GESAMTEINDRUCK: „Nur ein kleiner Gefallen“ ist ein leidlich spannender US-Thriller über zwei ungleiche Freundinnen, deren Beziehung zu enden scheint, als eine der beiden plötzlich spurlos verschwindet. Doch dann beginnt ein wilder Ritt voller Überraschungen.
DIE STORY: Die mondäne PR-Frau Emily (Blake Lively) und die biedere Bloggerin Stephanie (Anna Kendrick) treffen sich gern zu Drinks und Tratschereien, wo sie sich über ihre Kinder, Männer und ihre intimsten Geheimnisse austauschen. Eines Tages bittet Emily ihre Freundin um den kleinen Gefallen, auf ihren kleinen Sohn aufzupassen. Klar, Stephanie macht das. Doch Emily kehrt nicht mehr zurück. Die Polizei nimmt Ermittlungen auf. Dann wird eine Leiche in einem See gefunden. Es ist Emily. Ende der Geschichte? Nein. Auf einmal bekommen Stephanie und Emilys Ehemann Sean aktuelle Botschaften, die nur von der Verstorbenen stammen können.
DIE STARS: Die heute 33-jährige Anna Kendrick schaffte 2009 an der Seite von George Clooney den großen Durchbruch. Ihre Rolle in „Up In The Air“ brachte ihr eine Oscar-Nominierung ein. Sie ist nicht nur eine großartige Schauspielerin, sondern auch eine brillante Sängerin, wovon sich das Kinopublikum zum Beispiel im Musical „Into The Woods“ oder in der „Pitch Perfect“-Serie überzeugen konnte.
Blake Lively, 31, beeindruckte zuletzt in „The Shallows – Gefahr aus der Tiefe“. Dieses maritime Abenteuer musste sie über weite Strecken ganz allein tragen – ihr wichtigster Anspielpartner war ein hungriger Hai, der ihr nach dem Leben trachtete. Lively ist nicht nur als Darstellerin, sondern auch als Model (etwa für Karl Lagerfeld oder L‘Òréal) aktiv.
DIE KRITIK: Eine Frau verschwindet. Zurück bleiben ihre beste Freundin, ihr kleiner Sohn und ihr Mann, der prompt unter Verdacht gerät, mit dem mysteriösen Fall etwas zu tun zu haben. Mit diesem Plot erinnert „Nur ein kleiner Gefallen“ an einen der besten Thriller der letzten Jahre: „Gone Girl“.
Der „Kleine Gefallen“ wird es aber schwer haben, an den großen Erfolg von „Gone Girl“ heranzukommen. Das liegt zunächst einmal an der Geschichte. Zwar sendet die zur Wasserleiche mutierte Emily immer wieder unheimliche Nachrichten aus dem Totenreich, aber es beschleicht einen schon früh der Verdacht, dass dieses Rätsel eine relativ triviale Auflösung finden könnte.
Das zweite Problem sind die Darsteller. Blake Lively als Emily ist vor allem berechnend, garstig und schön: Ein Trophy Wife und eine Bitch wie aus dem Schablonen-Baukasten. Dort ist auch die Figur ihres Mannes daheim. Henry Golding bemüht sich mit sehr mäßigem Erfolg darum, den blassen Sean als einst erfolgreichen Schriftsteller zu porträtieren, der seit der Eheschließung unter einer unheilbaren Schreibhemmung leidet.
Kurzum: Das Ehepaar Emily & Sean ist ein bissl uninteressant. Darunter leidet die dritte Hauptdarstellerin, Anna Kendrick, der es an kongenialen Anspielpartnern mangelt. Schade, denn Kendricks Leistung als scheinbar kreuzbraves Hausmütterchen, das es aber faustdick hinter den Ohren hat, ist von erster Qualität.
Für den Regisseur Paul Feig bedeutet „Nur ein kleiner Gefallen“ einen radikalen Spurwechsel. Der Filmemacher, berühmt für grelle Komödien wie „Brautalarm“ oder „Spy - Susan Cooper Undercover“, versucht sich hier erstmals an einem Thriller.
Paul Feig hat einen Krimi-Parcours mit vielen überraschenden Kurven angelegt, in dem er sich mit sicherer Hand um viel Tempo bemüht. Allerdings kann das die Grundprobleme des Films (Drehbuch: Jessica Sharzer), dessen Story mehr Oberflächlichkeit als Tiefgang versprüht, nicht ändern.
IDEAL FÜR: Thriller-Fans, denen es nichts ausmacht, wenn die Spannung auf Sparflamme kocht.