DIE STORY: Frankreichs Komödien-Superstar Dany Boon spielt in „Nichts zu verschenken“ einen virtuosen Geiger und Orchestermusiker namens Francois, der privat ein unausstehliches Ekel ist. Ein Geizhals. Ein krankhaft sparwütiger Mann, der im Supermarkt um einen Drei-Cent-Gutschein feilscht und der abends im Eigenheim mit dem Lesen wartet, bis draußen die Straßenbeleuchtung aufflammt. Denn in der Wohnung dreht er nie freiwillig das Licht auf. Zu teuer.
Das Leben dieses unfrohen Mannes, der seinen Bankberater wie einen Therapeuten konsultiert (Francois hat eine Viertelmillion Euro auf dem Konto), nimmt eines Tages eine neue Wendung, als ein Teenie-Mädchen vor seiner Tür steht. Laura (Noémie Schmidt) stellt sich als Francois‘ Tochter vor. Von deren Existenz hatte der Mann zwar keine Ahnung – von der möglichen Art ihrer Zeugung aber sehr wohl: War da nicht einst eine kurze Affäre, während der er ein abgelaufenes Kondom benutzte?
Laura zieht bei ihrem Vater ein, doch die Begegnung mit der Tochter macht ihn weder sanfter noch ruhiger. Auch die bildschöne Musikerin Valérie (Laurence Arné), die sich erstaunlicherweise in Francois verleibt, muss feststellen, dass ein Date mit dem Mann geradewegs zum perfekten Desaster-Dinner führt.
So spart und schimpft der unleidliche Francois weiter vor sich hin – bis das Drehbuch die ganz große Schicksalskeule auspackt und die Darsteller in ein Finale schickt, das sich Rosamunde Pilcher nicht schmalziger hätte ausdenken können.
DIE STARS: Dany Boon, der seine Karriere als Comedian auf der Bühne begann, wurde 2008 mit dem Kino-Superhit „Willkommen bei den Sch’tis“, den er auch selbst inszenierte und schrieb, zum Megastar des französischen Films.
Die 26-jährige Schweizerin Noémie Schmidt („Frühstück bei Monsieur Henri“) porträtiert in „Nichts zu verschenken“ glaubhaft die 16-jährige Tochter von Dany Boon.
DIE KRITIK: Knausrige Menschen sind ganz generell beliebte und prächtig geeignete Komödien-Figuren. Davon zeugt nicht nur Molières Lustspiel-Klassiker „Der Geizige“, der seit bald 350 Jahren das Theaterpublikum entzückt. Der Geizkragen, den Dany Boon in „Nichts zu verschenken“ porträtiert, ist allerdings eher ein Fall für den Therapeuten als einer fürs Kino. Dany Boon spielt (mit großer Geste) keinen schrulligen Sonderling, sondern einen Psychopathen, dessen Schattenseiten sich im Lauf des Films zunehmend verdüstern.
Mit dieser Konstruktion ist „Nichts zu verschenken“ ein Film, der die elementare Grundregel des Kinos verletzt, wonach man für jede Story einen guten Helden und einen guten Schurken braucht. Denn hier ist der vermeintliche Held zugleich der Schurke. Man will als Zuschauer diesem Francois die Daumen drücken, aber das geht nicht, weil seine Taten immer wahnhafter und bösartiger werden.
Auch bei der Rahmenhandlung stimmt nichts. Diese Furie von einem Mann soll beruflich ein begnadeter Geigenvirtuose sein – unglaubwürdig. Eine attraktive und sensible Orchesterkollegin verliebt sich in ihn – total unglaubwürdig. Und wie er mit seiner Teenager-Tochter umgeht, das ist haarsträubend und überkitscht zugleich.
So trifft der Titel „Nichts zu verschenken“ auf den Film von Regisseur Fred Cavayé gleich in mehrfacher Weise zu. Diese verunglückte Komödie hat auch dem Publikum nichts zu schenken: Keinen Humor, kein Feingefühl, keinen tieferen Sinn.
Eine einzige Szene gibt’s in den 91 Minuten, die wirklich komisch ist: Jene, in der Dany Boon die „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi bei einem Konzert in zwölf Minuten herunterfiedelt – nicht, weil er einen neuen Weltrekord aufstellen will, sondern weil er daheim wieder mal eine brennende Glühbirne vermutet, die dringend ausgeschaltet werden muss. Doch diese Sequenz ist logischerweise nicht abendfüllend. Vielleicht hätte man aus „Nichts zu verschenken“ einen Kurzfilm machen sollen. Oder, noch besser, gar keinen Film.
IDEAL FÜR: Komödienfreunde, die mal beobachten wollen, wie man ein Lustspiel trotz hochkarätiger Besetzung komplett in den Sand setzt.