GESAMTEINDRUCK: „Nightlife“ ist eine sympathische Romanze mit Star-Besetzung, die sich allerdings durch eine völlig an den Haaren herbeigezogene Krimi-Nebenhandlung selbst viel von ihrer Wirkung nimmt.
DIE STORY: Als der Berliner Barkeeper Milo (Elyas M’Barek) der Musikmanagerin Sunny (Palina Rojinski) begegnet, ist er sicher, die Frau seines Lebens getroffen zu haben. Dummerweise packt Sunny schon die Koffer für einen Job- und Ortswechsel in Richtung USA. Das Band der Liebe muss also rasch geknüpft werden. Doch noch dummererweise steht Milo sein Kumpel und WG-Genosse Renzo (Frederick Lau) im Weg. Der Chaot Renzo ist wegen eines strafrechtlich fragwürdigen und obendrein missglückten Nebenjobs in die Bredouille geraten und braucht nun dringend Milos Hilfe.
DIE STARS: Elyas M’Barek und Frederick Lau, zwei Topstars des aktuellen deutschen Kinos, waren vor kurzem gemeinsam im Komödien-Superhit „Das perfekte Geheimnis“ zu sehen. Palina Rojinski hat nach einem Start als TV-Moderatorin ihre wahre Berufung im Schauspiel gefunden. Burgtheater-Grande Nicholas Ofczarek spielt mit Schmerbauch und breitem Wiener Slang ganz köstlich die Nebenrolle eines bedrohlichen Mafia-Strizzis. Regisseur Simon Verhoeven punktete zuletzt im Kino mit der Multi-Kulti-Komödie „Willkommen bei den Hartmanns“.
DIE KRITIK: Es ist eine Liebe auf den ersten, wenngleich nur halben Blick. Denn die Charmebolzen Milo und Sunny tragen – aus unterschiedlichen medizinischen Gründen – beide eine Klappe über einem Auge, als sie einander in „Nightlife“ erstmals über den Weg laufen. Wenn das kein Wink des Schicksals ist!
Man spürt im Kino förmlich, wie die Herzen der beiden höher schlagen. Was natürlich ganz wesentlich.an den Darstellern Elyas M’Barek und Palina Rojinski liegt. Sie umkreisen einander mit pointierten Balzereien voll Witz und Esprit. Die Chemie stimmt zwischen Milo und Sunny. und auch zwischen Elyas und Palina.
Regisseur Simon Verhoeven, der auch das Drehbuch schrieb, hat die für Romanzen typischen Hindernisse aufgebaut, die dafür sorgen, dass „Nightlife“ nicht schon nach fünf Minuten mit einem Happy End endet. Wird Sunny jetzt, wo sie Milo kennengelernt hat, wirklich den Abflug nach Amerika machen? Hat der frisch verliebte Milo noch genug Zeit, um sich um eine berufliche Herzensangelegenheit – die Eröffnung einer eigenen Bar – zu kümmern?
Leider vertraut Regisseur Verhoeven seinen Hauptfiguren nicht den kompletten Film an. Als komödiantische Nervensäge kommt Frederick Lau ins Spiel, der ja auch ein hervorragender Darsteller ist, hier jedoch eine Deppenrolle zugeteilt bekam. Sein Renzo ist ein freundlicher Unglückswurm mit hoher krimineller Energie, aber geringer krimineller Begabung. Renzo hat zwecks Bargeldbeschaffung einen kleinen Kokain-Transport übernommen, ging jedoch bei einem Snack-Stop seines Wagens verlustig. Das Auto wurde geklaut, und mit ihm die heiße Ware. Was Renzos Auftraggeber über alle Maßen erzürnt.
Dieser Handlungsstrang, der locker den halben Film füllt, strotzt so massiv vor Absurditäten und grotesker Blödheit, dass einem. als Zuschauer der Spaß am ganzen Film vergehen kann. Der angestrengte Humor dieser Sequenzen wirkt aufgesetzt. Die Glaubwürdigkeit der Protagonisten und ihrer Handlungen tendiert gegen Null. Nicht einmal die kleinen wienerischen Pointengewitter von Nicholas Ofczarek können das Debakel abwenden.
Schade drum. „Nightlife“ hätte das Zeug zu einer gelungenen romantischen Komödie gehabt. Doch der Krimi geht der Romanze an den Kragen – auch wenn zwischen Elyas M’Barek und Palina Rojinski bis zum Finale die Funken sprühen.
IDEAL FÜR: Freunde von deutschen Komödien.