Nico, 1988

Zwischen Ruhm und Verzweiflung


FilmClicks:
„Nico, 1988“: Die Deutsche Christa Päffgen (Trine Dyrholm) wurde als Nico zum Rockstar © Filmladen
GESAMTEINDRUCK: „Nico, 1988“ ist manchmal sperriges, dann wieder packendes Arthaus-Kino, das sehr gut vom Leben der Rocksängerin und Andy-Warhol-Muse Nico nach ihrer Zeit mit der Band Velvet Underground erzählt.
 
DIE STORY: Nico (1938 – 1988) war mal das erste deutsche Supermodel, in den 50er Jahren. Dann ging sie nach New York, geriet in den Zirkel um Andy Warhol. Mit der Band The Velvet Underground wurde sie unsterblich. Wollte vom Leben aber weit mehr. Da ihr Jim Morrison von den Doors geraten hatte, ihre Träume aufzuschreiben, tat sie genau das und versuchte, daraus Lieder zu machen, eine neue Karriere aufzubauen. Aber die Fans und die Medien wollten immer nur die Nico erleben, die sie bereits kannten.            
 
DIE STARS: Dieses Musik-Drama gehört allein der dänischen Darstellerin Trine Dyrholm, Sie hat alle Eitelkeiten fallen gelassen und wird zu Nico in ihren letzten Jahren, von der immer noch ein unglaublicher Reiz ausgeht, die aber unfassbar verlebt aussieht. Große Leistung!

Privat: Nico (Trine Dyrholm) mit ihrem Sohn Ari (Sandor Funtek) © Filmladen

DIE KRITIK: Das Bio-Pic „Nico, 1988“ ist ein Fest für Kenner und Eingeweihte. Wer noch nie etwas von der deutschen Sängerin Christa Päffgen alias Nico gehört hat (dieser Tage wäre sie 80 geworden), kann hier zwar viel lernen. Aber als Nicht-Eingeweihter steht man erst einmal etwas ratlos vor dem Film der Regisseurin Susanna Nicchiarelli, der hölzern beginnt und dann aber so richtig Fahrt aufnimmt.
Der Film schildert die letzten drei Jahre im Leben der Künstlerin. Die zu jener Zeit schwer drogenabhängige Frau fährt ständig mit einem alten Kleinbus über die Lande. Von England geht es nach Frankreich, dann nach Polen und die Tschechoslowakei. Alles weit vor dem Mauerfall, von 1986 bis zu ihrem frühen Tod 1988.
Nico, die privat lieber Christa genannt werden wollte, muss sich ein ums andere Mal mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Die Medien befragen sie stets nach der Supergroup The Velvet Underground, der sie nur kurze Zeit angehörte. Es geht aber auch um ihr Versagen als Mutter. Sie hatte einen Sohn mit Alain Delon, den der aber nie anerkennte und der dann bei Delons Mutter aufwuchs. Und natürlich geht es auch um die Drogen, denen sie erst ganz am Ende ihres Lebens entkam (sie starb bei einem Fahrrad-Unfall auf Ibiza).
So ein Film braucht eine Hauptdarstellerin, die einen von der ersten Sekunde packt und nicht mehr loslässt. Das schafft die dänische Ausnahme-Schauspielerin Trine Dyrholm (2016 für „Die Kommune“ mit dem Silbernen Bär der Berlinale gewürdigt) ganz ausgezeichnet.  
Das gilt nicht nur darstellerisch: Trine Dyrholm, die mit 14 an der dänischen Vorausscheidung für den Eurovision Song Contest teilnahm, hat sich Nico auch musikalisch draufgeschafft. Sie singt alle Lieder selbst. Einige, wie „All Tomorrow’s Parties“, sind Klassiker geworden. Andere hört man nur noch selten. Aber Trine Dyrholm schenkt uns eine Nico, der man beim Wüten auf der Bühne gern zuschaut und bei der man ergriffen ist, wenn sie am Leben verzweifelt.
 
IDEAL FÜR: Nico-Fans und für Filmfreunde, die wissen wollen, wie sich ein Rockstar-Leben nach dem großen Ruhm anfühlt. 






Trailer
LÄNGE: 94 min
PRODUKTION: Italien / Belgien 2018
KINOSTART Ö: 20.07.2018
REGIE:  Susanna Nicchiarelli
GENRE: Biografie|Drama|Musikfilm


BESETZUNG
Trine Dyrholm: Nico / Christa Päffgen
Sandor Funtek: Ari
John Gordon Sinclair: Richard