die richtige Dosis Slapstick zugelassen, ohne dass die Szenen unglaubwürdig oder allzu dramaturgisch überhöht wirkten.
Durch die straffe Dramaturgie, die sich nicht mit Nebenschauplätzen aufhält, sondern schnurstracks zum Ziel gelangt, entsteht dann und wann der Eindruck, man wohne einer Nummernrevue bei, jedoch ist das ob der Kürze des Films gut zu verkraften. Daraus bezieht „Nur eine Stunde Ruhe!“ nämlich seinen Elan: In der Kürze liegt die Würze, das trifft in diesem Fall vollends zu.
IDEAL FÜR: Fans französischer Komödien (es schadet nicht, den Film im Original mit Untertiteln zu sehen, dann zünden die Pointen auch in der Mimik der Darsteller besser).